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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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denn nicht an einer Bewegung teilhaben, die alles ändern könnte?«
    »Nein!«, erwidere ich, und sie weicht zurück, als hätte ich sie geschlagen.
    Dann sagt sie: »Wir können nicht für immer auf der Flucht sein.«
    »Ich habe jahrelang stillgehalten«, sage ich. »Was glaubst du wohl, was ich die ganze Zeit in der Gesellschaft gemacht habe?« Dann sprudeln die Worte aus mir heraus, ohne dass ich sie zurückhalten kann. »Du läufst einer bestimmten Vorstellung von der Erhebung hinterher, Cassia, dabei weißt du in Wirklichkeit gar nicht, wie sie ist. Du weißt nicht, was es heißt, ein Rebell zu sein und alle in deiner Umgebung sterben zu sehen.
Du hast keine Ahnung!
«
    »Du hasst die Gesellschaft«, stellt Cassia fest, immer noch kalkulierend, eins und eins zusammenzählend. »Andererseits willst du dich nicht der Erhebung anschließen.«
    »Ich traue weder der Gesellschaft noch irgendwelchen Rebellionen«, entgegne ich. »Ich möchte keiner von beiden angehören, weil ich gesehen habe, was sie anrichten können.«
    »Aber welche Möglichkeit bleibt dann noch?«, fragt sie.
    »Wir könnten uns den Farmern anschließen«, schlage ich vor.
    Aber sie hört mir gar nicht zu.
    »Erklär mir, warum«, bittet sie. »Warum hast du mich angelogen? Warum wolltest du mich daran hindern, eine freie Entscheidung zu treffen?«
    Ihr Blick wird weicher, und sie sieht mich wieder als den Ky, der ich bin – den Mann, den sie liebt –, und irgendwie ist das noch schlimmer. Alle Gründe, aus denen ich gelogen habe, wirbeln in meinem Kopf durcheinander:
weil ich dich nicht verlieren will, weil ich eifersüchtig war, weil ich niemandem vertraue, weil ich nicht einmal mir selbst trauen kann, weil, weil, weil.
    »Du weißt genau, warum!«, erwidere ich, und plötzlich kocht Wut in mir hoch. Auf alles. Alle und jeden. Die Gesellschaft, die Erhebung, meinen Vater, mich, Indie, Xander, Cassia.
    »Nein, ich weiß es nicht«, setzt sie an, doch ich unterbreche sie.
    »Aus Angst!«, stoße ich hervor und sehe ihr fest in die Augen. »Wir hatten doch beide Angst. Ich hatte Angst, dich zu verlieren. Und du hattest damals in der Siedlung auch Angst. Als du mir die Möglichkeit der Wahl genommen hast.«
    Sie weicht zurück. Sie weiß, wovon ich rede. Auch sie hat es nicht vergessen.
    Plötzlich stehe ich wieder in diesem heißen, glänzenden Raum, mit geröteten Händen und in blauer Arbeitskleidung. Schweiß läuft mir den Rücken hinunter. Ich fühle mich gedemütigt. Ich will nicht, dass sie mich bei der Arbeit sieht. Ich wünschte, ich könnte aufblicken, einen Blick in ihre grünen Augen erhaschen und ihr zu verstehen geben, dass ich immer noch Ky bin. Nicht irgendeine Nummer.
    »Du hast mich sortiert«, werfe ich ihr vor.
    »Was hätte ich denn dagegen tun können?«, flüstert sie. »Sie haben mich beobachtet.«
    Wir haben bereits auf dem Hügel darüber geredet, aber hier unten in den Canyons erscheint die Situation damals in einem ganz anderen Licht. Ich bin überzeugt davon, dass sie für mich ewig unerreichbar bleibt.
    »Ich habe versucht, es wiedergutzumachen«, sagt sie. »Und ich habe den ganzen Weg hierher auf mich genommen, um dich zu finden.«
    »Mich oder die Erhebung?«, frage ich.
    »Ky!«, sagt sie. Dann schweigt sie.
    »Cassia«, sage ich. »Es tut mir leid, aber das ist das Einzige, was ich nicht für dich tun kann. Ich kann mich nicht der Erhebung anschließen.«
    Jetzt ist es heraus.
    Ihr Gesicht leuchtet blass in der Dunkelheit des verlassenen Hauses. Irgendwo über uns weint der Himmel, und ich denke an fallenden Schnee. Bilder, mit Wasser gemalt. Poesie, zwischen Küssen gehaucht.
Zu schön, um von Dauer zu sein.

Kapitel 40 CASSIA

    Hunter stößt die Tür hinter uns auf und tritt ein. Indie ist bei ihm. »Wir haben keine Zeit für so etwas«, sagt er ärgerlich. »Es gibt eine Erhebung. Ihr könnt die Rebellen finden, indem ihr der Route auf dieser Karte folgt. Könnt ihr den Code entziffern?«
    Ich nicke.
    »Die Karte gehört euch, weil ihr mir erklärt habt, was sich in der Kaverne befindet.«
    »Danke.« Ich rolle die Karte zusammen. Sie besteht aus festem Tuch, bemalt mit dunklen Farben. Selbst wenn sie in den Regen geriete oder man sie ins Wasser fallen ließe, bliebe sie lesbar. Nur gegen Feuer hat sie keinen Bestand. Ich blicke Ky an. Das Herz tut mir weh, und ich wünschte, wir könnten die Kluft, die sich eben zwischen uns aufgetan hat, so leicht überbrücken, wie man einen Steg über einen Fluss

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