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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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versteckt waren. Schäbige, langweilige kleine Gebäude kündigten eine abgelegene Kleinstadt an. Dann lagen auch diese hinter uns.
    Tante Fanny schlief auf dem Rücksitz. Aus dem Radio erklang leise Musik. Auf Lukes Lippen lag ein ruhiges, zufriedenes Lächeln, während er den Wagen sicher durch die gefährlichen Kurven lenkte. Er schien mir sehr viel reifer als früher. Die Tragödie hatte uns verändert und erwachsener werden lassen.
    Beim Anblick der vertrauten Gegend erfüllte mich ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Ich fragte mich, ob Mammi wohl dasselbe empfunden hatte, als sie damals mit Drake von Farthy geflohen war. Die Welt außerhalb der Willies und Winnerrow mußte ihr genauso rauh, kalt und grausam erschienen sein, wie ich es nun empfand.
    »Wir sind fast da«, verkündete Luke leise. »Wir sind fast wieder in unserer Welt, Annie.«
    »O Luke, wir dachten, es müßte herrlich sein, von hier an einen anderen Ort zu entfliehen, aber nichts ist so wundervoll wie die Heimat, nicht wahr?« fragte ich ihn.
    »Nicht solange du ein Teil von mir bist, Annie«, sagte er und streckte seine Hand nach meiner aus. Unsere Finger umschlossen sich, und keiner von uns beiden wollte die Hand des anderen wieder loslassen. Mein Herz klopfte vor Freude.
    Er sah den Ausdruck meines Gesichts, und seine Miene wurde ernst. Ich wußte, es beunruhigte ihn, daß wir unsere Gefühle preisgaben, ohne daran zu denken, wie ausweglos unsere Liebe war…
    »Ich kann es nicht erwarten, Hasbrouck House zu sehen«, flüsterte ich.
    »Bald, bald.«
    Mit jedem Kilometer wurde ich ungeduldiger und aufgeregter. Schließlich erreichten wir die weiten grünen Felder der Umgebung Winnerrows mit ihren hübschen kleinen Farmen, wo bald das Getreide geerntet werden würde. Die kleinen Farmhäuschen waren alle beleuchtet, die Familien saßen darin zusammen im warmen Schein der Lampen. Ich hätte vor Freude fast aufgeschrien, als ich die Lichter der Baracken der Kohlebergarbeiter erblickte, die über die Hügel verstreut lagen. Sie sahen aus wie Sterne, die vom Himmel gefallen waren, aber ihre Leuchtkraft behalten hatten.
    Und dann erreichten wir Winnerrow selbst und fuhren auf der Hauptstraße an den pastellfarbenen Häusern der Reichen vorbei. Dahinter befanden sich die bescheidenen Häuser der Mittelklasse, jener Männer und Frauen, die in der Verwaltung der Minen arbeiten.
    Ich schloß die Augen, als wir in die Straße einbogen, die zum Hasbrouck House führte. In wenigen Augenblicken würde ich zu Hause sein, und doch würde alles anders sein als zuvor. Weder Mammi noch Daddy würden uns willkommen heißen, wenn wir die Auffahrt hinauffuhren… keine lächelnden Gesichter, keine herzlichen Küsse und Umarmungen, kein liebevoller Empfang. Die Wirklichkeit brach über mich herein wie eine riesige, mächtige Woge im Ozean, der ich nicht entkommen und die ich auch nicht aufhalten konnte. Meine Mammi und mein Daddy waren tot und in Farthy begraben. Und ich war immer noch eine Invalide. Nein, es war nicht nur ein Traum gewesen…
    »Na, Gott sei Dank sind wir hier«, sagte Tante Fanny schleppend. »Drück auf die Hupe, Luke, damit sie wissen, daß wir da sind.«
    »Annie möchte das nicht unbedingt, Ma.«
    »Los, drück auf die Hupe.«
    Sie stieg schnell aus und ging um den Wagen herum, um mir die Tür zu öffnen. Ich saß nur da und schaute am Haus hinauf zu den weißen Säulen und den großen Fenstern. Ich sog den betäubenden Duft der Magnolien ein, und einen Augenblick lang fühlte ich mich wieder wie das kleine Mädchen, das mit der Familie von einem Urlaub am Strand zurückkehrte. Und so wie damals versammelten sich die Hausangestellten vor dem Haupteingang, um uns zu begrüßen.
    Mrs. Avery liefen die Tränen über das Gesicht, ihr gekräuseltes Seidentaschentuch, das ich ihr einst zum Geburtstag geschenkt hatte, war ganz naß. Sie schwenkte es wie eine Fahne zur Begrüßung, als sie die Stufen herunterstieg und zum Auto geeilt kam, so schnell es ihre arthritischen Glieder zuließen.
    »O Annie. Willkommen zu Hause, Liebes.« Tante Fanny trat zur Seite, damit sie sich herunterbeugen und mich umarmen und küssen konnte.
    »Hallo, Mrs. Avery.«
    »Dein Zimmer ist fertig… geputzt und gründlich gelüftet.«
    »Vielen Dank.«
    Ich wandte mich dem Haus zu und sah, wie George die Treppe herunterkam. Er wirkte so bewegt, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt hatte. Seine gewöhnlich stocksteife Körperhaltung war ziemlich entspannt, und sein Gesicht

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