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Carries ruhmreichen Tage

Carries ruhmreichen Tage

Titel: Carries ruhmreichen Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Ramírez Viera
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ein Anruf von dir lieber gewesen wäre. «
    » Ich habe ein wenig gewartet. Du weißt schon, ich wollte dich nicht nerven. «
    Carrie neigt den Kopf erneut zur Seite. Sogleich bemerkt sie, daß es albern wäre, diese Geste ein drittes Mal anzuwenden. Deshalb läßt sie ihren Kopf von jetzt an lieber aufrecht.
    – Schön.... und wie ist er das Mädchen aus der Cafeteria losgeworden? Wird er das mit mir auch irgendwann tun? –
    Bedauerlicherweise laufen sie zurück. Carrie dachte, man würde sie ein weiteres Mal verführen...  in ihrer fantasievollen Naivität, denn das hatte bisher noch niemand getan... aber am Ende kehren sie zu diesem Schaufenster zurück, in dem die andere Frau wartet.
    „Noch ein Dreier....? Der Letzte hat einen unangenehmen Geschmack im Mund hinterlassen.
    » Carrie, das ist Madeleine. «
    » Angenehm. «
    » Sehr erfreut. «
    Nein, sie haben nichts miteinander. Das Mädchen ist wunderschön, scheint aber eher eine Finanzexpertin, als etwas anderes zu sein. Sie ist mit einem dieser gerichtstypischen „Kostüme“ gekleidet, die bei Prozessen der Leute von Format getragen werden. Ihr Haar ist schlichtweg perfekt. Glatt, ohne Fixierung. Kastanienbraun, so dunkel, daß es fast schon schwarz sein könnte. Ihre Augen sind honigbraun. Ihre Haut ist honigfarben.... sie wirkt weich, denn Carrie kann auf ihr keine einzige Unebenheit entdecken; sie sieht aus, wie ein künstliches Wesen. Als wenn Gott mehr Bemühungen in sie, als in jeden anderen Mensch auf dieser Erde hineingesteckt hätte.
    Sie ist auch kein Mädchen mehr. Sie ist schon etwas älter, aber das sieht man nur aus der Nähe. Carrie ist Nikotinabhängig und die Bebrüterin   ihres Liebeskummers... Madeleine hingegen ist frisch wie ein Rose. Sie ist perfekt... Geradlinig... Roboterhaft... mit ihrem Erscheinungsbild, dieser stilvollen Kleidung und ihrem umwerfenden Körper, könnte sie soeben einem Modemagazin entsprungen sein.
    Sie reden über belanglose Dinge. Madeleine definiert sie als eine aus dem „Sonderangebot“, aber Carrie läßt sich nicht beirren. Sie hassen sich. Sie hassen sich auf Anhieb. Es ist diese spontane Feindschaft zwischen zwei Frauen. Sie nutzen ihre weibliche Instinkt, um wie von selbst Zuneigung und Aversion zu erkennen; bei Männern, wie Christian, nutzt dieser Instinkt nichts. Er ist völlig wertlos, um festzustellen, ob die Liebe erwidert wird oder nicht; zwischen Frauen, zwischen Rivalinnen, entfaltet die Macht der Intuition ihr volles Ausmaß.
    » Liebling, ich muß gehen « , sagt Madeleine. Selbst dafür, um zu verschwinden, geht sie in die Offensive und gibt Rocko einen Kuss. Einen kleinen, förmlichen.... allerdings auf den Mund. Nicht mit der Leidenschaft zwischen Paaren, sondern mit der unbefangenen, zärtlichen Art, wie manche Väter ihre Töchter küssen. Je nachdem, wie man es betrachten mag.
    Carrie bleibt genau ohne das zurück, einem süßen Geschmack im Mund. Rocko bemerkt es und versucht sie abzulenken, indem er das Gespräch wiederaufnimmt. Er redet sogar über den Papierkram, den er ihr zur Aufbewahrung übergeben hat.
    » Schön, und wann wirst du mit mir über den Papierkram reden? « , fragt er, davon ausgehend, wenn sie den roten Ordner schon nicht mit sich führte, sie zumindest den Inhalt zu Hause durchgearbeitet hatte.
    » ... Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. «
    » Warum...? Das verstehe ich nicht. «
    » Weil... wir uns zu sehr verstricken. «
    » Und...? «
    » Ich kann nicht deine Anwältin sein; dich zu kennen beeinträchtigt meine Sichtweise « , sinnt sie sich zurecht. » Die Effektivität meiner Arbeit ist so nicht gewährleistet « .
    Nun ist es Rocko, der den Kopf zur Seite neigt.
    » Übertreibst du nicht ein wenig? «
    » Nicht im geringsten « , und Carrie verschlingt das Gebäckstück, das sie aus Höflichkeit zu ihrem Kaffee bestellt hatte. » Wir haben miteinander geschlafen... oder so was ähnliches « , scheut sie sich nicht zu sagen. Anschließend schränkt sie es für sich weiter ein und bezweifelt, daß diese Typen jemals so mit ihr schlafen werden, wie es sich gehört. » So kann man nicht objektiv sein. «
    Rocko zaudert.
    » Was hat das mit objektiv sein zu tun? Du bist Anwältin, keine Richterin. «
    Ja, Carrie hat das Ganze wohl ein wenig durcheinander gebracht. Mit Sicherheit ist das Amtsgeheimnis oder die Schweigepflicht etwas anderes, als das, was sie es gerade interpretiert hat. Von einem Anwalt erwartet man zwar nicht, daß er das Gesetz

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