Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
Geschäfte kalt, denn Bethany war in Reichweite. Nicht irgendwo in Kanada, sondern hier bei ihm im castello . Nicht nur nahe, sondern auch willig, und das interessierte ihn weit mehr als Verträge oder Geschäftsstrategien. Er bräuchte nur diesen Raum zu verlassen, zu ihr zu gehen, und sie wäre sein. Im Bett, auf dem Teppich so wie gestern, in der Badewanne. Leo wusste, er war willkommen. Mehr als willkommen.
Verdrießlich betrachtete er das Finanzportfolio vor seinen Augen. Die Zahlen ergaben ebenso wenig Sinn wie seine Gefühle und Wünsche. Sex war nicht das Problem, und die Erkenntnis, dass sie nach all der Zeit noch genauso verrückt nach ihm war wie er nach ihr, erfüllte ihn mit einer gewissen Genugtuung. Es war nicht der Sex, es war der Rest, mit dem er nicht klarkam.
Seit dem Picknick hatte Bethany keine Anstalten zur Abreise gemacht. Sie hatte weder von Scheidung gesprochen noch nach dem Gerichtstermin gefragt, wie sie es zuvor fast täglich getan hatte. Im Grunde genommen war das ein Erfolg, aber irgendwie kam es ihm nicht so vor.
Sie aßen am gleichen Tisch, und jede Nacht teilte sie sein Bett, wo sie sich ihm mit einer Leidenschaft hingab, die ihn überwältigte und manchmal sogar beschämte. Sie stritten nicht mehr, stattdessen führten sie lange Unterhaltungen, ohne die Seitenhiebe, die er seit dem Wiedersehen in Toronto automatisch erwartete. Und sie lachten zusammen, meistens über die gleichen Dinge.
Mit anderen Worten, sie war die Frau, die er in ihr gesehen hatte, als sie sich kennenlernten. Als hätte es die achtzehn Monate Ehe und die Trennung danach nie gegeben; als wären beide nur ein böser Traum, aus dem sie endlich aufgewacht waren.
Es hätte das Paradies auf Erden sein sollen, und in gewisser Hinsicht war es das auch. Aber eben nur in gewisser Hinsicht.
Leo wurde das ungute Gefühl nicht los, dass etwas bevorstand. Dass irgendwo eine Uhr tickte – auch wenn er sie weder sehen noch hören konnte –, die demnächst verkünden würde, dass seine und Bethanys Zeit miteinander abgelaufen war. Da war etwas in ihren Augen, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, das an ihm nagte. Eine eigenartige Trauer, die sie sofort mit einem Lächeln verneinte, wenn er fragte, ob sie etwas bedrückte.
Er wusste, dass sie ihm große Teile ihrer selbst vorenthielt, und das war es, was ihn unruhig machte. Es vertrug sich nicht mit dem Glücksgefühl, das ihn so oft überkam, wenn sie, an ihn geschmiegt, in seinen Armen einschlief. Wenn er den zierlichen Körper neben sich spürte, im Dunkeln ihren regelmäßigen Atemzügen lauschte und den Duft der seidigen Locken einsog, fühlte er, dass er ihrer niemals überdrüssig werden würde.
Er fühlte. Vielleicht war das der Grund seiner inneren Rastlosigkeit – Gefühle. Es war so ungewöhnlich, denn Gefühle wie diese hatte er nur ein Mal gekannt – in Hawaii, als sie sich begegnet waren. Er hatte Bethany gesehen und aufgefangen, als sie in den Wellen das Gleichgewicht verloren hatte, und sich gesagt, dass er diese Frau nie wieder loslassen wollte.
Zum ersten Mal hatte er sich wie ein Mann gefühlt, ein ganz normaler Mann. Er war nicht länger il Principe di Felici , Träger eines uralten Namens, Erbe eines riesigen Vermögens, sondern ein Mann, der eine Frau wollte, die ihn ebenso wollte. Alles Übrige war nebensächlich.
Und diese Erkenntnis hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht, wenn auch erst später, hier in Felici nach ihrer Rückkehr. Er erinnerte sich noch gut an den Moment, als ihm die ersten Zweifel an der Richtigkeit seiner Ehe mit ihr kamen, als er erkannte, wie impulsiv und untypisch er zum ersten Mal in seinem Leben agiert hatte, als er sich sagte, dass er mit dieser einen Handlung sein Erbe und seine Pflichten verleugnete. Als ihm das bewusst wurde – und weil er aufgrund seiner Erziehung nicht anders konnte –, hatte er sich eingeredet, dass es den Mann, der sich in Hawaii so unsterblich in Bethany Vassal verliebt hatte, nie gegeben hatte.
Schlimmer, er hatte versucht, sie zu der Frau zu machen, die er hätte heiraten sollen – die steife, gefühllose Person, die sie nicht war und niemals sein würde. Er hatte alles getan, um aus seiner Ehe mit ihr das zu machen, was in seinen Kreisen die Norm war – eine leblose, lieblose Vernunftehe, die auf Herkunft, Standesbewusstsein und praktischen Erwägungen basierte. Wunderte es da, dass sie damit nicht zurechtkam? Natürlich hatte sie rebelliert.
Leo hob den Kopf, als eine
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