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Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen

Titel: Casteel-Saga 03 - Gebrochene Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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war zu alt, wie ich schon gesagt habe.«
    »Also ließen Sie sich scheiden und kamen hierher zurück, wo Sie ein Heim gegründet und geheiratet haben?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Danke, Mrs. Wilcox. Diese Version hat sich doch sehr von der vorigen unterschieden. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.«
    »Sie können den Zeugenstand jetzt verlassen, Mrs. Wilcox«, sagte der Richter, als Fanny sich nicht rührte.
    Sie blickte auf, und die Tränen rannen ihr über das Gesicht. Tatsächlich wirkte sie wie ein Opfer ihrer Umgebung. Einen Moment lang glaubte ich, daß sie wirklich eines war. Wie wir alle hatte sie die Entwürdigung erleben müssen, verkauft zu werden. Fanny hatte sich damals so verhalten, als sei sie darüber glücklich gewesen. Aber wahrscheinlich hatte sie Liebe und Fürsorge erwartet. Danach hatte sie sich ja immer gesehnt. Dann wurde sie vom Reverend vergewaltigt. Denn das hatte ich niemals bezweifelt. Danach hatte sie ein hartes Leben. Ich verstand, warum sie sich in Nashville so verhalten hatte, warum sie Mallory heiratete und sich später von ihm scheiden ließ. Vielleicht war ich zu egoistisch gewesen. Vielleicht hätte ich ihr das Kind von dem Reverend zurückkaufen sollen. Möglicherweise hätte die Verantwortung für das Kind sie verändert.
    Aber sie hatte sich auf die schmerzhafteste Art gerächt. Erst verführte sie meinen Mann, und dann wollte sie mir Drake wegnehmen. Nicht weil sie ihn liebte, sondern um mich zu bestrafen. Ich mußte meine Schuldgefühle verdrängen und mich wieder gegen sie verhärten. Drakes Zukunft hing davon ab.
    »Ich möchte jetzt Logan Stonewall in den Zeugenstand rufen«, sagte Lakewood. Logan stand auf. Es wurde unruhig im Saal, aber beim Anblick von Richter McKensies Augen verstummten alle sofort. Logans Mutter hinter uns schluchzte auf, aber wir ignorierten sie. Ich drückte ermutigend Logans Hand, dann ging er zum Zeugenstand.
    Logan sah so nervös aus wie ein kleiner Junge. Seine Hand zitterte, als er sie auf die Bibel legte, und beim Schwur versagte ihm fast die Stimme. Dann sah er mich an, und ich lächelte ihn unterstützend zu.
    »Mr. Stonewall«, begann Camden Lakewood, »Sie haben gerade die Aussage von Mrs. Wilcox gehört, in der sie Sie beschuldigte, der Vater ihres Kindes zu sein. Sind Sie tatsächlich der Vater dieses Kindes?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht«, sagte Logan.
    »Dann geben Sie zu, daß Sie intime Beziehungen zu Mrs. Wilcox unterhielten?«
    »Ja«, sagte Logan.
    Wieder geriet das Publikum in Aufruhr, aber der Hammer des Richters beendete das schnell.
    »Können Sie uns beschreiben, wie es zu dieser intimen Beziehung kam?«
    »Ja, das kann ich.« Logan richtete sich auf und nahm eine selbstbewußte Haltung an. Seine Stimme wurde tiefer, und er sprach laut und voll Autorität. »Meine Schwägerin war oft auf dem Fabrikgelände in Winnerow. Es schien, daß sie nichts anderes zu tun hatte und sonst niemand da war, mit dem sie hätte reden können. Sie brachte mir immer etwas zu essen mit, und wir unterhielten uns darüber, wie schwer ihr Leben wäre als alleinstehende Frau. Ich lebte zu der Zeit in unserer Hütte in den Willies. Eines Abends erschien sie mit Wein und ein paar Lebensmitteln. Wir aßen zusammen zu Abend und tranken viel Wein; und sie weinte den ganzen Abend. Und dann… bevor ich wußte, wie mir geschah, hatte sie sich plötzlich ausgezogen. Wir haben dann miteinander geschlafen… Ich bin betrunken gewesen, damals… ich habe es aber sofort bedauert.«
    »Waren Sie seitdem noch einmal mit ihr intim?«
    »Nein, nie mehr.«
    »Nur dieses eine Mal?«
    »Ja.«
    »Und dann sagte Ihre Schwägerin Ihnen und Ihrer Frau, sie bekäme ein Kind von Ihnen?«
    »Ja. Ich habe dann alles meiner Frau gebeichtet«, sagte Logan und sah mich an. »Sie hat es verstanden und mir vergeben… und ich liebe sie mehr als je zuvor«, fügte er hinzu. Tränen traten mir in die Augen, aber ich wollte nicht weinen. Niemand im Saal sollte die Genugtuung haben, mich wegen Fanny weinen zu sehen. Ich setzte mich kerzengerade hin.
    Fanny starrte mich an. Das Grinsen auf ihrem Gesicht verschwand, und sie sah nun verwundert, fast ehrfürchtig aus. Wie sehr wünschte sie, mich zu zerstören. Alles, was sie tat, war darauf ausgerichtet. All die Jahre hatte der Neid an ihr genagt wie ein Parasit. Er war immer größer, häßlicher und stärker geworden, bis er sie völlig ausgefüllt hatte. Würde Fanny eines Tages erwachen und die Dinge, die sie getan hatte,

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