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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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und in die Berge jenseits davon gelangen.«
    »Durch die Ebene führt ein Fluss«, bemerkt Vick, dessen Augen anfangen zu leuchten, als er die Karte inspiziert. »Zu schade, dass wir nicht eines der Farmerboote mitnehmen und den Fluss entlangpaddeln können.«
    »Wir könnten es versuchen«, entgegne ich, »aber ich halte es für sinnvoller, durch die Berge zu gehen. Wir wissen nicht, wo dieser Fluss hinführt.« Die Berge liegen am oberen Rand der Karte, der Fluss verliert sich am unteren Ende.
    »Du hast recht«, sagt Vick. »Aber wir könnten unterwegs rasten und angeln. Geräucherter Fisch ist sehr lange haltbar.«
    Ich schiebe Eli die Karte zu und frage: »Was sagst du dazu?«
    »So sollten wir es machen«, antwortet er. Dann zeigt er auf das dunkle Haus in den Bergen. »Ich hoffe, die Farmer sind dort. Ich möchte sie gerne kennenlernen.«
    »Was sollen wir sonst noch mitnehmen?«, fragt Vick und sieht sich einige Bücher an.
    »Morgen früh können wir uns etwas aussuchen«, antworte ich. Aus irgendeinem Grund machen mich die säuberlich geordneten, zurückgelassenen Bücher traurig. Müde. Ich wünschte, Cassia wäre hier. Sie würde jede Seite umblättern und jedes Wort lesen. Ich stelle mir vor, wie sie im Halbdunkel der Höhle säße, mit ihren leuchtenden Augen und ihrem Lächeln, und ich schließe die Lider. Diese verschwommene Erinnerung könnte alles sein, was ich je wieder von ihr sehe. Wir haben die Karte, aber die Strecke, die wir noch zurücklegen müssen, scheint fast unüberwindlich.
    »Wir sollten jetzt schlafen«, sage ich und schiebe die Zweifel beiseite. Sie schaden nur. »Wir müssen aufbrechen, sobald es hell wird.« Ich wende mich an Eli. »Was meinst du? Sollen wir hinuntersteigen und in einem der Häuser übernachten? Dort sind Betten.«
    »Nein«, erwidert Eli und rollt sich auf dem Boden zusammen. »Lasst uns hierbleiben.«
    Ich verstehe ihn. In der Nacht wirkt die öde Niederlassung schutzlos und exponiert – dem Fluss und der Einsamkeit, die nach der Flucht der Farmer dort Einzug gehalten hat, sowie den geisterhaften Augen und Händen der Gestalten auf ihren Gemälden. Hier in der Höhle, wo sie ihre Besitztümer in Sicherheit brachten, fühlen auch wir uns geborgener.

    In meinen Träumen flattern die ganze Nacht lang Fledermäuse in der Höhle ein und aus. Manche sind dick und schwerfällig, und ich weiß, sie sind gesättigt von dem Blut anderer Lebewesen. Andere fliegen ein wenig höher, und ich weiß, sie sind leicht vor Hunger. Doch sie alle schlagen lärmend mit den Flügeln.
    Am Ende der Nacht, gegen Morgen, wache ich auf. Vick und Eli schlafen noch, und ich frage mich, was mich geweckt hat. Ein Geräusch in der Niederlassung?
    Ich gehe zum Ausgang der Höhle und schaue hinaus.
    Ein Licht flackert im Fenster eines der Häuser unter uns.

Kapitel 14 CASSIA

    Ich warte auf die Morgendämmerung, eingehüllt in meinen Mantel. Hier unten in den Canyons gehe und schlafe ich direkt auf der Erde, im Verborgenen, und die Gesellschaft sieht mich nicht. Allmählich glaube ich, dass sie tatsächlich nicht weiß, wo ich bin.
    Ein merkwürdiges Gefühl.
    Mein Leben lang bin ich beobachtet worden. Die Gesellschaft beobachtete, wie ich in die Schule ging, wie ich schwimmen lernte und die Stufen zu meinem Paarungsball hinaufschritt. Man hat meine Träume sortiert, und wenn jemand meine Daten interessant fand, wie meine Funktionärin, änderte man die äußeren Umstände und erforschte meine Reaktion.
    Und obwohl das etwas anderes war, stand ich auch unter der Beobachtung meiner Familie.
    Am Ende seines Lebens saß Großvater gerne am Fenster, wenn die Sonne unterging. Damals habe ich mich gefragt, ob er die ganze Nacht wach blieb und die Sonne auch wieder aufgehen sah. Hat er in einer dieser durchwachten Nächte beschlossen, mir die Gedichte zu schenken?
    Ich stelle mir vor, dass Großvater nicht verschwunden ist, sondern über allem schwebt und dass er von allen Dingen, die es von oben zu sehen gibt, das kleine Mädchen auswählt, das zusammengerollt in einer Schlucht liegt. Er will sehen, ob ich aufwache und mich erhebe, wenn das Morgengrauen sich endlich ankündigt.
    Wollte Großvater, dass ich eines Tages hierhergelange?
    »Bist du wach?«, fragt Indie.
    »Ich habe gar nicht geschlafen«, antworte ich, doch noch während ich es ausspreche, weiß ich, dass ich mich auch irren kann. Angenommen, die Bilder von Großvater wären in Wahrheit ein Traum gewesen?
    »In ein paar Minuten können

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