Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden
Drake in eine ernsthafte Diskussion über Wirtschaftsprobleme vertieft.
Sie stritten über das Handelsdefizit und die Notwendigkeit von Schutzverordnungen. Ich hörte einen Moment lang zu und bewunderte Luke, wie er seine Meinung gegen die beiden anderen verteidigte. Dann unterbrach ich sie und verkündete, daß nun die Probefahrten in meinem neuen Mercedes beginnen würden.
»Laßt uns nach dem Alter gehen«, sagte ich diplomatisch.
»Zuerst Daddy, dann Drake, dann Luke. Dreimal die Hauptstraße hinauf und hinab.«
Daddy lachte.
»Kannst du dir vorstellen, was die Leute sagen werden? Sie werden glauben, daß du nur unseren Reichtum zu Schau stellen willst.«
»Was man hat, das kann man auch zeigen«, warf Drake ein. »Ich sehe nicht ein, warum man sich wegen seines Reichtums schämen sollte. Das ist falscher Liberalismus.«
»Ich spreche doch nur von einer Spazierfahrt«, protestierte ich. Plötzlich wandten sich alle drei zu mir um und brachen in schallendes Gelächter aus, als sie den Ausdruck auf meinem Gesicht sahen. »Männer«, sagte ich und wandte mich ab.
»O Annie«, sagte Daddy schnell, kam zu mir und legte den Arm um mich. »Es ist nur, weil du so niedlich bist, wenn du dich ärgerst. Jetzt komm und laß uns sehen, ob dieser Wagen überhaupt die ganze Aufregung wert ist.«
Ich machte mit jedem von ihnen eine Fahrt. Drake bestand darauf, daß ich vor der Imbißstube anhielt, damit er kurz ein paar von seinen alten Freunden begrüßten konnte; aber eigentlich ging es ihm nur darum, sich mit dem Wagen zu zeigen. Als Drake und ich zurückkamen, saß Luke im Pavillon und las eine Illustrierte. Drake beschloß, eine Aufgabe, die er für das College zu machen hatte, jetzt zu erledigen, damit er abends mit uns zum Essen gehen könnte.
»Ich komme sofort zurück«, rief ich Luke zu und lief ins Haus und die Treppe hinauf, um sein Geschenk aus meinem Zimmer zu holen. Mammi und Daddy sahen überrascht auf, als ich durch das Wohnzimmer stürmte.
»Langsam«, rief mein Vater, »sonst bist du achtzig, noch ehe du fünfzig wirst.« Ich hörte ihn über seinen Witz lachen, während ich die Haustür schloß und mit klopfendem Herzen hinüber zum Pavillon rannte. Aufgeregt lief ich die Stufen hinauf und ließ mich neben Luke fallen.
»Herzlichen Glückwunsch«, rief ich und streckte ihm die Hand entgegen. Er betrachtete das kleine Päckchen einen Augenblick lang, ehe er es aus meiner ausgestreckten Hand nahm.
»Das könnten Schlüssel für einen zweiten Mercedes sein«, mutmaßte er. Er öffnete die Verpackung und hob den Deckel des kleinen Kästchens, in dem ein breiter Ring aus Rotgold mit einem schwarzen Onyx lag. »Donnerwetter!«
»Sieh dir mal die Rückseite an.«
Er drehte ihn, um die winzige eingravierte Inschrift lesen zu können.
»In Liebe, deine Schwester Annie.«
Es war das erstemal, daß einer von uns beiden schriftlich unsere wahre verwandtschaftliche Beziehung zum Ausdruck gebracht hatte. Die Rührung ließ Tränen in Lukes Augen aufsteigen, die er zurückdrängte, denn es schien ihm unmännlich zu weinen, selbst wenn es aus Freude geschah. Ich sah, wie er versuchte, seine Gefühle zu meistern.
»Steck ihn dir an«, sagte ich schnell. Er schob ihn auf den Finger und hob die Hand ins Sonnenlicht. Wie der Stein glänzte!
»Er ist wunderbar. Woher wußtest du, daß ich diesen Stein liebe?«
»Ich habe mich daran erinnert, daß du das einmal gesagt hast, als wir gemeinsam eine Illustrierte angeschaut haben.«
»Du bist unglaublich.« Er starrte auf den Ring und fuhr mit der Spitze des rechten Zeigefingers immer wieder darüber. Dann sah er rasch zu mir herüber, und seine Augen glänzten schelmisch. Er langte hinter seinen Rücken und zog eine flache, dünne Schachtel hervor, die in Geschenkpapier gewickelt war. Zuerst las ich die Karte:
»Die Jahre mögen vergehen, und die Zeit mag uns wie der magische Irrgarten, von dem wir geträumt haben, voneinander trennen. Doch zweifle nie an meiner Fähigkeit, das Rätsel zu lösen und Dich zu finden, wo immer Du auch sein magst.
Herzlichen Glückwunsch, Luke.«
»O Luke, allein diese Worte sind schon ein Geschenk. Sie sind für mich mehr wert als mein neues Auto.«
Sein Lächeln wirkte leicht angestrengt.
»Öffne die Schachtel.«
Meine Finger zitterten, als ich versuchte, das Papier vorsichtig zu entfernen. Ich wollte es aufheben; ich wollte jeden Augenblick und alles, was mit diesem wunderbaren Tag zusammenhing, verwahren.
Das
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