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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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spielten? Dunne stellte aufs Neue einige Berechnungen an. Falls der Wagen nicht langsamer wurde, könnte er die Schienen einige Sekunden vor dem Zug überqueren … aber der Fahrer würde das Gleis überspringen müssen; es gab hier keinen regulären Bahnübergang. Falls das Fahrzeug auf dem Gleis hängen blieb, würde die Diesellok es wie eine Konservendose zerquetschen. Wie dem auch sei, es hatte keine Auswirkungen auf Dunnes Mission. Das winzige Auto würde beiseitegeschleudert werden, und der Zug würde seinen Weg auf das tödliche Gleis fortsetzen.
    Halt – Moment – was war das ? Dunne erkannte, dass es sich um einen Streifenwagen handelte. Aber wieso ohne Blaulicht oder Sirene? Das Fahrzeug musste gestohlen sein. Ein Selbstmord?
    Doch der Fahrer des Polizeiwagens hatte nicht die Absicht, auf den Schienen zu halten oder sie gar zu überqueren. Nach einem letzten Satz über eine Bodenwelle krachte der Wagen auf die Erde und kam schlitternd zum Stehen, gleich neben dem Bahndamm, ungefähr fünfzig Meter vor dem Zug. Der Fahrer sprang heraus – ein Mann. Er trug dunkle Kleidung. Dunne konnte ihn nicht deutlich sehen, doch er schien kein Polizist zu sein. Und er versuchte auch nicht, dem Lokführer ein Zeichen zu geben. Er rannte mitten auf das Gleis und kniete sich ruhig hin, direkt vor die Lokomotive, die mit achtzig oder neunzig Kilometern pro Stunde auf ihn zuraste.
    Das Signalhorn dröhnte hektisch durch die Nacht, und orangefarbene Funken stoben von den blockierenden Rädern auf.
    Als der Zug nur noch wenige Meter entfernt war, hechtete der Mann von den Schienen und verschwand im Graben.
    »Was geht da vor sich?«, flüsterte Karic.
    In diesem Moment blitzte es vor der Lok gelblich weiß auf, und gleich darauf vernahm Dunne einen Knall, den er wiedererkannte: die Explosion einer kleinen Sprengladung oder einer Granate. Sekunden später ging die nächste Ladung hoch.
    Wie es schien, hatte der Fahrer des Polizeiwagens eigene Pläne.
    Mit denen er Dunnes Plan durchkreuzte.
    Nein, das war kein Polizist oder Selbstmordkandidat, sondern ein Profi mit Sprengstoffkenntnissen. Die erste Explosion hatte die Schienennägel herausgerissen, mit denen das Gleis auf den hölzernen Schwellen befestigt war, die zweite dann die gelockerte Schiene ein Stück zur Seite geschoben, sodass die linken vorderen Räder der Diesellok entgleisen würden.
    Karic murmelte etwas auf Serbisch. Dunne ignorierte ihn und sah den runden Scheinwerfer der Lok ins Schwanken geraten. Dann glitten die Lok und die schweren Waggons hinter ihr mit lautem Rattern und furchtbarem Kreischen von den Schienen und frästen sich einen Weg durch die Erde und den Schotter des Gleisbetts. Eine gewaltige Staubwolke stieg auf.

4
    Vom Graben aus beobachtete James Bond, wie die Lokomotive und die Waggons sich in den weichen Boden gruben und immer langsamer wurden, während sie die Schienen von den Schwellen schälten und Sand, Dreck und Steine in alle Richtungen schleuderten. Schließlich stand er auf, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Ihm waren nur wenige Minuten geblieben, um das Unglück zu verhindern, bei dem eine tödliche Substanz in die Donau gelangt wäre. Nachdem er den Jetta zum Stehen gebracht hatte, hatte er sich zwei der Granaten von der Rückbank geschnappt und sie auf den Schienen platziert.
    Die Lokomotive und Waggons waren wie erwartet aufrecht geblieben und nicht in den Bach gekippt. Bond hatte seine Entgleisung auf einem ebenen Stück Boden durchgeführt, im Gegensatz zu der beabsichtigten Sabotage des Iren. Nun kam der Zug zischend, ächzend und knarrend unweit des Iren und seines Partners zum Stillstand, wenngleich Bond sie in all dem Staub und Rauch nicht sehen konnte.
    »Hier Teamführer Eins«, sprach er in das Mikrofon des SRAC . »Hören Sie mich?« Stille. »Sind Sie da?«, knurrte er. »Antworten Sie.« Bond massierte sich die Schulter, wo ein heißer Metallsplitter seine Jacke zerfetzt und die Haut aufgeschlitzt hatte.
    Ein Knistern. Dann endlich: »Der Zug ist entgleist!« Es war die Stimme des älteren Serben. »Haben Sie das gesehen? Wo sind Sie?«
    »Hören Sie genau zu.«
    »Was ist passiert?«
    »Hören Sie! Wir haben nicht viel Zeit. Ich schätze, die beiden werden versuchen, die Gefahrgutbehälter zu sprengen oder unter Beschuss zu nehmen. Denen bleibt keine andere Möglichkeit, um den Inhalt freizusetzen. Ich werde das Feuer eröffnen und die zwei Männer zu ihrem Wagen zurückdrängen. Warten Sie, bis der

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