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Cashkurs

Cashkurs

Titel: Cashkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Mueller
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Finanzierung wichtig ist, haben Sie erfahren. In diesem Kapitel kommen Anlageformen zur Sprache, die für den einen oder anderen aus persönlichen Gründen interessant sein können, jedoch ein hohes Maß an spezifischem Fachwissen erfordern.
    Weil es sich dabei zumeist um Kapitalanlagen außerhalb des klassischen Banken- und Wertpapierspektrums handelt, ist das Verlustrisiko entsprechend hoch: Im schlimmsten Fall müssen Sie bei einigen der hier beschriebenen Anlageformen mit dem Totalverlust rechnen. Daher sollten Sie diese Anlageprodukte nur dann in Erwägung ziehen, wenn Ihre Vermögensplanung auf solidem Fundament steht und ein Totalverlust ohne gravierende Folgen verschmerzt werden kann.
    Es würde den Rahmen dieses Buchs sprengen, bei jeder Spielart der exotischen Anlageprodukte ins Detail zu gehen. Daher soll an dieser Stelle ein kompakter Überblick genügen. Wie schon gesagt: Ohne tiefgehende Kenntnisse der Materie sind die einzelnen Produkte sowieso ungeeignet – und dieses Wissen werden Sie sich im Bedarfsfall bereits aus anderen Quellen angeeignet haben.

Derivate
    Oder wie der Insider sie nennt: Wetten! »Derivat« heißt grob übersetzt »Ableitung«. Wenn Sie einen Optionsschein, einen Future oder eines dieser (bei Bankvertrieblern) besonders beliebten Zertifikate kaufen, dann kaufen Sie erst mal überhaupt nichts. Keine Aktie, kein Kupfer, kein Garnichts. Sie schließen lediglich eine Wette darüber ab, ob das Produkt, auf das Sie die Wette abgeschlossen haben, steigt oder fällt. Doch der Reihe nach:
    Zertifikate
    Wenn Sie beispielsweise ein Daimler-Zertifikat kaufen, dann sind Sie keineswegs Besitzer einer Daimler-Aktie. Sie haben dann lediglich mit der herausgebenden Bank eine Wette auf die Daimler-Aktie abgeschlossen. Sie haben also nicht nur das Risiko, dass der Daimler-Aktienkurs fällt, sondern obendrein das Risiko, dass die herausgebende Bank den »Lehman« macht, sprich: pleitegeht. Dann ist Ihr Wettpartner weg und mit ihm Ihr eingezahltes Spielgeld. Das ist etwas ganz anderes als ein Aktiengeschäft. Eine Aktie zählt als Sondervermögen. Diese Aktie bewahrt die Bank in Ihrem Namen für Sie auf. Wenn die Bank pleitegeht, bekommen Sie Ihre Aktie eben wieder zurück und können eine andere Bank bitten, darauf aufzupassen.
    Ein Zertifikat ist hingegen rechtlich wie eine Schuldverschreibung zu sehen: Sie leihen der herausgebenden Bank Ihr eingezahltes Geld und gehen mit ihr eine Wette ein. Und noch einmal: Wenn die Bank weg ist, ist auch Ihr Geld weg. Tolle Sache, nicht wahr? Aber »Zertifikat« klingt ja so schön sicher. Genau das war auch das Problem bei den berüchtigten »Lehman-Zertifikaten«. Die amerikanische Bank Lehman hatte ganz viele solcher Wetten auf den Markt gebracht. Lehman-Zertifikate auf Aktien oder auf ganze Indizes wie den Dax . Als Lehman pleiteging, war der Buchmacher also mit dem Geld weg. Die Anleger haben alles verloren, obwohl der Dax, auf den sie eigentlich gewettet hatten, keineswegs pleite war. Nur der Buchmacher. Dass für die legale Einführung solcher Zertifikate vor vielen Jahren eigens das deutsche Glücksspielgesetz geändert werden musste, erklärt einiges.
    Betrachtet man ihre Bedeutung für die »reale«, also die produzierende Wirtschaft, so sind diese Zertifikate ebenfalls verheerend. Wenn Sie und ich heute 10000 Euro gegeneinander wetten, ob die Daimler-Aktie morgen steigt oder fällt, dann hat das Unternehmen Daimler davon überhaupt nichts. Im Gegenteil: Sie und ich müssen für diese Wette die 10000 Euro hinterlegen, und somit steht dieses Geld nicht für sinnvolle Investitionen in die Wirtschaft zur Verfügung. Stellen Sie sich die Größenordnungen vor, da ist Geld in Milliardenbeträgen in sinnlosen Wetten gebunden. Das ist das Gegenteil vom eigentlichen Ziel des Börsenhandels. Denn kaufen Sie hingegen Aktien eines Unternehmens, dann stellen Sie diesem Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung, mit dem es seinen Maschinenpark vergrößern und Arbeitsplätze schaffen kann.
    Bleibt also die Frage, warum die Banken seit einigen Jahren mit Zertifikaten um sich werfen wie der Kölner mit Kamellen an Karneval. Dafür gibt es eine sehr einfache Erklärung: weil es sich rechnet! Warum? Wenn Sie eine Aktie kaufen, verdient die Bank daran sehr wenig, da zahlt kaum noch jemand 1 Prozent Gebühr. Auch die Ausgabeaufschläge bei Investmentfonds von offiziell 5 Prozent zahlt kaum noch jemand freiwillig, sondern verhandelt Rabatte oder wechselt zu Direktbanken

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