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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Gegner war stark und zeigte keinerlei Anzeichen von Ermüdung.
    Der Mann schätzte mit wild entschlossenem Blick die Winkel und Entfernungen ab und trat zu – jedenfalls scheinbar. Es war eine Finte. Bond hatte jedoch damit gerechnet, und als der riesige Kerl sich wegdrehte, versetzte Bond ihm einen kraftvollen Ellbogenstoß in die Niere, der nicht nur äußerst schmerzvoll sein würde, sondern das Organ dauerhaft schädigen konnte.
    Zu spät begriff Bond, dass der Posten ihn dennoch getäuscht hatte; er hatte den Treffer absichtlich eingesteckt, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen und seitlich auf den Tisch zu hechten, auf dem das Telefon lag. Er packte es, zerbrach es in zwei Teile und warf sie aus dem Fenster. Eines hüpfte noch kurz über die Wasseroberfläche, bevor es versank.
    Doch nun war Bond über dem Kerl, bevor der sich wieder aufrichten konnte. Er verzichtete ab jetzt auf Systema und begab sich in eine klassische Boxerhaltung. Seine linke Faust traf den Solarplexus des Gegners und ließ ihn zusammenklappen. Dann holte er mit der Rechten aus und hämmerte sie dem Mann hinter das Ohr. Der Schlag war perfekt gezielt. Der Wachposten erbebte und stürzte bewusstlos zu Boden. Das würde aber nicht lange so bleiben, nicht mal nach einem so schweren Treffer. Bond fesselte ihn schnell mit dem Anschlusskabel einer Lampe und stopfte ihm als Knebel einige Servietten in den Mund, die auf einem Frühstückstablett lagen.
    Jessica rappelte sich derweil wieder auf.
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte er.
    »Ja«, flüsterte sie atemlos und lief zum Fenster. »Das Telefon ist weg. Was machen wir jetzt? Es gibt keine anderen. Nur Severan und Niall haben eines. Und die Telefonzentrale ist heute abgeschaltet, weil die Angestellten alle freihaben.«
    »Drehen Sie sich um«, sagte Bond. »Ich werde Sie fesseln, und zwar ziemlich stramm – es darf niemand auf die Idee kommen, dass Sie mir helfen wollten.«
    Sie hielt die Arme hinter sich, und er verschnürte ihre Handgelenke. »Es tut mir leid. Ich hab’s versucht.«
    »Psst«, flüsterte Bond. »Ich weiß. Falls jemand hereinkommt, behaupten Sie, Sie wüssten nicht, wo ich stecke. Tun Sie einfach verängstigt.«
    »Ich brauche gar nicht so zu tun«, sagte sie. Dann: »Gene …«
    Er sah sie an.
    »Meine Mutter und ich haben vor jedem einzelnen meiner Schönheitswettbewerbe gebetet. Ich habe oft gewonnen, also müssen wir wohl ziemlich gut gebetet haben. Und jetzt werde ich für Sie beten.«

57
    Bond eilte den halbdunklen Korridor hinunter, vorbei an Fotos des urbar gemachten Landes, das Hydts Arbeiter in die elysischen Gefilde verwandelt hatten, die herrlichen Gärten auf der ehemaligen Green-Way-Deponie im Osten.
    In York war es neun Uhr fünfundfünfzig. Noch fünfunddreißig Minuten bis zu der Explosion.
    Er musste das Gebäude sofort verlassen. Irgendwo hier musste es eine Art Waffenkammer geben, wahrscheinlich in der Nähe der vorderen Sicherheitsschleuse. Dorthin war er nun unterwegs, mit gleichmäßigem Schritt und gesenktem Kopf, in der Hand die Landkarten und den Notizblock. Bis zum Eingang waren es noch etwa fünfzig Meter. Er dachte taktisch. Die vordere Sicherheitsschleuse war mit drei Männern besetzt. Wurde der hintere Eingang ebenfalls bewacht? Vermutlich ja, denn obwohl sich im Verwaltungsgebäude heute keine Angestellten aufhielten, hatte Bond draußen mehrere Arbeiter gesehen. Gestern waren dort hinten drei Wachen gewesen. Wie viele andere Sicherheitsleute mochten hier sein? Hatten die anderen Besucher ihre Waffen vorn abgegeben, oder hatte man auch ihnen aufgetragen, sie in den Fahrzeugen zu lassen? Vielleicht …
    »Da sind Sie ja, Sir!«
    Die Stimme ließ ihn zusammenzucken. Zwei bullige Wachposten stellten sich ihm in den Weg. Ihre Gesichter ließen keinerlei Regung erkennen. Bond fragte sich, ob sie Jessica und ihren gefesselten Kollegen gefunden hatten. Offenbar nicht. »Mr. Theron, Mr. Hydt sucht Sie. Sie waren nicht in Ihrem Büro, also hat er uns geschickt, um Sie in den Konferenzraum zu bringen.«
    Der Kleinere der beiden musterte ihn aus Augen, die hart wie der Rückenschild eines Schwarzkäfers waren.
    Bond konnte nichts anderes machen, als sie zu begleiten. Kurz darauf trafen sie am Konferenzraum ein. Der Größere der Wachposten klopfte an die Tür. Dunne öffnete, betrachtete Bond mit neutraler Miene und ließ die Männer eintreten. Hydts drei Partner saßen um einen Tisch. Neben der Tür stand mit verschränkten Armen der große

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