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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Kopf hin und her und lächelte gezwungen, als wäre es ihm peinlich, dass sein Vorgesetzter Matthias davon erzählt hatte.
    »Sie hatten völlig recht, Monsignore. Mittlerweile wissen wir, dass die Geburt des entführten Jungen im Jahr einer wichtigen Sternenkonjunktion stattfand, mehr noch, alle Entführten wurden in diesem Jahr geboren.«
    Das Gesicht des alten Mannes wirkte mit einem Mal sehr blass. »Mein Gott«, sagte er, »es war ein spontaner Gedanke. Ich hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, dass . . .« Er stockte und schüttelte den Kopf, als könnte er damit seine Gedanken ordnen. »Wenn ich Ihnen sonst irgendwie helfen kann   ... Warten Sie.« Er kritzelte etwas auf einen kleinen Zettel und reichte ihn Matthias. »Das ist meine private Telefonnummer. Sie können mich wirklich jederzeit anrufen.« Und etwas leiser fügte er hinzu. »Vielleicht verstehen Sie, dass es mir ein persönliches Bedürfnis ist.«
    Matthias versprach, sich bei ihm zu melden. Vielleicht konnte er wirklich helfen.

Il Castello
    39
    Er kniete in seiner Kammer vor dem Bett, die Augen geschlossen, die Hände zum Gebet gefaltet.
    Vater, hilf mir in diesen Tagen der Entscheidung. Sag mir, was ich tun soll. Er hat mir gesagt, du würdest zu mir sprechen, wenn es an der Zeit ist. Er hat gesagt, ich müsse auf dich vertrauen. Das tue ich, aber ich flehe dich an, hilf mir in dieser schweren Zeit, die nun kommen wird. Gib mir ein Zeichen. Er hat gesagt, sie würden über mich herfallen, würden an mir zweifeln. Einen Lügner würden sie mich nennen, so wie damals. Ich müsse stark sein und ertragen, was da komme. Vater, steh mir bei, denn   ... ich fürchte mich.

Rom. Via Michele Pironti
    40
    Es war bereits später Nachmittag, als Matthias vor Varottos Wohnhaus aus dem Taxi stieg. Während der Fahrt durch die Innenstadt hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er sich dem Commissario und Alicia gegenüber verhalten sollte. So gerne er es getan hätte, so wichtig es vielleicht gewesen wäre – er durfte ihnen nichts von dem Gespräch erzählen, das er mit dem Papst geführt hatte. Er stand bei Papst Alexander IX. im Wort, der Unheil von der Kirche und vor allem von seinem Amt als Papst fernhalten wollte. Aber es brachte Matthias in eine sehr schwierige Situation.
    Alicia und Varotto saßen im Wohnzimmer inmitten eines Wustes von Papier und sahen nur kurz auf, als er denRaum betrat. Offensichtlich hatten sie von Tissone die Unterlagen zu den 49   Jungen erhalten.
    »Haben Sie schon etwas gefunden?«, fragte Matthias, während er drei Aktenordner von einem Sessel räumte, in dem er sich dann niederließ.
    »Das kann man durchaus behaupten«, sagte Varotto, bevor die Journalistin antworten konnte. »Alicia hat etwas entdeckt, das mir niemals aufgefallen wäre, weil ich im Leben nicht daran gedacht hätte, das Geburtsdatum der Jungen mit den Hochzeitsdaten der Eltern abzugleichen. Die Eltern sind alle erst vor den Traualtar getreten, als die Frauen schon schwanger waren. Wir haben bisher zwar erst rund zwanzig überprüft, aber ich schätze, bei den anderen wird es genauso sein.«
    »Welch ein organisatorischer Aufwand«, überlegte Matthias laut.
    »Was meinen Sie?«, wollte Varotto wissen.
    »Nun, allein von allen Geburten eines Tages in ganz Italien die Daten inklusive Hintergrundinformationen zu den Eltern zu beschaffen, muss doch wahnsinnig aufwendig gewesen sein. Stellen Sie sich das vor. Quer durch ganz Italien. Was man da alles in Erfahrung bringen musste. Ich bin mir absolut sicher – je länger wir forschen, desto mehr Zusammenhänge werden sich herausstellen. Dass es für alle diese Frauen das erste Kind war zum Beispiel. Und das aus Rache? Kann man so sehr hassen, um all das minutiös zu planen und bis zum bitteren Ende durchzuführen? Über einen Zeitraum von so vielen Jahren?«
    »Moment!« Varotto hatte die Hand gehoben. »Sagten Sie gerade Rache? Wofür? Und vor allem: wessen Rache?«
    »Nun, welchen Grund sollte es sonst dafür geben, wenn nicht Rache an der Kirche oder vielleicht sogar an Gott?« Er hoffte dabei, dass man seiner Stimme nicht anhörte,wie unwohl er sich fühlte. »Denken Sie an den Stern von Bethlehem. Was, wenn tatsächlich jemand diese Jungen entführt hat, weil er davon überzeugt ist, dass ein ganz besonderer Junge unter ihnen ist? Jemand, der so besonders ist, dass man sich an seinem göttlichen Vater rächen kann, wenn man sich seiner bemächtigt?«
    Varotto rümpfte verächtlich die Nase.

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