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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Sache mit Mrs. Broadfield kümmern. Das verstehst du ja sicherlich, nicht wahr? Ich werde gleich jetzt versuchen, ihn zu erreichen«, sagte er und ging. Ich machte mich wieder an die Arbeit.
     
     
    Stunden später sank ich schließlich erschöpft in meinem Stuhl zurück. Ich mußte wirklich wie in Trance gewesen sein, denn wenn ich jetzt mein Werk betrachtete, kam es mir so vor, als hätte es jemand anders geschaffen. Das Grabmal erhob sich beinahe drohend in der Mitte des Bildes; die übrigen Grabsteine waren nur angedeutet. Eine großgewachsene, hagere Gestalt kniete vor dem großen Stein. Es war nicht Tony; es war jener dunkle, geheimnisvolle Mann, den ich gesehen hatte. Sein Gesicht war nicht zu erkennen.
    Ich sah meine Palette an und überlegte, welche Farben ich für das Bild verwenden könnte. Zu der düsteren Stimmung würden wohl nur Grau- und Schwarztöne passen. Ich beschloß, erst am nächsten Morgen weiterzumalen, wenn ich in einer positiveren und fröhlicheren Stimmung sein würde. Als ich mich vom Fenster abwandte, fiel mein Blick auf das Armband von Luke. Mrs. Broadfield hatte es mir abgenommen, als sie mich nach meinem Malheur am Tag zuvor ausgezogen hatte. Nun lag es auf dem Nachttisch neben dem Bett. Acht Uhr war längst vorbei, und Tony hatte mittlerweile bestimmt mit Luke gesprochen. Warum war er nicht heraufgekommen, um mir darüber Bericht zu erstatten? Bedeutet das, daß Luke immer noch unerreichbar war, oder daß er Ausflüchte gefunden hatte, warum er mich nicht besuchen konnte? Ich fühlte, wie Zorn und Enttäuschung durch meinen Körper flossen und dabei das Blut erwärmten, das durch meine rebellischen Beine lief. Plötzlich war da ein stechender Schmerz; irgend etwas schoß wie ein Stromstoß durch den unteren Teil meiner Wirbelsäule. Erst spürte ich so etwas wie Nadelstiche in meine Schenkeln, dann wurde es zu einem Prickeln, das sich bis zu meinen Zehenspitzen fortsetzte. Mit aller Kraft versuchte ich, meine Füße gegen die Fußstützen des Rollstuhles zu drücken.
    Ich fühlte den Druck gegen meine Fußsohlen… dann die Anspannung in meinen Beinen. Als ich dieses Mal versuchte, aus meinem Stuhl aufzustehen, war ich nicht mehr vollkommen von der Kraft in meinen Armen abhängig. Meine Beine unterstützten mich dabei. Sie antworteten auf die Befehle, die ich ihnen gab. Ich schaffte es! Ja, ich schaffte es!… Ich zitterte am ganzen Körper, aber ich fühlte etwas… Ich würde es schaffen aufzustehen! Ich versuchte, etwas zu tun, was ich fast mein ganzes Leben lang als völlig selbstverständlich angesehen hatte. Aber jetzt kam es mir vor wie etwas ganz Einmaliges! Mein Herz pochte laut vor Aufregung und Glück. Mein Körper reagierte wieder!
    Es schien nicht wenige Augenblicke, sondern Stunden zu dauern, aber ich richtete mich aus dem Stuhl auf, wobei ich mich stark mit den Armen abstützte. Genau in dem Moment, in dem ich mich vollständig aufrichtete – meine Beine sahen aus wie Zahnstocher und zitterten, als hätte man ihnen ein zu großes Gewicht zugemutet – kam Tony herein. Er blieb stehen und sah mich verdutzt an.
    »Tony… Ich habe es einfach ausprobiert, und es ging! Meine Beine funktionieren, Tony! Sie fangen an, wieder richtig zu reagieren! Aber es ist so komisch, fast, als würde ich auf Wolken gehen.« Ich wankte, aber ich lachte.
    »Vorsichtig«, sagte er und ging langsam auf mich zu. Dabei hielt er die Hände so, als hätte er es mit einem Selbstmordkandidaten zu tun, der auf einer Fensterbank stand, um sich im nächsten Augenblick in die Tiefe zu stürzen. »Versuche noch nicht zu gehen. Du willst dir doch nicht die Knochen brechen!«
    Er sah bei weitem nicht so glücklich und aufgeregt aus, wie ich es erwartet hatte. Sein Gesicht war eher ärgerlich. Warum freute er sich nicht mit mir? Es war soweit! Das, worauf wir alle gehofft hatten, war Wirklichkeit geworden!
    »Ich werde wieder gesund! Gesund!« sagte ich mit Nachdruck, um auch in ihm ein wenig von jener freudigen Erregung zu wecken, die mich in diesem Augenblick erfüllte. Aber sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
    »Natürlich wirst du wieder gesund«, sagte er. »Aber überstürze jetzt nichts. Laß dir Zeit, du setzt dich jetzt besser wieder hin«, fügte er mit einem sonderbaren Ausdruck im Gesicht hinzu.
    »Aber ich fühle mich noch nicht müde! Und es ist so herrlich für mich, auf meinen beiden Beinen zu stehen! O Tony, es ist so wunderbar… Ich wünschte, Drake wäre hier und könnte

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