Carte Blanche - Ein Bond-Roman
Dutzend Leichtverletzter gegeben zu haben.«
Die drei Partner waren schlagartig verstummt. Niall Dunnes blaue Augen zuckten, eine ganz untypische Gefühlsregung.
Hydts Stirn legte sich in tiefe Falten. Er atmete geräuschvoll ein.
»Etwa zehn Minuten vor der Explosion ging bei den Behörden die Warnung ein, es sei in oder bei einer Universität in York eine Bombe deponiert worden. Gewisse zusätzliche Angaben ließen auf die Yorkshire-Bradford University schließen, doch es wurden vorsorglich alle Bildungsanstalten der Stadt evakuiert. Die Pläne für einen solchen Fall wurden nach den Londoner Anschlägen vom siebten Juli entwickelt.
Die Opfer – und ich betone erneut, dass es sich um Leichtverletzte handelt – sind überwiegend Angehörige des Personals, die sich vergewissert haben, dass auch wirklich alle Studenten das Gebäude verlassen hatten. Darüber hinaus wurde ein Professor geringfügig verletzt, ein Forschungsmediziner, der zuvor in einem der Räume eine Vorlesung abgehalten hatte. Unmittelbar vor der Explosion gelang es ihm, aus seinem Büro wichtige Unterlagen zu retten.
Wir sind uns bewusst, dass eine serbische Gruppe sich zu dem Anschlag bekannt hat, und ich darf Ihnen versichern, dass die Polizei hier in Yorkshire, die Metropolitan Police in London und die Ermittler des Security Service diesem Fall die höchste Priorität einräumen …«
Mit einem lautlosen Knopfdruck schaltete Hydt den Fernseher aus.
»War das einer Ihrer Leute vor Ort?«, verlangte Huang zu wissen. »Hat er etwa im letzten Moment Skrupel bekommen?«
»Sie haben versichert, wir könnten allen trauen!«, stellte der Deutsche mit kalter Stimme fest und musterte Hydt wütend.
Die Partnerschaft war anscheinend nicht sehr belastbar.
Hydts Blick richtete sich auf Dunne, der sein Gesicht wieder unter Kontrolle hatte. Der Ire überlegte konzentriert – ein Ingenieur, der ruhig eine Funktionsstörung analysierte. Als die Partner eine hitzige Diskussion begannen, nutzte Bond die Gelegenheit, sich der Tür zu nähern.
Er hatte die halbe Strecke geschafft, als die Tür aufflog. Ein Sicherheitsmann kniff die Augen zusammen und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf ihn. »Er. Er war’s.«
»Was?«, fragte Hydt.
»Wir haben Chenzira und Miss Barnes gefesselt in ihrem Büro gefunden. Man hatte ihn bewusstlos geschlagen, aber als er zwischendurch zu sich kam, sah er einen Mann in Miss Barnes’ Handtasche greifen und etwas herausnehmen. Ein kleines Funkgerät, dachte er. Der Mann hat es benutzt, um mit einer anderen Person zu reden.«
Hydt runzelte verwirrt die Stirn. Dunnes Miene hingegen ließ erkennen, dass er beinahe damit gerechnet hatte, dass Gene Theron ein Verräter war. Der Ingenieur gab dem großen Sicherheitsmann im schwarzen Anzug einen Wink. Der Mann zog seine Waffe und richtete sie genau auf Bonds Brust.
59
Der Wachposten in Jessicas Büro war also früher wieder zu sich gekommen, als Bond erwartet hatte … und war zum Zeugen der weiteren Ereignisse geworden: Nachdem er Jessica gefesselt hatte, hatte Bond aus ihrer Handtasche die Gegenstände genommen, die Gregory Lamb ihm tags zuvor zusammen mit dem Inhalator gebracht hatte.
Auf der gestrigen Rückfahrt in die Stadt hatte Bond mit Absicht gefühllose Fragen gestellt. Es war sein Ziel gewesen, Jessica aufzuregen, abzulenken und idealerweise zum Weinen zu bringen, damit er ihre Handtasche nehmen und ihr ein Taschentuch suchen konnte … während er gleichzeitig in einem Seitenfach die Gegenstände versteckte, die Sanu Hirani ihm via Lamb geschickt hatte. Dazu zählte auch ein Satellitentelefon von der Größe eines dicken Kugelschreibers. Da der doppelte Zaun rund um das Green-Way-Gelände verhinderte, dass Bond die Gegenstände von außen hindurchschieben und im Gras oder Unterholz verbergen konnte, und da Bond wusste, dass Jessica heute herkommen würde, hatte er beschlossen, ihre Handtasche als Versteck zu nutzen, denn sie konnte ungehindert den Metalldetektor passieren.
»Her damit«, befahl Hydt.
Bond zog das getarnte Telefon aus der Tasche. Hydt untersuchte es, ließ es dann fallen und zertrat es mit dem Absatz. »Wer sind Sie? Für wen arbeiten Sie?«
Bond schüttelte den Kopf.
Hydt war nicht länger ruhig. Er blickte in die wütenden Gesichter seiner Partner, die aufgebracht wissen wollten, welche Schritte unternommen worden seien, um ihre Identitäten zu schützen. Sie verlangten ihre Mobiltelefone. Mathebula wollte seine Waffe haben.
Dunne musterte
Weitere Kostenlose Bücher