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Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden

Titel: Casteel-Saga 04 - Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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meiste Zeit über geschlossen. Ich verabscheute diese Schutzmaßnahmen. Wann immer ich allein war, weinte ich um meine Eltern. Wenn Mrs. Broadfield mich tränenüberströmt vorfand, schimpfte sie und warnte mich vor einem erneuten psychischen Zusammenbruch. Aber ich konnte nicht anders. In meiner Erinnerung tauchte ständig das wunderbare Lächeln meiner Mutter auf, und in meinen Ohren klang das warme Lachen meines Vaters…
    Wie versprochen, kam Tony am nächsten Tag ins Krankenhaus. Er hatte mit Luke gesprochen und berichtete mir nun, was er über die Abschlußfeier erfahren hatte.
    »Das Wetter muß traumhaft gewesen sein; keine einzige Wolke am Himmel! Er erzählte, daß sich tiefes Schweigen im Publikum ausgebreitet habe, nachdem er vorgestellt worden war und seinen Platz auf dem Podium eingenommen hatte. Und am Ende habe er tosenden Beifall bekommen.« Tony lächelte. »Er hat gesagt, daß seine Mutter als erste aufgesprungen sei, aber die anderen Leute wären ihrem Beispiel auf der Stelle gefolgt. Und alle hätten sich nach dir erkundigt.«
    »O Tony. Ich finde es so furchtbar, daß er mich nicht anrufen kann«, sagte ich mit einem Seufzer.
    »O nein, nein, er versteht das vollkommen. Er ist ein feiner Kerl; dein Wohlergehen ist das Wichtigste für ihn. Er hat mich mehrmals gebeten, dir zu versichern, daß du dir keine Sorgen um ihn machen sollst. Du sollst nur rasch gesund werden.« Dann hellte sich Tonys Gesicht auf, und seine Haltung verriet, daß er mir etwas Wichtiges mitzuteilen hatte. »Und jetzt das, worauf du gewartet hast: Doktor Malisoff erlaubt, daß du entlassen wirst. Ich werde dich morgen nach Farthy bringen.«
    »Wirklich?« Die beiden Neuigkeiten erregten mich und machten mich zugleich ängstlich und traurig. Endlich würde ich Farthinggale Manor sehen, jenen Ort, von dem ich mein ganzes Leben geträumt hatte, mein Märchenschloß. Doch es waren nicht mein Vater und meine Mutter, die mich dorthin begleiten würden, und ich würde nicht jene breiten, imposanten Stufen hinaufschreiten und durch die geschwungene Eingangstür treten können. Man würde mich tragen müssen.
    »Warum siehst du so traurig aus?« Sein Lächeln erlosch.
    »Ich habe nur an meine Eltern gedacht und daran, wie wunderbar es gewesen wäre, wenn wir alle zusammen hätten nach Farthy fahren können.«
    »Ja.« Und wieder trat jener abwesende Ausdruck in seine Augen. »Das wäre wunderbar gewesen. Nun«, sagte er entschlossen, als ob er einen Gedanken verscheuchen wollte, »ich habe den bequemsten Rollstuhl, den es gibt, für dich bestellt. Er wird heute nachmittag geliefert, und Mrs. Broadfield wird dir helfen, dich damit vertraut zu machen.«
    »Danke, Tony. Danke für alles, was du für mich getan hast und tust.«
    »Ich habe dir ja gesagt, wie du mir danken kannst – werde schnell wieder gesund.«
    »Ich will es versuchen.«
    Er beugte sich zu mir hinab, um mich zu küssen, doch ehe seine Lippen meine Haut berührten, hielt er inne und schloß die Augen. Ich sah, wie er tief einatmete.
    »Wie ich sehe, benutzt du das Jasminparfum. Nun, wir haben noch unzählige Flaschen davon in Farthy.« Er küßte mich, doch seine Lippen verweilten länger auf meiner Wange, als ich erwartet hatte. Dann richtete er sich langsam wieder auf. Das Blau seiner Augen war jetzt noch strahlender als je zuvor.
    »Es gibt viele Dinge, die dich in Farthy erwarten. Vieles, was du erben wirst, um deine Freude daran zu haben.«
    »Ich kann es kaum erwarten.«
    Etwa eine Stunde nachdem er gegangen war, wurde der Rollstuhl geliefert. Tony hatte ihn mit einem breiten rosafarbenen Band umwickeln lassen. Mrs. Broadfield entfernte es rasch und stellte den Stuhl auf. Die Armlehnen und Fußstützen waren aus schimmerndem Chrom, der Sitz und die Rückenlehne aus weichem braunem Leder. Die Armlehnen waren mit Wildleder bezogen.
    »Es muß eine Spezialanfertigung für Mr. Tatterton sein«, meinte Mrs. Broadfield. »Ich habe noch nie zuvor ein solches Modell gesehen.«
    Sie rollte den Stuhl neben mein Bett und ich bekam einen Vorgeschmack dessen, was es bedeutete, künftig jeden Morgen aus meinem Bett in den Rollstuhl gehoben zu werden.
    Zunächst stellte sie das Kopfteil des Bettes so steil wie es nur ging, damit ich in eine sitzende Position kam. Dann schlug sie die Decken zurück, hob meine Beine an und drehte mich ein wenig, so daß sie über die Bettkante hingen. Sie baumelten leblos herab, als gehörten sie gar nicht zu meinem Körper.
    Als ich in dem Stuhl

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