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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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angemessen reagieren …
    Er wusste nicht, inwiefern – falls überhaupt – dieser Sabotageakt mit Vorfall Zwanzig zusammenhing, aber die unmittelbare Absicht der beiden Männer war klar. Ebenso die Reaktion, die Bond nun instinktiv beschloss. »Falls die zwei verschwinden wollen, stoppen Sie sie in der Auffahrt und nehmen sie fest«, wandte er sich an die Genossen. »Ohne die Anwendung tödlicher Gewalt.«
    Er sprang auf den Fahrersitz des Jetta, visierte die Wiese an, von der aus er zuvor das Restaurant beobachtet hatte, trat das Gaspedal durch und ließ die Kupplung kommen. Unter lautstarkem Protest von Motor und Getriebe schoss der leichte Wagen voran und pflügte über Büsche, Schösslinge, Narzissen und die in Serbien allgegenwärtigen Himbeersträucher hinweg. Hunde ergriffen die Flucht, und in den kleinen Häusern der Nachbarschaft gingen die Lichter an. Manch Anwohner drohte wütend von seinem Garten aus.
    Bond ignorierte die Leute und konzentrierte sich darauf, die Geschwindigkeit zu halten, während er sein Ziel ansteuerte, angeleitet allein durch zwei spärliche Lichtquellen: ein zunehmender Mond über ihm und der Scheinwerfer des Unglückszuges, der weitaus heller und runder als die Himmelsleuchte war.

3
    Der bevorstehende Tod machte ihm zu schaffen.
    Niall Dunne hockte keine zehn Meter von der Weiche entfernt im hohen Gras. Er kniff die Augen zusammen und spähte durch die Abenddämmerung dem Führerhaus des serbischen Lokführers entgegen, der mit seinem Frachtzug immer näher kam. Erneut dachte er: eine Tragödie.
    Zunächst mal war Tod für gewöhnlich eine Verschwendung, und Dunne konnte Verschwendung nicht ausstehen – sie kam ihm fast wie eine Sünde vor. Dieseltriebwerke, Hydraulikpumpen, Zugbrücken, Elektromotoren, Computer, Fließbänder … alle Maschinen waren so konstruiert, dass sie ihre Arbeit möglichst effizient erledigten.
    Tod war eine Vergeudung von Ressourcen.
    Doch heute Abend schien kein Weg daran vorbeizuführen.
    Er schaute nach Süden, zu den weiß schimmernden Schienen im Licht des Zugscheinwerfers. Dann sah er sich um. Der Mercedes stand so, dass er vom Zug aus nicht entdeckt werden konnte. Auch dieser Stellplatz zählte zu den von Dunne präzise bedachten Details des heutigen Abends. Er erinnerte sich an die Stimme seines Bosses.
    Das ist Niall. Er ist brillant. Er ist bei mir für die Planung zuständig …
    Dunne glaubte im Führerhaus der Lok nun den Umriss eines Kopfes ausmachen zu können.
    Tod … Er versuchte, den Gedanken abzuschütteln.
    Der Zug war noch vier- oder fünfhundert Meter entfernt.
    Aldo Karic gesellte sich zu ihm.
    »Was ist mit der Geschwindigkeit?«, wandte Dunne sich an den Serben mittleren Alters. »Ist die in Ordnung? Er kommt mir so langsam vor.«
    »Nein, ist gut«, radebrechte der Serbe auf Englisch. »Wird jetzt schneller – sehen Sie. Sie können erkennen. Ist gut.« Karic, ein brummiger Mann, atmete tief durch. Er wirkte schon den ganzen Abend nervös – nicht etwa, so hatte er eingeräumt, weil man ihn verhaften oder feuern könnte, sondern weil es so schwierig sein würde, die zehntausend Euro vor allen anderen geheim zu halten, auch vor seiner Frau und den beiden Kindern.
    Dunne musterte abermals den Zug und zog dessen Geschwindigkeit und Masse sowie die Steigung des Geländes in Betracht. Ja, es war gut. Mittlerweile würde es physikalisch unmöglich sein, den Zug zum Stehen zu bringen, bevor er die manipulierte Weiche erreichte, ganz gleich, ob nun jemand versuchen würde, dem Lokführer von draußen ein Zeichen zu geben, oder ob sogar ein Vorgesetzter in Belgrad mitbekam, dass etwas nicht stimmte, im Führerhaus anrief und eine Notbremsung befahl.
    Manchmal ist der Tod eben unvermeidbar, rief Dunne sich ins Gedächtnis.
    Der Zug war nun noch dreihundert Meter entfernt.
    In neunzig Sekunden würde alles vorbei sein. Und dann …
    Doch was war das? Dunne registrierte auf einem nahen Feld plötzlich eine Bewegung. Irgendein undefinierbarer Schemen raste über den unebenen Boden direkt auf das Gleis zu. »Sehen Sie das?«, fragte er Karic.
    Der Serbe erschrak. »Ja, ich sehe … Das ist ein Auto! Was ist los?«
    Tatsache. Im fahlen Mondschein erkannte nun auch Dunne das helle Fahrzeug, das über Bodenwellen hinwegschoss und Bäumen und Zaunresten auswich. Wie konnte der Fahrer auf so einem Untergrund nur ein dermaßen hohes Tempo beibehalten? Es schien unmöglich.
    Vielleicht irgendwelche Teenager, die eines ihrer dämlichen Spiele

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