Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Mercedes die schlammige Stelle in der Nähe des Restaurants erreicht. Dann zerschießen Sie die Reifen und lassen die beiden nicht aussteigen.«
    »Wir sollten sie uns sofort schnappen!«
    »Nein. Tun Sie nichts, bis die Männer beim Restaurant sind. In dem Mercedes haben sie keine Deckung und müssen sich ergeben. Haben Sie mich verstanden?«
    Das SRAC blieb stumm.
    Verdammt. Bond lief durch den Staub zu der Stelle, wo der dritte Waggon, der mit dem Gefahrgut, darauf wartete, auseinandergenommen zu werden.
    Niall Dunne versuchte zu begreifen, was da gerade geschehen war. Er hatte gewusst, dass er vielleicht würde improvisieren müssen, aber hiermit hatte er nicht gerechnet: mit einem Präventivschlag durch einen unbekannten Gegner.
    Er spähte vorsichtig hinter dem Gebüsch hervor. Die Lokomotive stand ganz in der Nähe, rauchte, klickte, zischte. Der Angreifer war unsichtbar, verborgen im Dunkel der Nacht, dem Staub und Qualm. Womöglich war der Mann zerquetscht worden. Oder geflohen. Dunne warf sich den Rucksack über die Schulter und schlich auf die andere Seite der Lok, wo die entgleisten Waggons ihm Deckung bieten würden – für den Fall, dass der Feind noch am Leben und vor Ort war.
    Dunne empfand sogar eine gewisse Erleichterung, so seltsam das klingen mochte. Der Tod war abgewendet worden. Dunne hatte sich darauf vorbereitet, sich gewappnet – der Wunsch seines Bosses war ihm natürlich Befehl –, aber die Einmischung des Fremden hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    Beim Anblick der riesigen Diesellok verspürte er unwillkürlich Bewunderung. Es war eine amerikanische General Electric Dash 8-40B, alt und verbeult, wie man sie auf dem Balkan häufig zu sehen bekam, aber dennoch eine klassische Schönheit mit viertausend Pferdestärken. Er betrachtete die Stahlbleche, die Räder, Abzugsöffnungen, Achslager und Ventile, die Federn, Schläuche und Leitungen … alle so prächtig und elegant in ihrer schlichten Funktionalität. Ja, es war wirklich eine große Erleichterung, dass …
    Er erschrak, denn ein Mann torkelte auf ihn zu und flehte um Hilfe. Der Lokführer. Dunne schoss ihm zweimal in den Kopf.
    Es war eine wirklich große Erleichterung, dass Dunne entgegen seiner Befürchtung nicht gezwungen gewesen war, den Tod dieser wundervollen Maschine zu verursachen. Er strich mit der Hand über die Flanke der Lokomotive, so wie ein Vater das Haar seines kranken Kindes streicheln würde, dessen Fieber endlich zurückging. In ein paar Monaten würde die Lok wieder im Einsatz sein.
    Niall Dunne zog den Rucksack höher die Schulter hinauf und schob sich zwischen die Waggons, um mit der Arbeit zu beginnen.

5
    Die beiden Schüsse, die James Bond gehört hatte, hatten nicht dem Gefahrgutwaggon gegolten – den behielt er aus fünfundzwanzig Metern Entfernung im Blick. Er vermutete, dass der Lokführer und eventuell ein Begleiter nun tot waren.
    Dann entdeckte er inmitten der Staubschwaden den Iren. Er stand mit einer schwarzen Pistole in der Hand zwischen den beiden schräg stehenden Altmetallwaggons direkt hinter der Lok. Ein offenbar voller Rucksack hing über seiner Schulter. Falls er vorhatte, die Gefahrgutbehälter zu sprengen, hatte er die Ladungen anscheinend noch nicht angebracht.
    Bond zielte und schoss zweimal dicht neben den Iren, um ihn zu dem Mercedes zurückzutreiben. Der Mann duckte sich erschrocken und verschwand sogleich.
    Bond schaute in Richtung des Restaurants und des geparkten Mercedes. Seine Miene verhärtete sich. Die serbischen Agenten waren seinen Anweisungen nicht gefolgt. Sie hatten den Komplizen des Iren überwältigt und ihm eine Nylonfessel angelegt. Nun umrundeten sie den Bahnschuppen und näherten sich dem Zug.
    Inkompetenz …
    Bond rappelte sich auf und lief geduckt auf sie zu.
    Die Serben deuteten auf die Schienen. Der Rucksack stand mittlerweile unweit der Lok zwischen einigen hohen Pflanzen auf dem Boden, und dahinter lag ein Mann. Die Agenten hielten vorsichtig darauf zu.
    Der Rucksack war der des Iren … aber der war natürlich nicht der Mann dahinter. Wahrscheinlich handelte es sich um den toten Lokführer.
    »Nein«, flüsterte Bond in das SRAC . »Das ist ein Trick! … Können Sie mich hören?«
    Doch der ältere Agent beachtete ihn nicht, sondern trat vor und rief: » Ne mrdaj! Keine Bewegung!«
    In diesem Moment beugte der Ire sich aus dem Führerhaus der Lok und gab aus seiner Pistole mehrere Schüsse ab. Der Serbe wurde am Kopf getroffen und sackte

Weitere Kostenlose Bücher