Cashkurs
sowie Kinder kostenpflichtig extra versichert werden.
Auf den ersten Blick erscheinen die Angebote privater Krankenversicherungen verlockend: Beim Einstieg werden Ihnen oftmals weit günstigere Beiträge geboten als der Kassensatz, und auf der anderen Seite bekommen Sie sogar noch Extras wie Chefarztbehandlung, Einzelzimmer im Krankenhaus und Wartezimmer mit Ledersessel.
Aber wie so oft zeigt die Marketingabteilung nur die Schokoladenseite, während die Nachteile erst im Lauf der Zeit zutage treten. Wenn die Familie Zuwachs bekommt, kostet bei den Privaten jedes zusätzlich zu versichernde Familienmitglied extra. Selbst wenn Sie deutlich oberhalb der Versicherungspflichtgrenze verdienen, neigt sich häufig spätestens ab dem zweiten Kind die Waage zugunsten der gesetzlichen Kasse.
Auch müssen Sie damit rechnen, dass Sie bei bestimmten Vorerkrankungen mehr zahlen müssen als geplant. Beim Aufnahmeantrag müssen Daten und Fakten zum Gesundheitszustand offengelegt werden – wie beispielsweise chronische Krankheiten, Operationen oder Allergien. Ist das Krankheitsregister zu lang, kann die Kasse vor der Aufnahme einen Risikozuschlag verlangen oder die Aufnahme ganz verweigern. Und kommen Sie ja nicht auf die Idee, etwas zu verschweigen. Im schlimmsten Fall zahlen Sie jahrelang teure Beiträge, und wenn dann eine kostspielige Herz-, Leber- und Lungentransplantation ansteht, recherchiert die Versicherung mit hoher Wahrscheinlichkeit Ihre gesamten Krankenakten bis zum Urgroßonkel durch, ob sich nicht ein Grund finden lässt, die Zahlung wegen Versicherungsbetruges zu verweigern. Dann liegen Sie auf dem OP , und schon der Narkosearzt hält die Hand auf.
Dazu kommt, dass die privaten Policen trotz günstiger Einstiegstarife schneller teurer werden können, als es Ihnen als dem Kunden lieb ist. So hat sich nach einer Studie des Analysehauses Morgen & Morgen die private Krankenversicherung für Männer von 2006 bis 2010 im Schnitt um 27,6 Prozent verteuert.
Quelle: Morgen & Morgen, Hofheim. Stand: Mai 2010
Im Schnitt verdoppeln sich die Beiträge alle zwölf Jahre. Da kommt was zusammen.
Diese Preisschübe nehmen teils dramatische Dimensionen an und übersteigen schnell die Möglichkeiten des Versicherten, dessen neues Häuschen doch schon so knapp kalkuliert war. Diese Steigerungen werden in Zukunft noch dramatischer werden. Für die Krankenversicherungen zählt nur eine Mischkalkulation. Kommen viele junge Versicherte hinzu, die einzahlen, ohne krank zu sein, kann man damit auch ein paar Alte mit ihrer Diabetes unterstützen. Aber die Jungen bleiben – auch wegen der immer geringeren Geburtenraten – zunehmend aus, und die Tarife der Alten steigen schneller und schneller. Hinzu kommt eine maßlose Pharmaindustrie, die mit immer neuen und teureren Medikamenten (oft ohne echten Zusatznutzen) an der Preisschraube dreht. Wer sich also auf die private Krankenversicherung einlässt, sollte finanziell schon recht schmerzfrei sein. Und bedenken Sie: Die Beitragssätze sinken auch nicht, wenn Sie in Rente gehen, es sei denn, Sie haben das schon früh vereinbart und dafür deutlich höhere Beiträge während Ihres Berufslebens bezahlt.
Achtung Haben Sie sich einmal für die private Krankenversicherung entschieden, kann dieser Schritt nicht ohne weiteres wieder rückgängig gemacht werden. Wenn Sie jünger als 55 Jahre sind, können Sie auf Dauer nur in die gesetzliche Kasse zurück, wenn Ihr Einkommen mindestens zwölf Monate unter die Jahresarbeitsentgeltgrenze fällt. Ab dem Alter von 55 Jahren ist die Rückkehr gesetzlich ausgeschlossen und nur noch in Ausnahmefällen möglich. Auch Selbständigen bleibt nach dem Ausstieg aus der freiwilligen gesetzlichen Versicherung der Rückweg versperrt.
Was aber tun, wenn die Kostenlast Sie erdrückt? Sie können doch die Leistungen reduzieren … Und damit ist natürlich der eigentliche Vorteil im Vergleich zur Kassenleistung futsch.
Tipp Angesichts der Tatsache, dass die private Krankenversicherung schnell zum finanziellen Klotz am Bein werden kann und eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung so gut wie ausgeschlossen ist, sollten Sie sich diesen Schritt besonders gut überlegen. Im Zweifelsfall ist es immer die bessere Alternative, fürs Erste höhere Kosten in Kauf zu nehmen und dafür die Flexibilität der gesetzlichen Krankenkasse in Bezug auf Beitragsbemessung und kostenlose Mitversicherung der Kinder nutzen zu können.
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