Carries ruhmreichen Tage
Förderer des Lebens. Um mit der Zunge daran vorbeizukommen, heißt es für sie erst mal eine gewisse Mauer zu überwinden, bis Alain dann letztlich diese weiße Lava ejakuliert, die sich im Wasser verteilt, wie die Fischbrut in einem Tümpel.
* * *
Es regnet. Manchmal dient der Regen dazu, daß Menschen die Welt aus einem anderen Blickwinkel betrachten können. Dieser Regen sorgt dafür, daß Carrie sich ihrer Niederlage noch bewußter wird. Welche sich nach dem Dreier viel trauriger darstellt, als sie noch dachte, während sie voller Gier darauf wartete, daß Alain kommt. In Wirklichkeit dachte sie in jenem Moment an gar nichts. Kein Mensch kann sich verlieren und im gleichen Moment denken.
So sind sie anscheinend, die Fortunys. Sie geben nur das Nötigste. Vielleicht sind die Frauen deswegen so verrückt nach ihnen, weil sie das Ganze nicht „Beenden“. Sie lassen sie auf glühenden Kohlen sitzen, damit sie letzten Endes wiederkommen, um weitere Zugeständnisse zu machen.
– Scheiße, Carrie.... –
Sie flüchtet nicht vor dem Regen. Stattdessen setzt sie sich dort in den Park, wo sie bis auf die Haut durchnässt wird. Sie war auf dem Weg nach Hause, aber in diesem Moment hat sie nur noch das Bedürfnis an diesem Ort zu bleiben, wo sie niemand sehen kann; mittlerweile gießt es in Strömen... es ist nicht so einfach, jemanden zu durchschauen. Jetzt ist der Tag grau und es gibt sicherlich nicht all zu viele Frauen die beim Rückblick auf das Beste, was ihnen in ihrem Leben passiert ist, so verwirrt sind, daß sie sich in einem Park wiederfinden. Sie ist alleine und alleine muss sie weinen.
Sie fühlt sich wie eine Rabenmutter. Sie fühlt sich nicht als Frau.... Es ist kaum vierundzwanzig Stunden her, daß Yolande hätte sterben können und ihre mittelmäßige Mutter ist weggegangen, um mit unbekannten zu vögeln.
Achtes Kapitel
Sie erwacht in einem schrecklichen Zustand, in einer Gemütsverfassung, die sie unmöglich vorher schon mal erlebt haben konnte. Sie geht in die Küche, wo sie beginnt Teller und Töpfe zu spülen und zu schrubben. Sie reinigt den Herd, den Lampenfuß, sie wechselt die Batterie der Wanduhr, die schon seit Monaten steht....Mit und ohne Handschuhe, mit und ohne Schürze, so verbringt sie den Morgen , dem Haushalt ergeben. Sie ordnet die Bücher neu, fast alphabetisch, sie stellt Kakerlakenfallen auf, klopft die Sofakissen aus, kehrt unter den Möbeln, dort, wo der Boden schon seit Jahren kein Licht mehr gesehen hat.
Sie richtet ein mustergültiges Frühstück her, obwohl es schon zwölf Uhr mittags ist. Toasts, Orangensaft, Crêpes, heiße Schokolade.... Sie strotzt nur so vor Hingabe für ihre Lieben.... oder sind das Gewissensbisse?
Sie küsst ihre Kinder, die befremdeter durch die Realität, als durch jede beliebige Schöpfung ihrer Träume erwachen. Die Großmutter steht ebenfalls neben sich. Aber sie schweigen und essen. So mögen sie es. Dann gehen die Kinder mit ihrer Großmutter zum Fernseher, bereit auf das saubere Sofa zu treffen; sie hat es mit diesem Wunderschaum, der Flecken entfernt, desinfiziert. Vor dem Einschalten können sie sogar ihre Gesichter im dunklen Hintergrund der Mattscheibe sehen. Yolande sieht sich so lange darin an, daß ihr Bruder sich beklagt und sie mit seinem Peter Pan Schwert bedroht. Diesmal in Form einer gefährlichen Gabel, die er sich aus der Küche mitgebracht hat; die Erklärung für das Abdriften der Gegenstände im Haus liegt darin, dass niemand Wert darauf legt wo jeder Gegenstand bleibt, wohin er soll, wo er ungefähr mal war oder wo er normalerweise ist.
» Nein Liebling... « , ermahnt ihn Carrie » Lass die Gabel los. «
Das ist zu herzlich. Vielleicht kapituliert der Junge deshalb. Ein paar Schreie hätten sicherlich nichts bewirkt. Weitere Freundlichkeiten folgen der Ersten. In nicht allzu ferner Zukunft, wenn die Kinder sich an den Überraschungseffekt der schönen Worte gewöhnt haben, werden diese nicht mehr ausreichen, um sie zu bändigen. Man wird zu den Schreien zurückkehren müssen.....die dann eine Zeitlang wieder ihre Wirkung haben werden. Das was die Kinder brauchen, um sich ebenfalls eine Routine anzueignen.
Sie versucht Mutter zu sein. Sogar Hausfrau. Selbst Tochter möchte sie sein und redet mit der Großmutter. Zumindest versucht sie es, denn diese ist nicht sehr gesprächig; sie hätte viel früher auf sie hören sollen, aber jetzt ist die betagte Frau nicht mehr der
Weitere Kostenlose Bücher