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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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lassen.«
    Verwirrt nehme ich auch das Miniterminal an mich. »Du hast einen der Schnipsel gefunden?«, frage ich. »Hast du ihn gelesen?«
    Natürlich hat sie das. Sie lässt sich nicht einmal dazu herab, meine Frage zu beantworten. »Daher wusste ich, dass Xander ein Geheimnis hat«, sagt Indie. »Auf dem Papier stand, dass er es dir sagen würde, wenn er dich wiedersieht.«
    »Wo ist das Papier?«, frage ich Indie. »Gib es mir wieder!«
    »Geht nicht. Es ist weg. Ich habe es Ky gegeben, und er hat es nicht behalten.«
    »Warum?«
, frage ich und halte das Miniterminal und den Mikrochip hoch. »Was soll das alles?«
    Zunächst scheint Indie mir nicht antworten zu wollen. Sie wendet das Gesicht ab. Doch dann sieht sie mich an und sagt, angespannt und mit grimmiger Miene: »Weil du nicht dazugehört hast. Ich wusste es in dem Moment, als ich dich im Arbeitslager zum ersten Mal gesehen habe. Ich wollte herausfinden, wer du bist und was du wolltest. Erst habe ich dich für eine Spionin der Gesellschaft gehalten, später dachte ich, du würdest für die Erhebung arbeiten. Außerdem hattest du die vielen blauen Tabletten, und ich habe mich gefragt, was du mit ihnen vorhattest.«
    »Du hast mich also bestohlen«, sage ich. »Auf jedem Abschnitt der Reise, vom Arbeitslager bis in die Canyons.«
    »Wie hätte ich denn sonst etwas über dich in Erfahrung bringen sollen?« Indie zeigt auf das Miniterminal. »Du hast ja jetzt alles wieder. Besser noch: Du kannst dir den Mikrochip ansehen, wann immer du willst.«
    »Ich habe nicht alles«, erwidere ich. »Eine von Xanders Nachrichten fehlt.«
    »Stimmt nicht«, antwortet Indie. »Das habe ich nur so gesagt.«
    Ich könnte schreien vor Wut. »Und was ist mit dem Silberetui?«, frage ich. »Das hast du doch auch geklaut.« Es ist irrational, aber plötzlich will ich sie wiederhaben, diese Erinnerung an Xander. Ich will
alles
zurück, das ich je verloren habe, ob es nun gestohlen oder eingetauscht wurde. Kys Kompass. Brams Armbanduhr. Und vor allem die Puderdose, in der Großvaters Gedichte sicher verborgen waren. Wenn ich sie zurückbekäme, würde ich sie nie wieder öffnen. Es würde mir genügen, zu wissen, dass die Gedichte darin gewesen waren.
    Ich wünschte, ich könnte dasselbe mit Ky tun – alles Schöne an unserer Beziehung in einem Behältnis verwahren und sicher versiegeln, ohne die Fehler, die wir beide gemacht haben.
    »Ich habe das Etui im Arbeitslager verloren, als ich weggelaufen bin«, behauptet Indie. »Ich habe es im Wald fallen lassen.«
    Ich denke daran, dass Indie immer das Bild sehen wollte, wie sie es dann weggeworfen hat, als es zerfallen war, und wie ich ihr ansah, dass ihr das weh tat. Wie sie in der Höhle gestanden und die Mädchen in den Kleidern angestarrt hat. Indie hat mich bestohlen, weil sie haben wollte, was ich besaß. Ich sehe sie an und habe das Gefühl, mein Spiegelbild in der welligen Flussoberfläche zu sehen – nicht ganz deutlich, verzerrt, getrübt –, aber dennoch sehr ähnlich. Sie ist eine Rebellin mit einem Hang zur Sicherheit, ich bin ihr Gegenteil.
    »Wie hast du den Mikrochip versteckt?«, frage ich.
    »Ich bin nicht durchsucht worden, als sie mich erwischt haben«, antwortet Indie. »Nur später im Flugschiff. Und da hatten wir beide ja schon einen Weg gefunden, unsere Sachen zu verstecken.« Sie streicht sich das Haar in einer typischen Indie-Geste aus dem Gesicht: abrupt, aber mit einer gewissen Anmut. Noch nie ist mir eine Frau begegnet, die so offen und schamlos alles zu bekommen versuchte, was sie wollte. »Willst du dir den Mikrochip nicht ansehen?«, fragt sie.
    Ich kann nicht anders. Ich schiebe Xanders Mikrochip in das Miniterminal und warte darauf, dass sein Gesicht erscheint.
    Ich hätte mir die Informationen über ihn zu Hause in der Siedlung ansehen können, wo die Ahornblätter vor dem Fenster rauschten. Vielleicht hätte Bram mich aufgezogen, meine Eltern hätten gelächelt. Ich hätte Xanders Gesicht betrachtet und vielleicht nichts anderes gesehen.
    Doch Kys Gesicht erschien und damit veränderte sich alles.
    »Da ist er!«, rutscht es Indie fast unwillkürlich heraus.
    Xander.
    Ich hatte vergessen, wie er aussieht, obwohl wir uns erst vor wenigen Tagen gesehen haben. Doch jetzt erinnere ich mich wieder an alles, und die Liste mit seinen Merkmalen erscheint auf dem Bildschirm.
    Es ist dieselbe Liste wie die, die er bruchstückweise in den Tablettenverpackungen verborgen hat. Das wollte Xander mir

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