Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
Ordnung«, beruhigt mich Indie. »Er bringt euch hier raus, weit hinauf in die Berge.«
Weder der Steuermann noch ich sagen ein Wort. Seltsam, dass seine Stimme nicht ertönt, so sehr bin ich daran gewöhnt, sie aus dem Terminal zu hören.
»Ist sie wirklich hier?«, frage ich Indie leise, in der Hoffnung, dass sie mich angelogen hat und Cassia gar nicht mit an Bord ist. Hier ist etwas faul, spürt sie das denn nicht?
»Schau selbst nach«, erwidert Indie und zeigt lächelnd auf den Frachtraum. In dem Moment wird mir klar, dass sie nicht an eine Falle glaubt und Cassia tatsächlich an Bord ist. So viel ist sicher, wenn auch sonst nichts. Irgendetwas stimmt nicht mit mir, und als ich hinunter in den Frachtraum klettere, verliere ich beinahe den Halt.
Da ist sie! Nach all den Monaten sind wir endlich im selben Schiff. Das ist alles, was ich in diesem Moment will. Lass uns den Steuermann rauswerfen, lass uns abhauen, lass uns zusammen nach Anderland fliegen!
Doch Cassia ist nicht allein.
Xander ist bei ihr.
Wo bringt der Steuermann uns alle hin? Indie vertraut ihm, ich aber nicht.
Indie, was hast du getan?
»Mit mir wolltest du nicht abhauen«, sagt Indie, »also habe ich sie zu dir gebracht. Jetzt kannst du in die Berge gehen.«
»Du kommst nicht mit uns«, stelle ich fest.
»Unter anderen Umständen würde ich es tun«, erwidert sie. »Aber es ist nun mal so, wie es ist. Und ich werde noch als Pilotin gebraucht.« Sie verschwindet aus dem Eingang zum Frachtraum, schnell wie ein Fisch oder ein Vogel. Niemand kann Indie aufhalten, wenn es für sie Zeit ist zu gehen.
Kapitel 23
Cassia
Vor Monaten waren wir an einem kühlen dunklen Vorfrühlingsabend am See verabredet, wo wir hätten allein sein können.
Jetzt endlich sehe ich ihn. Kys Gesicht ist von Erschöpfung gezeichnet, und ich rieche Salbei, Sand und Gras. Gerüche, die er von draußen hereingebracht hat. Ich kenne diese steinerne Miene, diese angespannte Haltung. Seine Haut ist rau, seine Augen liegen tief in den Höhlen.
Alles fing damit an, dass er seine Hand um meine legte, als er mir zeigte, wie man Buchstaben malt.
In Kys Blick liegt eine so vollkommene Liebe und eine so tiefe Sehnsucht, dass es mich durchdringt wie der schrille, hohe Schrei eines Vogels in den Canyons. Ich fühle es im ganzen Körper. Ich werde wahrgenommen, gesehen, nur noch nicht berührt.
Der Moment vibriert zwischen uns und zerbricht urplötzlich. Zutiefst entsetzt weicht Ky zurück.
»O nein!«, stöhnt er. »Ich habe nicht mehr daran gedacht! Ich darf nicht hier unten bei dir sein!«
Doch zu spät – der Steuermann hat die Klappe geschlossen. Ky hämmert dagegen, als die Turbinen anspringen und die Stimme des Steuermannes durch die Lautsprecher dringt. »Vorbereiten zum Start!« Ich greife nach einem der Gurte, die von der Decke hängen. Xander folgt meinem Beispiel. Ky schlägt noch immer gegen die Tür des Frachtraums, die zum Cockpit führt.
»Ich darf nicht hierbleiben!«, ruft er. »Dort draußen wütet eine Krankheit, die schlimmer ist als die Seuche, und ich könnte sie übertragen!« Seine Augen flackern wild.
»Schon gut«, versucht Xander ihn zu beruhigen, aber durch das Brüllen der Motoren und sein eigenes Hämmern kann Ky ihn nicht verstehen.
»Ky!«, rufe ich so laut ich kann, immer jeweils zwischen seinen Schlägen. »Es! Ist! Nicht! Schlimm! Ich! Kann! Nicht! Krank! Werden!«
Erst da dreht er sich um.
»Und Xander auch nicht!«, füge ich hinzu.
»Woher weißt du das?«, fragt Ky.
»Weil wir beide die Male haben«, antwortet Xander.
»Welche Male?«
Xander dreht sich um und zieht seinen Kragen herunter, so dass Ky es sehen kann. »Wenn du das hast, bedeutet das, dass du an der mutierten Form des Virus nicht erkranken kannst.«
»Ich habe es auch«, sage ich. »Xander hat auf dem Flug hierher nachgesehen.«
»Ich arbeite schon seit Wochen mit Patienten, die durch das mutierte Virus erkrankt sind«, erklärt Xander.
»Und ich?«, fragt Ky. Er dreht sich um und zieht sein Hemd in einer fließenden Bewegung über den Kopf. Im schwachen Licht des Frachtraums sehe ich seinen muskulösen Rücken, seine glatte braune Haut.
Nichts. Kein Mal.
Mir schnürt sich die Kehle zu. »Ky!«, sage ich.
»Du hast es nicht«, stellt Xander fest, direkt, aber mitfühlend. »Ich habe im medizinischen Zentrum gearbeitet, ich weiß, wie das Mal aussieht. Ich bin auch mit der unheilbaren Form der Seuche in Kontakt gekommen. Bitte halte dich von uns fern, denn
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