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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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gemütlich. Dieser Geburtstag war der schönste und wunderbarste meines ganzen bisherigen Lebens. Es war wirklich ein einzigartiger Tag, der von Musik, Lachen und Sonnenschein erfüllt war, ein Tag, für den ich mehrere Seiten in meinem Tagebuch brauchen würde. Und ich konnte es kaum erwarten, daß Luke mir für ein Bild, das ich »Porträt zum achtzehnten Geburtstag« nennen würde, Modell saß.
    Alle gaben mir das Gefühl, eine Prinzessin zu sein. Selbst die Hausangestellten hatten Geschenke für mich gekauft. Doch dann geschah noch etwas ganz Besonderes.
    Ehe ich Luke zu einer Spritztour in meinem neuen Auto einladen konnte, nahm mich meine Mutter beiseite und bat mich, mit ihr in den ersten Stock zu kommen. Wir gingen in das Schlafzimmer meiner Eltern. Es war ein riesiger Raum, in dem ein großes Doppelbett mit handgeschnitztem Kopfteil stand.
    Über dem Bett hing ein Gemälde, eines der wenigen Dinge, die meine Mutter aus Farthinggale Manor mitgenommen hatte. Und weil ich wußte, daß es aus Farthinggale Manor kam, hatte es mich immer wieder fasziniert. Es zeigte eine Hütte in den Willies, vor der zwei alte Leute in Schaukelstühlen saßen.
    Meine Mutter hatte das Zimmer, seit sie in Hasbrouck House eingezogen war, einige Male umgestaltet und neu eingerichtet. Jetzt hingen elegante blaue Satinvorhänge mit goldenen Streifen vor den Fenstern. Die Wände waren mit hellblauer Samttapete bespannt, und der dazu passende hellblaue Teppich war so dick und weich, daß ich darauf am liebsten barfuß lief.
    Zwei jüngere Angestellte der Fabrik waren dazu abgestellt worden, nach Maß Nachtschränke und Kleiderschränke zu schreinern. Der Toilettetisch meiner Mutter zog sich fast über die gesamte Länge der rechten Wand, die ganz von einem Spiegel bedeckt war. Jetzt ging sie zu ihrem Toilettetisch und öffnete die mittlere Schublade.
    »Ich habe hier noch etwas, das ich dir schenken möchte«, erklärte sie, »jetzt, da du achtzehn Jahre alt bist. Natürlich wirst du es nur zu besonderen Anlässen tragen, aber trotzdem möchte ich es dir schon heute geben.«
    Sie griff in die Schublade und holte eine längliche schwarze Schmuckschatulle hervor. Ich wußte, daß sie darin ihre wertvollste Halskette mit den dazugehörenden Ohrringen verwahrte.
    »O Mammi!« Mein Mund blieb vor Staunen offen stehen, als ich begriff, was sie vorhatte.
    Sie öffnete die Schatulle und hielt sie mir entgegen. Wir starrten beide wie verzaubert auf die glitzernden Diamanten. Ich bemerkte, daß der Anblick Erinnerungen in meiner Mutter weckte… Wie sehr wünschte ich, daß diese Schmuckstücke, wenn ich sie tragen durfte, alle Geheimnisse unserer Vergangenheit, all die Erinnerungen meiner Mutter, all die Weisheit, die sie aus ihren freudigen und schmerzlichen Erfahrungen gezogen hatte, an mich weitergeben würden.
    »Sie gehörten meiner Großmutter Jillian, die wie eine Königin lebte.«
    »Und die nicht wollte, daß du sie Großmutter nennst«, flüsterte ich. Ich erinnerte mich daran, da dies eines der wenigen Dinge war, die sie mir von ihrem Leben in Farthinggale Manor erzählt hatte.
    »Genau«, lächelte sie. »Sie war sehr sehr eitel und wollte, daß ihre Schönheit und Jugend ewig währten. Kostbare Kleidung und Juwelen gehörten zu den Dingen, die sie über alles liebte. Natürlich«, fuhr meine Mutter mit demselben sanften Lächeln auf den Lippen fort, »hatte sie ein Verjüngungsprogramm für ihr Gesicht, fuhr ständig zu Badekuren und kaufte alle möglichen geheimnisvollen Tinkturen. Wann immer sie nach draußen ging, trug sie breitkrempige Hüte, denn sie fürchtete, daß sie durch die Sonne Falten bekommen könnte. Ihre Haut ist auch tatsächlich glatt geblieben«, fügte sie hinzu.
    Ich hielt den Atem an, denn so ausführlich hatte sie noch nie über meine Urgroßmutter gesprochen, und ich wollte nicht, daß sie zu erzählen aufhörte. »Auch wenn sie zwanzig Jahre älter war als Tony, es fiel denen, die es nicht wußten, gar nicht auf. Sie verbrachte Stunden an ihrem Toilettetisch.«
    Sie machte eine Pause und schien für einen Augenblick ganz in ihren Erinnerungen versunken.
    »Wie dem auch sei«, sagte sie schließlich, »diesen Schmuck habe ich geerbt, und ich möchte, daß du ihn jetzt bekommst.«
    »Er ist so schön! Ich werde kaum wagen, ihn zu tragen.«
    »Du solltest keine Angst haben, schöne Dinge zu tragen und zu besitzen, Annie. Es gab einmal eine Zeit, da hat so etwas auch mir Angst gemacht. Ich fühlte mich schuldig,

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