Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
gibt einen Code ein und öffnet die Tür. Der Morgen graut schon. »Und du kannst ihm wirklich vertrauen.«
Kapitel 22
Ky
»Ky«, flüstert sie mir zu. »Ky!«
Sanft liegt ihre Hand in meinem Nacken. Ich kann nicht aufwachen, vielleicht, weil ich nicht will. Es ist schon so lange her, dass ich von Cassia geträumt habe.
»Ky!«, sagt sie wieder. Ich schlage die Augen auf.
Es ist Indie.
Sie sieht mir meine Enttäuschung an. Ihre Miene wird ein wenig ernster, doch obwohl es draußen noch nicht richtig hell ist, erkenne ich den Triumph in ihren Augen.
»Was tust du hier?«, frage ich. »Du solltest in Quarantäne sein!« Nach unserer Rückkehr wurde Caleb abtransportiert und Indie und ich in Quarantänekabinen auf dem Kasernengelände verfrachtet. Doch wenigstens sind wir nicht in der Stadthalle gelandet. »Wie bist du reingekommen?«, frage ich, als ich erkenne, dass die Tür meiner Kabine offen steht. Alle anderen Internierten in meiner Umgebung schlafen noch.
»Ich habe es geschafft!«, flüstert Indie. »Ich habe ein Luftschiff. Und ich habe sie.« Grinsend fährt sie fort: »Während du geschlafen hast, bin ich nach Central geflogen.«
»Du bist nach Central geflogen?«, frage ich und stehe auf. »Und du hast sie gefunden?«
»Ja«, bestätigt Indie. »Sie ist nicht krank. Es geht ihr gut. Und du kannst jetzt abhauen.«
Wir können jetzt abhauen! Wir können hier raus! Ich weiß, dass es gefährlich ist, aber ich habe das Gefühl, zu allem fähig zu sein, falls Cassia wirklich in Camas ist. Als ich aufstehe, wird mir im ersten Moment schwindelig, und ich muss mich mit einer Hand an der Wand abstützen. Indie fragt: »Geht’s dir gut?«
»Na klar!«, antworte ich. Cassia ist nicht mehr in Central! Sie ist hier, und es geht ihr gut. Mehr brauche ich nicht zu wissen!
Gemeinsam schlüpfen Indie und ich durch die Tür, hinaus aufs freie Feld. Die Grashalme flüstern in der schwindenden Dunkelheit, und ich renne los. Indie bleibt an meiner Seite, hält mit mir Schritt.
»Du hättest mal die Landungen sehen sollen, die ich hingelegt habe!«, sagt Indie stolz. »Perfekt! Ach was, besser als perfekt! Damit gehe ich eines Tages in die Geschichte ein.« Indie klingt richtig übermütig. So habe ich sie noch nie erlebt, und es wirkt ansteckend.
»Wie sieht sie aus?«, frage ich.
»So wie immer«, antwortet Indie. Ich fange an zu lachen, bleibe stehen, fasse Indie um die Taille, schwenke sie herum, küsse sie auf die Wange und danke ihr dafür, das Unmögliche möglich gemacht zu haben. Doch plötzlich fällt mir ein, dass ich krank sein könnte.
Und sie ebenfalls.
»Danke«, wiederhole ich. »Ich wünschte, wir wären nicht in Quarantäne.«
»Ist das denn wichtig?«, fragt sie und rückt ein Stück näher. Ihr Gesicht strahlt die pure Freude aus, und ich spüre wieder ihren Kuss auf den Lippen.
»Ja, es ist wichtig«, erwidere ich, und Angst erfasst mich. »Du hast doch dafür gesorgt, dass Cassia nicht dem neuen Virus ausgesetzt wurde, oder?«
»Sie ist fast die ganze Zeit im Frachtraum geblieben«, antwortet Indie, »und das Luftschiff ist desinfiziert worden. Ich habe kaum mit ihr geredet.«
Ich werde vorsichtig sein, eine Maske tragen, oben im Cockpit bleiben, Abstand zu Cassia halten müssen … doch ich kann sie wenigstens sehen. Das ist zu schön, um wahr zu sein , warnt mich eine innere Stimme. Du bist wieder mit Cassia vereint, und ihr fliegt zusammen weg, wie du es dir erträumt hast? Das gibt’s doch gar nicht!
Wenn man einmal der Hoffnung Raum gibt, überwältigt sie einen. Sie füllt die innere Leere und steigt an den Knochen empor. Sie wächst, bis sie die Knochen ersetzt und zu dem wird, was einen zusammenhält. Einen aufrecht hält. Bis man nicht mehr ohne sie leben kann. Sie mit Stumpf und Stiel auszureißen, würde einen töten.
»Indie Holt«, sage ich, »du bist zu toll, um wahr zu sein.«
Indie lacht. »Noch nie hat mich jemand toll gefunden.«
»Doch, natürlich! Wenn du fliegst.«
»Hach«, sagt sie, »da finden mich alle großartig!«
»Das bist du ja auch«, sage ich, und wir rennen weiter auf die Schiffe zu. Sie kauern sich im Morgenlicht zusammen wie ein Schwarm Eisenvögel.
»Das da«, sagt Indie und läuft auf ein bestimmtes Schiff zu. Ich folge ihr. »Du zuerst.«
Ich klettere hinauf ins Cockpit, drehe mich um und frage: »Wer fliegt?«
»Ich«, antwortet eine vertraute Stimme.
Der Steuermann tritt aus dem Schatten im Hintergrund des Cockpits hervor.
»Alles in
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