Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
fliegen.
Indie gegenüber erwähne ich erst einmal nichts.
Wir lassen die dunklen Schatten bei den Bergen zurück, in denen sich unser Lager verbirgt, fliegen über die Vororte von Camas City und dann über die Stadt selbst, mit ihrem Fluss und den höheren Gebäuden rund um die Stadthalle.
Sie sind von einem hellen Lichtkreis umgeben.
»Seit wann ist das denn da?«, frage ich. Ich bin schon seit knapp einer Woche nicht mehr über die Stadt geflogen.
»Keine Ahnung«, sagt Indie. »Kannst du erkennen, was das ist?«
»Sieht wie eine Mauer aus. Rund um die Stadthalle und die angrenzenden Gebäude.«
Mein Unbehagen nimmt zu. Ich halte den Blick auf das Control Panel gerichtet und muss den Impuls unterdrücken, Indie anzusehen. Warum zieht sich eine Mauer rund um das Zentrum von Camas City? Und warum hat man ausgerechnet heute Indie und mich im Team rausgeschickt?
Haben Cassia und Xander dasselbe empfunden, als sie gepaart wurden? Das kann doch nicht stimmen! Das ist viel zu unwahrscheinlich! Wie konnte das passieren?
Indie scheint etwas Ähnliches zu denken wie ich. »Die Erhebung hat uns gepaart«, bemerkt sie. Dann, als Camas City unter uns verschwindet, lehnt sie sich näher zu mir und flüstert: »Das ist keine Übung! Ich glaube, das ist der Anfang!«
Sie könnte tatsächlich recht haben.
Kapitel 4
Xander
Der Medic erhebt sich, nachdem er den kleinen Jungen untersucht hat, und teilt den Eltern mit: »Der Zustand ihres Sohnes ist stabil. Wir haben schon mehrere dieser Krankheitsfälle gehabt. Die Patienten werden lethargisch und fallen in einen schlafähnlichen Zustand.« Er winkt den Assistenten zu, die eine Trage für das Kind bringen. »Wir nehmen ihn gleich mit ins medizinische Zentrum, dort können wir ihn am besten versorgen.«
Die Mutter nickt. Sie ist ganz blass. Der Vater steht auf und will helfen, seinen Sohn auf die Trage zu legen, doch die Assistenten weichen vor ihm zurück. »Sie müssen ebenfalls mitkommen«, sagt der Medic zu den Eltern des Jungen und wendet sich dann auch an uns Funktionäre. »Sie müssen alle in Quarantäne, zur Vorsicht.«
Ich werfe Funktionärin Lei einen Blick von der Seite zu. Sie schaut aus dem Fenster, hinüber zu den Bergen. Mir ist aufgefallen, dass die Leute, die aus dieser Provinz stammen, das häufig tun. Sie schauen immer hinüber zu den Bergen. Vielleicht wissen sie etwas, was ich nicht weiß. Verbirgt sich dort der Steuermann?
Ich wünschte, ich könnte die Eltern des kleinen Jungen beruhigen. Die Angst in ihren Gesichtern verrät mir, dass sie nicht zur Erhebung gehören. Sie wissen nichts von einem Steuermann oder einem Heilmittel.
Doch es gibt eines. Da bin ich mir sicher. Die Erhebung hat alles geplant:
Die Seuche hat sich seit Monaten in der Bevölkerung ausgebreitet. Bisher konnte die Gesellschaft die Krankheit kontrollieren, aber eines Tages wird sie ihre rapide Ausbreitung nicht mehr verhindern können. Für die Bevölkerung wird dann offensichtlich, was sie bis dahin nur vermutet hat: Es gibt eine Krankheit, die die Gesellschaft nicht heilen kann.
Der Ausbruch der Seuche bedeutet unseren Anfang.
Ich nehme an der zweiten Phase der Erhebung teil, was bedeutet, dass ich auf die Instruktionen des Steuermannes warten muss, bevor ich zum Einsatz komme. Ich muss mich so bald wie möglich im medizinischen Zentrum melden. Die Stimme des Steuermannes habe ich noch nie gehört, doch meine Kontaktperson in der Erhebung hat mir versichert, ich würde sie sofort erkennen, wenn sie ertönt.
Meine Aufgabe wird leichter als gedacht. Da mich die Gesellschaft in Quarantäne steckt, werde ich bereit sein, wenn der Steuermann endlich spricht.
Die Medics reichen uns allen Masken und Handschuhe, bevor wir ins Aircar steigen. Ich ziehe mir die Maske über das Gesicht, obwohl ich weiß, dass ich keine der Vorsichtsmaßnahmen brauche. Ich kann die Seuche nicht bekommen.
Denn auch diese Wirkung hat das Medikament der Erhebung: Weder die roten Tabletten noch die Seuche können einem etwas anhaben.
Das Baby weint laut, als man ihm die Maske aufsetzt, und ich sehe es besorgt an. Der Kleine könnte erkranken, weil er dem Virus höchstwahrscheinlich schon ausgesetzt war, bevor wir ihm die Tablette geben konnten.
Doch wenn er krank wird , rufe ich mir ins Gedächtnis, kann die Erhebung ihn heilen .
Ein Fluss schlängelt sich quer durch Camas City. Tagsüber ist das Wasser blau, heute Nacht gleicht es einer breiten schwarzen Straße. Eine Weile schweben wir auf
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