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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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über meine Wangen geflossen waren. Drakes Beschreibung von Farthy und Tony Tatterton hatte mich tief bewegt. Es war, als hätte ich den Nachruf auf einen guten Freund gelesen.
    Drake wollte mir nicht wehtun, dessen war ich mir sicher. Er hatte mir nur einen Gefallen tun wollen. Doch damit hatte er den Vorhang heruntergerissen und meine Phantasien, Illusionen und Kindheitsträume zerstört. Ich fühlte mich leer und traurig.
    Mehr denn je wünschte ich mir, zu erfahren, warum meine Mutter aus Farthinggale geflohen war und den vornehmen älteren Herrn allein in diesen riesigen Räumen voller düsterer Schatten zurückgelassen hatte. Vergeblich kämpfte ich gegen meine Tränen an. Mein Weinen wurde immer heftiger, bis ich schließlich schluchzte wie ein Baby. Völlig erschöpft schlief ich schließlich mit Drakes Brief in der Hand ein und erwachte erst wieder, als das Telefon läutete.
    Ich war so glücklich, Lukes Stimme zu hören.
    »Was ist los?« fragte er sofort. Es gab wirklich eine besondere Beziehung zwischen uns, die wir beide am selben Tag geboren waren.
    Wir spürten immer sofort, wenn mit dem anderen etwas nicht stimmte.
    »Drake hat mir einen Brief geschrieben. Er war in Farthinggale und hat Tony Tatterton getroffen.« Einen Augenblick lang herrschte Stille am anderen Ende der Leitung.
    »Wirklich?«
    »Du mußt herüberkommen, damit ich ihn dir vorlesen kann«, sagte ich. »O Luke, es ist alles anders, als wir es uns in unseren Träumen vorgestellt haben.«
    »Mir ist es ganz gleichgültig, was Drake geschrieben hat oder wie es in Wirklichkeit ist«, sagte Luke trotzig. »Unsere Träume sind wichtig für uns, weil sie unser Leben mit Licht und Hoffnung erfüllen.«
    »O Luke«, sagte ich und lächelte über die Entschlossenheit, mit der er an unseren Träumen festhielt. »Ich hoffe, du wirst immer in der Nähe sein, wenn ich jemanden brauche, der mich aufmuntert.«
    »Natürlich werde ich das«, versprach er.
    Aber dennoch fragte ich mich, ob dies nicht nur eine weitere Kinderphantasie war…

 
    3. K APITEL
     
    S CHMERZLICHE K REUZWEGE
     
     
     
    Drake konnte vor Anfang Juni nicht mehr nach Hause kommen, da er seine Semesterabschlußprüfungen am College ablegen mußte. Einige Tage nachdem er den Brief abgeschickt hatte, rief er mich jedoch an, um sich zu vergewissern, daß ich ihn erhalten hatte, und mir mehr über Farthy zu erzählen.
    »Tony Tatterton hat mir das Zimmer gezeigt, in dem Heaven gewohnt hat, als sie in Farthy war«, begann er mit leiser Stimme.
    »Wirklich?« Mein Herz schlug schneller bei dem Gedanken, daß er dort gewesen war, dort, wo der Ursprung so vieler Geheimnisse unserer Familie lag. Von uns allen war Drake der Antwort auf all die Fragen, die uns quälten, am nächsten gekommen.
    »Es war auch das Zimmer deiner Großmutter Leigh. Ich war etwas verwirrt, denn einmal sprach Tony von Leigh und im nächsten Moment von Heaven.«
    »Vielleicht ist er ein wenig verwirrt oder sogar senil?« gab ich zu bedenken.
    »Das glaube ich nicht. Er leitet noch einen Teil der Geschäfte des Tatterton-Spielzeugimperiums, und als er sich mit mir über meine berufliche Laufbahn und die Wirtschaft unterhielt, wirkte er sehr klar und hervorragend informiert.«
    »Wie sieht er aus? So wie auf den Fotos?«
    »Heute nicht mehr. Sein Haar ist grau, und als ich ihn gesehen habe, hatte er sich offensichtlich seit einigen Tagen nicht mehr rasiert. Seine Kleidung sah teuer aus, aber sein Jackett und seine Hose hätten aufgebügelt werden müssen, und seine Krawatte war voller Flecken. Meiner Ansicht nach ist der Butler, er heißt Curtis, nicht mehr zu viel nutze. Er sieht offensichtlich nicht sehr gut und braucht eine Ewigkeit, um sich von einem Zimmer ins andere zu bewegen.«
    »Gab es keine Dienstmädchen?« fragte ich erstaunt. Ich hatte angenommen, daß ein Mann, der so reich war wie Tony Tatterton, von einem ganzen Stab von Bediensteten umgeben wäre.
    »Ich habe keine gesehen, aber ich nehme an, daß es zumindest jemanden geben muß, der die Räume, die er bewohnt, sauber hält. Aber ich habe den Koch kennengelernt, denn er half beim Auftragen des Essens. Sein Name ist… nun halte dich fest… Rye Whiskey.«
    »Oh, ich erinnere mich, daß Mammi diesen Namen erwähnt hat«, flüsterte ich aufgeregt. Als ich diesen Namen hörte, lebten die wenigen Geschichten, die ich aus unserer verbotenen Vergangenheit kannte, wieder auf. »Auch er muß mittlerweile sehr alt sein.«
    »Wahrscheinlich, aber ihm sieht

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