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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Waggons.
    Nachdem er zu dem Schluss gelangt war, dass der Zug für ihn und seine Pläne wohl keine Rolle spielte, richtete James Bond das Fernrohr wieder auf das Restaurant des Kurhotels und nahm erneut sein Ziel in Augenschein. Das große Gebäude mit der gelb verputzten Fassade und den braunen Leisten hatte schon bessere Tage gesehen, schien bei den Einheimischen aber überaus beliebt zu sein, denn auf dem Parkplatz standen zahlreiche Limousinen der Marken Zastava und Fiat.
    Es war zwanzig Uhr vierzig an einem klaren Sonntagabend hier in der Nähe von Novi Sad, wo die pannonische Ebene zu einer Landschaft anstieg, die von den Serben »bergig« genannt wurde, wenngleich Bond vermutete, dass mit dieser Bezeichnung lediglich Touristen angelockt werden sollten. Für ihn, einen begeisterten Skifahrer, konnte hier allenfalls von Hügeln die Rede sein. Die Mailuft war trocken und kühl, die Gegend so ruhig wie eine Friedhofskapelle.
    Bond verlagerte abermals seine Position. Er war Mitte dreißig, maß einen Meter dreiundachtzig und wog siebenundsiebzig Kilogramm. Sein schwarzes Haar war seitlich gescheitelt, und einige Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Auf der rechten Wange verlief eine acht Zentimeter lange Narbe.
    Die Kleidung für den heutigen Abend hatte er sorgfältig ausgewählt. Er trug eine dunkelgrüne Jacke und eine wasserfeste Hose des amerikanischen Herstellers 5.11, des besten Anbieters auf dem Markt für taktische Ausrüstung. An seinen Füßen steckten abgetragene Lederstiefel, die sowohl bei einer Verfolgungsjagd als auch in einem Kampf stets sicheren Halt verliehen.
    Je dunkler es wurde, desto heller schimmerten im Norden die Lichter des alten Novi Sad. Mochte die Stadt heutzutage auch lebhaft und anziehend wirken, wusste Bond doch um ihre finstere Vergangenheit. Nachdem die Ungarn im Januar 1942 Tausende der Einwohner niedergemetzelt und ihre Leichen in die eisige Donau geworfen hatten, war Novi Sad eine maßgebliche Triebfeder des Partisanenwiderstands geworden. Bond wollte hier heute Abend eine weitere Gräueltat verhindern, zwar anders geartet, aber von gleichem oder gar größerem Ausmaß.
    Am gestrigen Samstag war in den britischen Nachrichtendiensten Alarm ausgelöst worden. Das GCHQ in Cheltenham hatte ein elektronisches Raunen entschlüsselt. Demnach stand in der folgenden Woche ein Anschlag bevor.
    besprechung in noahs büro, bestätigen vorfall für freitag, den 20., abends, rechnen mit tausenden unmittelbaren opfern und nachteiligen auswirkungen auf britische interessen, transfer der zahlungen wie vereinbart.
    Wenig später hatten die Lauscher der Regierung zudem eine zweite SMS geknackt, die vom selben Telefon mit demselben Verschlüsselungsalgorithmus an eine andere Nummer geschickt worden war.
    treffen sonntag im restaurant rostilj bei novi sad, 20.00 uhr. ich bin knapp eins neunzig groß, mit irischem akzent.
    Dann hatte der Ire – der netterweise, wenn auch unfreiwillig, für seinen eigenen Spitznamen gesorgt hatte – das Telefon zerstört oder den Akku herausgenommen, genau wie die Empfänger der beiden Nachrichten.
    In London waren am Abend das Joint Intelligence Committee und Mitglieder des COBRA , des Großen Krisenstabs, zusammengekommen, um eine Risikoeinschätzung des Vorfalls Zwanzig vorzunehmen, so benannt nach dem Datum des Freitags.
    Zum Initiator oder zur Natur der Bedrohung gab es keine konkreten Erkenntnisse, aber nach Ansicht des MI6 lag der Ursprung in den Stammesregionen Afghanistans, wo al-Qaida und ihre Ableger dazu übergegangen waren, in den Ländern Europas westliche Handlanger zu engagieren. Die britischen Agenten in Kabul holten nun in großem Umfang weitere Informationen ein. Auch die serbische Spur musste verfolgt werden. Und so hatten die langen Tentakel dieser Ereignisse am Samstagabend um zweiundzwanzig Uhr nach Bond gegriffen und ihn gepackt, als er gerade in einem exklusiven Restaurant an der Charing Cross Road saß und einer schönen Frau lauschte, die ihm ausführlich und ermüdend ihr Leben als verkannte Malerin schilderte. Die SMS in Bonds Mobiltelefon hatte gelautet:
    NA-EIN, kontaktieren Sie Leitstelle.
    »Na-ein« – der Hinweis auf einen Nachteinsatz bedeutete, dass Bond unverzüglich reagieren musste, wann auch immer die Nachricht empfangen wurde. Das Telefonat mit seinem Stabschef hatte zum Glück das Ende der abendlichen Verabredung bedeutet, und bald darauf war Bond auf dem Weg nach Serbien gewesen. Er hatte einen Einsatzbefehl der Stufe 2

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