Cash Out (German Edition)
Handy?»
«Zum Telefonieren wirst du bei Larry keine Zeit haben. Betrachte es als elektronikfreien Zufluchtsort.»
Duncan wirft Larry einen Blick zu, hat die Oberlippe dabei vor Angst und Abscheu zurückgezogen. Er sieht Rod an. «Was ist mit Ihnen? Wie wär’s, wenn ich bei Ihnen bleibe?»
Rod schüttelt langsam den Kopf. «Tut mir leid. Ich muss wieder zum Training. Aber wenn du Lust hast, kann Larry dich morgen für ein bisschen Sparring rüberbringen …», seine Augen funkeln, «… in den Käfig.»
Duncan sieht zu Boden. «Falls mir irgendwas zustößt – zum Beispiel, wenn ich zu lange weg bin oder, Sie wissen schon … nie mehr zurückkomme?»
«Ja?»
«Nun, die Polizei hat dann die Aufnahmen der Überwachungskameras.»
«Guter Punkt, David. Larry, hast du das gehört?»
Larry legt den Kopf schief, starrt ins Leere. «Extrahierung.»
«Larry.» Rod klingt wie ein strenger Vater. «Wir müssen David hier heil und in einem Stück zurückbringen. Deshalb: keine Verstümmelungen. Hast du mich verstanden?»
Starrt immer noch ins Leere. «Extrahierung.»
Duncan sieht sein Handy an, denkt nach.
«Ja, ich werde das ganze Zeugs aufbewahren. Deine Brieftasche, dein Handy, deinen Laptop. Wo ich gerade so darüber nachdenke – komm, lass uns deinen Koffer packen gehen, damit niemand auf den Gedanken kommt, es wäre womöglich was Schlimmes passiert.»
«Aber meine Frau. Sie schläft doch da oben.»
«Keine Sorge. Wir schleichen auf Zehenspitzen.»
Ich durchtrenne den letzten Draht. Glatzkopf stöhnt und versucht, die Beine zu strecken.
«Danny, ich vertraue Tony hier nicht. Ich meine, ich weiß ja, dass er momentan irgendwie erschöpft ist, aber ich weiß auch, dass er ein verdammt grantiger und unberechenbarer Zeitgenosse sein kann. Tu mir einen Gefallen und fessle ihn mit dem Draht da an Knöcheln und Handgelenken. Lass dir von Larry helfen.» Er sieht Duncan an. «David und ich werden jetzt ein paar Sachen zusammenpacken, sobald er seiner Sekretärin eine Mail geschickt hat, dass er sich ein paar Tage frei nimmt.»
Larry flitzt um mein Auto herum wie ein Pilot, der seine Maschine inspiziert.
Rod klingt amüsiert. «Mein Gott, ist der aufgeregt.»
Ich nicke. «Das ist die Vorfreude.»
Wir stehen eine Weile da.
«Nun», sage ich, «Larry hat sich klar ausgedrückt: Er mag es überhaupt nicht, wenn Leute ihn verfolgen.»
Wir sehen zu, wie Larry angespannt im Kreis läuft und ständig mit den Fingern seinen Bart glatt streicht.
«Und er hasst das große Geld.»
Larry öffnet die Tür auf der Beifahrerseite und steigt ein.
Rod vergräbt seine Hände in den Taschen, deutet mit dem Kopf aufs Auto. «Und die beiden gefesselten und geknebelten Typen im Kofferraum – die sind so was wie die Verkörperung des großen Geldes.»
«Großes Geld», füge ich hinzu, «das ihn buchstäblich verfolgt hat.»
Wir stehen einen Moment da und lassen alles so richtig einsickern.
Und dann fängt mein Augenlid an zu zucken.
Ich lande wieder auf dem Boden der Tatsachen.
«Das hier ist eine Entführung.»
Rod verzieht das Gesicht. «Ist Ansichtssache. Die Videoüberwachung seines Hauses würde zeigen, dass er in Begleitung von drei ehrbaren Bürgern das Haus verlassen hat, und dies augenscheinlich aus freien Stücken.»
Ich lache trocken. «Und das Filmmaterial zeigt außerdem einen offenbar gefesselten, zusammengerollt auf dem Boden liegenden Mann, der um Gnade bettelt. Das würde für einen Cop nicht nach Entführung aussehen?»
Rod nickt, kaut auf seiner Unterlippe. «Hey, wir hier in San Francisco sind sehr tolerant, was die Freizeitaktivitäten der Menschen betrifft. Ich meine, wenn der Mann, der da gefesselt zu sehen ist, es ablehnt, Anzeige zu erstatten – und wir
wissen
, dass er sich eher die Daumen abhacken lassen würde, als die ganze Geschichte der Polizei bekannt zu machen –, was sollte es die Justiz da kümmern?»
Ich spüre, wie sich mir der Hals zuzieht und ich eine Gänsehaut bekomme.
Das alles wird langsam zu viel.
«Aber was ist mit den Aufnahmen, wie Duncan aus freien Stücken zu meinem Wagen geht, nur um dann völlig unerwartet eins übergebraten zu bekommen, gefesselt und geknebelt und anschließend gemeinsam mit seinem gefesselten Freund in den Kofferraum eines Kleinwagens gepackt zu werden?»
«Rollenspiele?», schlägt Rod mit einem breiten Lächeln vor. «David Duncan hat uns bezahlt, damit wir ein Rollenspiel inszenieren. Verdammt, er würde nicht widersprechen. Lieber
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