Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
durchquerte er den Saal. Selbst aus ihrer Entfernung waren seine markanten Backenknochen unverkennbar, ebenso der sinnliche Mund, obwohl er die Lippen gerade mürrisch aufeinanderpresste. Noch viel zu gut wusste sie, wie sie sich auf ihren anfühlten …
Kleidung, Auftreten, die sinnliche Anziehungskraft, alles an ihm unterstrich, wer er war. Diese Dinge gehörten ebenso zu seiner Persönlichkeit wie die goldbraune Haut, der sehnige Körper und der einzigartige männliche Duft. Ein Duft, so schwor sie im Stillen, mit dem er sie nie wieder betören würde.
Denn Leo di Marco war nicht der Märchenprinz, für den sie ihn einmal gehalten hatte. Mit ihm gab es kein Happy End. Das hatte sie auf die harte Tour lernen müssen. Leo di Marco entstammte dem italienischen Hochadel und trug einen uralten Namen, zusammen mit dem Titel eines Fürsten. Er war in erster Linie il Principe di Felici und würde es immer sein.
Bethany bemerkte, wie ungeduldig er die Besucher im Saal musterte. Er wirkte gereizt. Jetzt schon, dachte sie beklommen. Dann entdeckte er sie, und sein Blick traf sie wie ein Faustschlag. Ihr wurde schwindlig, aber sie rief sich ins Gedächtnis, dass sie dieses Zusammentreffen herbeigeführt hatte. Um keinen Preis durfte sie jetzt die Fassung verlieren, sonst war sie verloren.
Bethany straffte die Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. So unbeteiligt wie möglich sah sie ihm entgegen, obwohl sie innerlich vor Erregung zitterte. Seine Wirkung auf sie hatte sich um nichts verringert. Entschlossen verdrängte sie die unerwünschten Erinnerungen – sie rissen nur alte Wunden neu auf.
Ohne den Blick von ihr abzuwenden, entließ Leo mit einer knappen Geste seine Bodyguards und kam mit langen Schritten auf sie zu. Wie gelähmt sah sie ihm entgegen. Alles an ihm überwältigte sie, hatte sie stets überwältigt. Ihr Hals wurde trocken, und sie unterdrückte den Impuls, kehrtzumachen und davonzulaufen. Das wäre sinnlos. Außerdem verfehlte sie damit den Zweck dieser Aktion, für die sie den Treffpunkt sorgfältig ausgewählt hatte. Eine Gemäldeausstellung in einer trendigen Galerie mit geladenen Gästen, von denen Leo mit Sicherheit den einen oder anderen kannte, erschien ihr als geeigneter Ort für das bevorstehende Gespräch. In diesem Rahmen fühlte sie sich nicht nur vor dem zu erwartenden Wutausbruch sicher, sondern auch vor seinem verheerenden Sex-Appeal.
Diesmal würde es nicht wie bei der letzten Zusammenkunft sein. Drei Jahre waren seitdem vergangen, aber vergessen würde Bethany den Abend nie. Leo war so zornig gewesen, und sie hatte ihn mit Anschuldigungen überhäuft, bis sie beide die Kontrolle verloren hatten und im Bett gelandet waren. Noch heute stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht, wenn sie an die zügellose Leidenschaft zurückdachte, mit der sie sich geliebt hatten. Keiner von ihnen hatte sie gewollt, aber beide waren machtlos gegen sie gewesen.
Wütend schob sie die Erinnerung beiseite. Was geschehen war, ließ sich nicht rückgängig machen.
Im nächsten Moment stand er vor ihr. Krampfhaft schluckte sie – und bekam kaum noch Luft.
Leo …
Er weckte Begierden in Bethany, von denen sie gehofft hatte, dass sie nicht mehr existierten. Doch jetzt loderten sie erneut in ihr auf. Sie wollte ihn in sich spüren, sich in ihm verlieren – so wie damals, als sie daran fast zugrunde gegangen war.
Aber heute war sie nicht mehr die Gleiche. Das naive junge Mädchen, das er in den achtzehn Monaten ihrer Ehe ebenso nachlässig genommen wie beiseitegeschoben hatte, existierte nicht länger. Und es würde es auch nie wieder geben. Heute war sie endlich die Frau, die sie schon immer hatte sein sollen.
Unbewegt sah Leo sie an. Ohne das Glitzern in den schwarzen Augen und den grimmigen Zug um den Mund könnte man meinen, dass er sich langweilte.
„Guten Abend, Bethany.“
Ein Schauer lief über ihre Haut – wie gut sie sich noch an die tiefe samtige Stimme erinnerte! Und an den Klang ihres Namens in seinem Mund.
„Und welche Tragödie willst du mir diesmal vorspielen? Dass du dich nach so langer Zeit überhaupt noch an mich erinnerst, finde ich bemerkenswert.“
Sie krampfte die Finger um die Ellbogen, bis ihr die Nägel ins Fleisch schnitten. Ich darf mich nicht einschüchtern lassen – jetzt oder nie.
„Ich verlange die Scheidung, Leo“, sagte Bethany und hob das Kinn.
Diesen Satz hatte sie lange zu Hause vor dem Spiegel eingeübt, aber die Mühe hatte sich gelohnt. Es
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