Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen
Gesicht war ausdruckslos, obwohl ich innerlich weinte. Ich hatte das Gefühl, daß Fanny mir direkt ins Herz gestochen hatte, als sie auf Logan zeigte. Da ich wußte, daß alle mich jetzt anstarrten, um meine erste Reaktion zu sehen, bewegte ich mich nicht. Die meisten glaubten wohl, daß ich zum ersten Mal davon hörte. Das, was Camden Lakewood befürchtet hatte, war eingetroffen. Offensichtlich war Wendell Burton der Meinung, daß Fannys moralische Integrität so angeschlagen war, daß er unsere nicht unbeschadet lassen konnte.
»Mrs. Wilcox, wie bereits erwähnt, haben Sie erst vor zwei Tagen geheiratet. Wußte Ihr Mann, Randall Wilcox, denn, daß Sie ein Kind von Logan Stonewall erwarten? Wußte Ihr Mann, daß Sie Geld von Mr. Stonewall erhalten?«
»Ja, natürlich wußte er das. Randall ist ein wirklicher Gentleman. Er liebt mich; und er möchte nicht, daß ich immer von reichen und mächtigen Leuten mißbraucht werde«, leierte sie mechanisch herunter. Mir wurde klar, daß Burton ihr diesen Spruch eingeprägt hatte. Sie sah so stolz aus wie ein Schulmädchen bei einer Theateraufführung in der Schule.
Randall sah völlig verstört aus. Offensichtlich hatten sie ihn nicht in ihr Spiel eingeweiht.
»Er wollte, daß Ihr Kind einen Vater hat und daß Sie alle ein anständiges Zuhause haben würden, nicht wahr?« Burtons Frage hörte sich wie eine Zusammenfassung an.
»Mhm.«
Camden Lakewood beugte sich zu uns herüber. »Ich werde jetzt Logan in den Zeugenstand rufen müssen«, flüsterte er, »damit er seine Darstellung von dem Ganzen bringen kann.«
»Ich verstehe«, sagte Logan. »Es tut mir so leid, Heaven. Es tut mir wirklich leid.«
»Ich weiß. Wir werden jetzt tun, was getan werden muß, dann geht es schnell vorüber«, sagte ich.
»Mrs. Wilcox«, fuhr Wendell Burton fort und lächelte breit, »hier sind heute einige sehr häßliche Anschuldigungen gegen Sie gemacht worden. Ich denke, es ist nur fair, wenn Sie jetzt einmal alles aus Ihrer Sicht darstellen. Wie waren Sie in das Haus von Reverend Wise gekommen?«
»Mein Vater hatte uns verkauft… für fünfhundert Dollar pro Stück. Der Reverend hat mich gekauft.«
»Er hat Sie also wie eine Sklavin für fünfhundert Dollar gekauft?« fragte Wendell Burton. Seine Augen weiteten sich entsetzt, während er auf die Zuhörer blickte. »Der Mann, der Sie als Werkzeug des Teufels bezeichnete?«
»Ja, das hat er getan.«
»Und würden Sie dem Gericht vielleicht kurz erzählen, wie das Leben bei dem Reverend für Sie war?«
»Am Anfang war es schön. Sie kauften mir neue Sachen, und der Reverend erzählte immer von der Bibel und so. Aber dann wurde er plötzlich merkwürdig.«
»Merkwürdig? Was meinen Sie damit, Mrs. Wilcox?«
»Nachts, wenn seine Frau eingeschlafen war, kam er in mein Zimmer. Er redete mit mir und streichelte mein Haar, und dann begann er auch, mich an anderen Stellen zu streicheln.«
»Ich verstehe. Und wie alt waren Sie zu der Zeit?«
»Ungefähr vierzehn.«
»Ungefähr vierzehn. Wir wollen jetzt nicht in die Details gehen… Jedenfalls wurden Sie von ihm schwanger; war es so?«
»Ja, das stimmt. Aber ich bin nicht in sein Zimmer gegangen und habe mich nackt neben ihn gelegt, wie er behauptet hat. Ich wollte kein Kind. Ich war jung und hatte Angst, und es gab niemanden, der mir geholfen hätte. Niemand, mit dem ich hätte reden können. Als er mir dann sagte, er würde mir zehntausend Dollar für das Kind geben, habe ich natürlich zugestimmt. Später wollte ich aber mein Kind wiederhaben.«
»Oh? Sie wollten Ihr Kind wiederhaben? Erzählen Sie uns davon«, sagte Burton und wippte auf seinen Fersen hin und her.
»Meine reiche Schwester besuchte mich einmal in Nashville. Ich flehte sie damals an, mir mein Kind zurückzukaufen; sie sollte dem Reverend das Doppelte dafür zahlen. Für sie wäre das eine Kleinigkeit gewesen. Sie hätten sehen sollen, wieviel Geld sie in ihrer Tasche mit sich herumtrug.«
»Und? War sie einverstanden?«
»Nein, natürlich nicht. Sie wollte nicht, daß ich Mutter wurde und ein Kind hatte. Sie wollte nichts mit mir zu tun haben. Manchmal schickte Sie mir Geld. Aber ich durfte sie nicht einmal besuchen, weil sie meinen Anblick ihren reichen Verwandten nicht zumuten konnte«, sagte Fanny und zog ein Taschentuch aus dem Ärmel, um ihre Tränen zu trocknen.
»Ich verstehe. Und dann heirateten Sie Mr. Mallory, der sich um Sie kümmern wollte. Aber Sie sahen in dieser Ehe keine Zukunft.«
»Nein, er
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