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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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sein. Du könntest daraus Waffen bauen, oder?«
    »Ich könnte es versuchen«, antworte ich. »Aber wir sollten unseren Rucksack lieber mit Nahrungsmitteln und Dokumenten füllen, falls wir etwas davon finden.« Ich verschweige ihm, dass diese Drähte nichts als Unglück bringen. Die immerwährende Faszination meines Vaters für sie hat meiner Meinung nach seinen Tod herbeigeführt. Er glaubte, er könne es Sisyphus gleichtun und die Waffen der Gesellschaft gegen sie richten.
    Natürlich habe ich dasselbe versucht, als ich die Waffen für die anderen Lockvögel scharf machte, bevor wir in die Berge flüchteten. Und vermutlich ist es ihnen nicht besser ergangen als dem Dorf meines Vaters. »Es ist gefährlich, damit Handel zu treiben. Ich weiß gar nicht, ob die Archivisten solches Zeug überhaupt noch anrühren.«
    Vick schüttelt den Kopf, diskutiert aber nicht mit mir. Er geht tiefer in die Höhle hinein und zieht an einer der Rollen aus dicker, fester Plastikfolie, die dort lagern. »Weißt du, was das hier ist?«, fragt er.
    »Eine Art Zelt?«, frage ich und sehe genauer hin. Ich erkenne, dass Seile und dünne Stangen mit eingewickelt sind.
    »Boote«, erklärt Vick. »Ich habe solche auf dem Militärstützpunkt gesehen, wo ich gewohnt habe.«
    So viel hat er noch nie über seine Vergangenheit enthüllt, und ich warte darauf, dass er mehr erzählt.
    Doch dann hören wir Elis aufgeregte Stimme. »Wenn ihr Hunger habt, müsst ihr hierherkommen!«, ruft er.
    Wir finden ihn in der zweiten Höhle, wo er einen Apfel isst. »Das müssen die Sachen sein, die zu schwer zum Mitnehmen waren«, meint er. »Viele Äpfel und Getreide. Und ganz viel Saatgut.«
    »Vielleicht haben sie das hier gelagert, falls sie wieder zurückkehren«, meint Vick. »Sie haben an alles gedacht.«
    Ich nicke. Als ich mir ansehe, was diese Leute zurückgelassen haben, empfinde ich Bewunderung für sie. Und einen Stich der Enttäuschung, denn ich hätte sie gerne kennengelernt.
    Vick empfindet genauso. »Wir alle haben daran gedacht, auszubrechen«, sagt er. »Aber sie haben es wirklich getan.«
    Wir füllen unsere Rucksäcke mit Nahrungsmitteln aus dem Lager der Farmer. Wir nehmen Äpfel und flaches, trockenes Brot mit, das aussieht, als wäre es lange haltbar. Dann entdecken wir einige Teerstreichhölzer, die die Farmer selbst fabriziert haben müssen. Wir stecken sie ein, vielleicht gelangen wir später an einen sicheren Platz, an dem wir ein Feuer entfachen können. Nachdem wir unsere Rucksäcke gefüllt haben, finden wir noch weitere in der Höhle und füllen auch diese.
    »Und jetzt noch eine Landkarte und etwas zum Eintauschen«, sage ich. Ich atme tief durch. Die Höhle riecht nach Sandstein – Schlamm und Wasser – und Äpfeln.
    »Ich wette, die Bücher sind hier irgendwo«, sagt Eli mit gedämpfter Stimme aus dem hinteren Teil der Höhle. »Hier ist noch ein Raum.«
    Vick und ich folgen ihm um die Ecke herum und gelangen in eine weitere Felsöffnung. Als wir sie mit den Taschenlampen ausleuchten, sehen wir, dass sie sauber ist. Aufgeräumt. Mit Kisten gefüllt. Ich durchquere den Raum und hebe den Deckel von einer an. Sie ist mit Büchern und Dokumenten gefüllt.
    Ich versuche, die Erinnerungen an meinen Vater zu verdrängen, die in mir aufsteigen.
An diesem Ort muss er gelernt haben. Vielleicht hat er auf dieser Bank gesessen.
    »Sie haben so vieles zurückgelassen«, flüstert Eli.
    »Sie konnten nicht alles tragen«, vermute ich. »Wahrscheinlich haben sie das Beste mitgenommen.«
    »Vielleicht hatten sie einen Datenpod«, schlägt Vick vor. »Darin könnten sie die Informationen aus den Büchern abgespeichert haben.«
    »Möglich«, stimme ich zu. Dennoch kann ich mir denken, wie schwer es den Leuten gefallen sein muss, die echten Ausgaben zurückzulassen. Die Informationen in dieser Höhle sind von unschätzbarem Wert, besonders in ihrem Originalzustand, und da ihre Vorfahren sie ursprünglich mitgebracht hatten, muss es ganz besonders hart gewesen sein, ohne sie gehen zu müssen.
    In der Mitte des Raumes steht ein kleiner Tisch, der aus einzelnen Holzteilen zusammengesetzt ist. Auf diese Weise müssen sie ihn durch den Eingang der Höhle bugsiert haben. Der ganze Raum erweckt, genau wie die Häuser in der Niederlassung, den Eindruck, mit großer Sorgfalt eingerichtet worden zu sein. Alle Gegenstände scheinen von Bedeutung erfüllt zu sein. Die Gesellschaft hat sie ihnen nicht geschenkt. Sie mussten sie sich erarbeiten. Sie

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