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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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gezeichnet, mit blauen, verschnörkelten Linien. Was sie wohl bedeuten?
    Warum seid ihr hier heraufgekommen? Wie habt ihr dieses Seil hergestellt? Was habt ihr sonst noch hier draußen gelernt, während wir anderen euch vergaßen? Oder gar nicht wussten, dass ihr je existiert habt?
    »Wie lange sind sie schon tot?«, frage ich.
    »Lange genug«, antwortet Indie. »Eine Woche, vielleicht länger. Ich weiß es nicht genau.« In ihrer Stimme schwingt ein grimmiger Unterton mit. »Wer immer das getan hat, kehrt womöglich zurück. Wir müssen weg.«
    Aus dem Augenwinkel heraus nehme ich eine Bewegung wahr und drehe mich um. Große rote Flaggen an der Felskante flattern heftig im Wind. Obwohl sie an Stangen in den Boden gesteckt und nicht an Bäume gebunden sind, erinnern sie mich an die roten Stoffstreifen, die Ky und ich auf dem Hügel hinterlassen haben.
    Wer hat die Stelle hier oben markiert? Wer hat all diese Leute umgebracht? Die Gesellschaft? Der Feind?
    Wo ist die Erhebung?
    »Wir müssen jetzt gehen, Cassia!«, drängt Indie.
    »Nein«, erwidere ich. »Wir können sie nicht einfach so liegen lassen.«
    Waren
sie
die Erhebung?
    »So sterben Anomalien«, entgegnet Indie, ihre Stimme verhärtet. »Wir beide können das nicht ändern. Wir müssen Verstärkung suchen.«
    »Vielleicht waren das die Leute, nach denen wir auf der Suche waren«, sage ich.
Bitte nicht! Die Erhebung darf nicht vernichtet sein, bevor wir auch nur eine Chance hatten, sie zu finden!
    O Ky!
Denke ich.
Das habe ich nicht gewusst. Diese Art zu sterben musstest du mit ansehen.
    Indie und ich überqueren das Hochplateau und lassen die Leichen zurück.
Ky ist noch am Leben
, sage ich mir.
Er muss es sein!
    Nur die Sonne ist am Himmel zu sehen. Nichts fliegt. Hier gibt es keine Engel.

Kapitel 15 KY

    Wir legen keine Rast ein, bis wir genügend Distanz zwischen uns und demjenigen zurückgelegt haben, der unten in der Niederlassung war. Keiner von uns spricht viel; wir gehen schnell und folgen der Schlucht. Nach ein paar Stunden ziehe ich die Karte zurate, um unseren Standort zu bestimmen.
    »Es kommt mir so vor, als gingen wir die ganze Zeit bergauf«, bemerkt Eli, ein wenig außer Atem.
    »Tun wir auch«, sage ich.
    »Warum kommen wir dann gar nicht höher?«, fragt Eli.
    »Weil auch die Felswände ansteigen«, antworte ich. »Schau mal.« Ich zeige ihm, wie die Farmer die Steigung auf ihrer Karte dargestellt haben.
    Eli schüttelt verständnislos den Kopf. »Stell dir die Schlucht und alle ihre Nebenschluchten einfach wie ein großes Boot vor«, sagt Vick zu Eli. »Der Teil, an dem wir eingestiegen sind, lag tief im Wasser. Der Teil, an dem wir herauskommen, ragt hoch empor. Siehst du? Wenn wir hinausklettern, werden wir uns oberhalb dieser weiten Ebene befinden.«
    »Kennst du dich mit Booten aus?«, fragt Eli.
    »Ein bisschen«, antwortet Vick. »Nicht sehr gut.«
    »Wir können uns einen Augenblick ausruhen«, sage ich zu Eli, greife nach meiner Feldflasche und trinke einen Schluck.
    Vick und Eli folgen meinem Beispiel. »Erinnerst du dich noch an das Gedicht, das du für die Toten gesprochen hast?«, beginnt Vick. »Nach dem ich dich schon einmal gefragt habe?«
    »Klar.« Ich betrachte das Bergdorf, das auf der Karte eingezeichnet ist.
Dort müssen wir hin.
    »Woher kennst du es?«
    »Ich bin zufällig darauf gestoßen«, antworte ich. »Zu Hause in Oria.«
    »Nicht in den Äußeren Provinzen?«, fragt Vick.
    Er weiß mehr, als ich ihm verraten habe. Ich blicke auf. Er und Eli stehen mir gegenüber und beobachten mich. Zwischen uns liegt die Karte. Das letzte Mal hat Vick mich herausgefordert, als ich im Dorf erwähnt habe, die Gesellschaft habe womöglich alle Anomalien getötet. Wieder trifft mich derselbe steinharte Blick. Er findet wohl, es sei an der Zeit, Klartext zu reden.
    Er hat recht.
    »Da auch«, gebe ich zu. »Mein Leben lang habe ich Dinge über den Steuermann gehört.« Und genauso ist es. In den Grenzprovinzen, in den Äußeren Provinzen, in Oria und jetzt hier in den Bergen.
    »Wer, glaubst du, ist es?«, fragt Vick.
    »Manche halten den Steuermann für den Anführer einer Rebellion gegen die Gesellschaft«, antworte ich, und Elis Augen leuchten vor Begeisterung auf.
    »Die Erhebung«, sagt Vick. »Ich habe auch davon gehört.«
    »Es gibt eine Erhebung?«, fragt Eli begierig. »Und der Steuermann ist der Anführer?«
    »Kann sein«, sage ich. »Aber das hat nichts mit uns zu tun.«
    »Natürlich hat es das«, erwidert Eli

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