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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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zeigen.
Sieh mich an
, scheint er zu sagen.
So oft wie nötig.
    Ich habe keine Ahnung, wie er die zusätzliche Zeile eingefügt hat, die Indie gefunden hat. Ob sie mich anlügt? Nein, ich glaube nicht. Aber warum hat Xander mir sein Geheimnis nicht an dem Tag verraten, an dem wir den Archivar besuchten? Ich dachte, dass wir uns womöglich nie wiedersehen würden. War er anderer Meinung gewesen?
    Aber bestimmt wollte er nicht, dass eine andere Person alles über ihn erfährt. Ich klicke mich durch das Protokoll. Der Mikrochip wurde nicht nur letzte Nacht geöffnet, sondern auch in der Nacht davor, in der Nacht davor, in der Nacht davor.
    Indie hat ihn sich immer wieder angesehen. Wann? Während ich schlief?
    »Kennst du Xanders Geheimnis?«, frage ich sie.
    »Ich glaube schon.«
    »Dann sag es mir.«
    »Nein, er muss es dir selbst verraten«, antwortet sie, genau wie Ky. Ihre Stimme verrät keinerlei Schuldbewusstsein, wie immer. Doch etwas fällt mir auf: Die Partie um ihre Augen wird weicher, als sie das Bild auf dem Display betrachtet.
    Und dann wird es mir klar. Sie ist doch nicht in Ky verliebt.
    »Du bist in Xander verliebt«, stelle ich fest. Meine Stimme klingt zu laut, zu grausam.
    Indie streitet es nicht ab. Xander ist ein Mann, den eine Aberration niemals bekommen kann. Ein Bild von einem Jungen, so nahe an der Perfektion, wie ihn nur die Gesellschaft hervorbringen kann.
    Aber er ist nicht ihr Partner. Sondern meiner.
    Mit Xander könnte ich eine Familie gründen, einer befriedigenden Arbeit nachgehen. Ich würde geliebt, könnte glücklich sein und in einer Siedlung mit sauberen Straßen und einer geordneten Existenz leben. Mit Xander könnte ich all die Dinge tun, denen ich immer entgegengeblickt habe.
    Mit Ky dagegen tue ich Dinge, von denen ich nie geglaubt habe, dass ich dazu in der Lage wäre.
    Ich will beides.
    Doch das ist unmöglich. Wieder betrachte ich Xanders Gesicht. Und obwohl er mir zu sagen scheint, er würde sich niemals ändern, weiß ich, dass das nicht so ist. Ich weiß, dass ich manche seiner Facetten nicht kenne und dass er in Camas Dinge erlebt, an denen ich keinen Anteil habe. Er verbirgt Geheimnisse, die mir unbekannt sind und die er mir persönlich verraten muss. Auch er macht Fehler, etwa, als er mir die blauen Tabletten gab, ein Geschenk, das sehr riskant und wohlbedacht war, dessen wahre Wirkung er jedoch nicht kannte. Es hätte nichts zu meiner Rettung beitragen können, im Gegenteil.
    Mit Xander zusammen zu sein, wäre weniger kompliziert, aber dennoch wäre es Liebe. Und ich habe festgestellt, dass Liebe einen zu neuen Ufern trägt.
    »Was wolltest du von Ky?«, frage ich Indie. »Was hattest du im Sinn, als du ihm den Schnipsel gezeigt und die Karte gegeben hast?«
    »Ich habe ihm angemerkt, dass er mehr über die Erhebung weiß, als er zugibt«, sagt Indie. »Und ich wollte, dass er mir alles sagt.«
    »Und warum hast du mir das hier zurückgegeben?«, frage ich und halte den Mikrochip hoch. »Ausgerechnet jetzt?«
    »Weil du dich entscheiden musst«, antwortet Indie. »Ich glaube nicht, dass du die beiden so siehst, wie sie wirklich sind.«
    »Ach, aber du tust das?«, frage ich, und wieder steigt Wut in mir auf. Sie kennt Ky nicht, nicht so, wie ich ihn kenne. Und Xander ist sie nie begegnet.
    »Ich habe immerhin Xanders Geheimnis gelüftet«, erwidert Indie und zieht sich zum Höhlenausgang zurück. »Während es dir niemals in den Sinn gekommen ist, dass Ky der Steuermann sein könnte.«
    Sie schlüpft hinaus.
    Jemand berührt meinen Arm. Eli. Seine Augen sind angstvoll aufgerissen, und er schreckt mich aus meiner Trance auf. Wir müssen Eli hier rausbringen. Wir müssen uns beeilen. Alles andere können wir später klären.
    Als ich den Mikrochip in meinem Rucksack verstaue, entdecke ich sie zwischen den Blauen.
    Meine rote Tablette.
    Indie, Ky und Xander sind alle immun.
    Meine Reaktion kenne ich nicht.
    Ich überlege einen Moment. Ich könnte diese rote Tablette in den Mund nehmen und würde nicht warten, bis sie sich aufgelöst hat. Ich würde fest daraufbeißen, vielleicht sogar so fest, dass sich mein Blut mit dem Rot der Tablette vermischen würde, und dann würde ich sie hinunterschlucken. Und es wäre meine eigene Entscheidung, nicht die der Gesellschaft.
    Wenn die Tablette wirkt, werde ich alles vergessen, was in den letzten zwölf Stunden geschehen ist. Ich werde mich nicht daran erinnern, was Ky getan hat. Ich müsste ihm nicht verzeihen, dass er mich

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