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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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untereinander. Ich kannte Niccolò seit unserer Kindheit. Wie hätte ich ihn einfach fallen lassen können in einer Zeit, in der er seinen Glauben verloren hat und Beistand am nötigsten brauchte?«
    Matthias nickte. »Das verstehe ich, und ich bewundere Ihre Hingabe.«
    Bertonis Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Es gibt nichts, was bewundert werden müsste. Aber um zu Ihrer Frage zurückzukommen: Ich habe versucht, etwas mehr über diese Männer zu erfahren, aber Niccolò war nicht dazu zu bewegen, mehr als die schon gemachten Andeutungen zu erzählen.
    Dann, viele Jahre später, es war kurz vor dem Tod seinesSohnes Paolo, rief er mich an und erklärte mir, er sei mit dieser Gemeinschaft in ein Kloster gezogen und lebe jetzt etwas mehr als hundert Kilometer von mir entfernt. Er sagte, er werde sich von nun an noch intensiver um die Belange dieser Gemeinschaft kümmern. Paolo sei auf Sizilien geblieben. Das war mein vorletztes Gespräch mit ihm.«
    Bertoni machte eine Pause. In seinem Gesicht spiegelte sich die Trauer darüber wider, den Kontakt zu einem Freund verloren zu haben. Matthias hätte gerne gewartet, bis der Mann sich wieder gefangen hatte, aber er war nervös und spürte, dass Eile geboten war.
    »Entschuldigen Sie meine Ungeduld, Monsignore, aber wann war das letzte Gespräch?«
    »Das war kurz nach dem Tod seines Sohnes. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern und mich schaudert noch immer bei dem Gedanken daran. Niccolò rief mich an und sagte nur: ›Dein Gott hat mir nun auch noch meinen Sohn genommen. Aber dafür wird er büßen. Auge um Auge, Zahn um Zahn.‹ Dann legte er auf.«
    »Schrecklich«, sagte Matthias leise und wiederholte die Worte in Gedanken. Auge um Auge, Zahn um Zahn.
    »Ja, das war es. Und wissen Sie, was das Schlimmste daran war? Er hörte sich so an, als wäre seine Drohung absolut ernst gemeint. So als wüsste Niccolò tatsächlich, wie er sich an Gott rächen konnte, als hätte er . . .«
    ». .. den Verstand verloren?«, fragte Matthias.
    Bertoni sah ihn mit undefinierbarem Blick an. »Ja.«
    »Und das war das letzte Mal, dass Sie mit ihm Kontakt hatten?«
    »Ja. Das ist nun fast 25   Jahre her«, antwortete Bertoni. »Ich wüsste gerne, wie es ihm geht, ob er zwischenzeitlich seinen Frieden mit Gott gefunden hat oder   ... ob er etwas mit diesen furchtbaren Morden zu tun hat. Ich halte es fürmöglich, dass Niccolò sich im Laufe der Jahre so sehr in seinen Wahn hineingesteigert hat, dass er etwas Fürchterliches tun könnte. Vor allem, wenn er bei dieser ›Gemeinschaft‹ geblieben ist, die offenbar aus verwirrten Menschen zu bestehen scheint. Wissen Sie, ich habe mir schon viele Gedanken darüber gemacht, warum gerade ich diese seltsamen Botschaften bekommen habe. Das würde einen Sinn ergeben, wenn Niccolò etwas mit der Sache zu tun hätte. Andererseits ist allein der Gedanke daran so abscheulich, dass ich Angst habe, darüber den Verstand zu verlieren.«
    Bertoni verstummte. Nach einer Weile erhob sich Matthias zögerlich.
    »Eins noch, Signore Matthias«, sagte Bertoni, während auch er aufstand. »Würden Sie es als sehr vermessen empfinden, wenn ich Sie fragte, warum Sie in einem Kloster leben? Und warum man Sie von hoher politischer Stelle zu dieser schrecklichen Sache hinzugezogen hat?«
    Matthias lächelte. Er würde dem alten Mann vielleicht irgendwann seine Geschichte erzählen, nur nicht jetzt. »Ich wollte und konnte mein altes Leben nicht mehr fortsetzen, weil ich viel Schlimmes erlebt habe. Im Kloster habe ich die Ruhe und auch die Einsamkeit gefunden, die ich gebraucht habe. Und die Zeit, mich dem Studium von Geheimbünden, Logen und Bruderschaften zu widmen. Das ist auch der Grund, warum man der Meinung ist, ich könnte der Mordkommission von Nutzen sein.«
    Dem Gesicht des alten Mannes war deutlich zu entnehmen, dass ihn die Antwort nicht zufriedenstellte. Matthias konnte es ihm nicht verdenken. Er hoffte nur, er würde nicht weiterfragen.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie meine Frage beantwortet haben«, begnügte sich Bertoni zu sagen, sehr zu Matthias’Erleichterung. »Und was Kardinal Voigt angeht, ich bin mittlerweile sicher, mich getäuscht zu haben, was sein Wissen über die Bekanntschaft zwischen Niccolò Gatto und mir betrifft. Bitte entschuldigen Sie, ich bin nicht mehr der Jüngste.«
    Matthias wollte sich schon verabschieden, als ihm noch etwas einfiel. »Monsignore, der Kardinal erzählte mir von Ihrem Vorschlag.«
    Bertoni wiegte den

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