Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
tausend Stücke brechen – und sie ebenfalls. „Nein, Leo, das hast du nicht. Du bist ein Heiliger.“
„Und du meine Gemahlin.“
„Das berechtigt dich nicht, mich so zu behandeln, wie du das tust.“ Unwillkürlich hob sie die Stimme. „Ich bin weder dein Eigentum noch eine Schachfigur, die du nach Belieben hin und her schieben kannst. Ich bin ein Mensch! Ein Mensch mit Gefühlen, keine Fußmatte.“
„Gefühle!“ Nur mühsam unterdrückte er die aufsteigende Wut. „Du bist im Begriff, das Weite zu suchen und wagst es, von Gefühlen zu reden?“
„Es ist die Wahrheit.“ Tränen brannten ihr in den Augen, und sie versuchte sie wegzublinzeln, aber dann rollten sie ihr doch über die Wangen. „Ich will nicht, dass du mir irgendwann einen See schenkst, weil ich meine Pflicht getan habe.“ Sie schluchzte. „Ich will keine Ehe, wie deine Eltern sie geführt haben. Ich will es nicht, und ich lasse mich nicht dazu zwingen.“
„Ich liebe dich!“, brüllte er.
Sprachlos starrte sie ihm ins Gesicht. Sie wusste nicht, was sie mehr erschütterte – die drei Worte oder sein Ton.
Leo schrie? Er verlor die Beherrschung? Redete von Liebe? Seit jenen magischen Wochen in Hawaii hatte er das Wort kein einziges Mal ausgesprochen. Es konnte nicht wahr sein, sie musste sich verhört haben.
„Ich liebe dich“, wiederholte er nun mit normaler Stimme, was Bethany nur noch mehr verstörte.
Er verließ seinen Platz im Türrahmen und trat in den Raum. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er nicht so aussah wie sonst. Die Krawatte saß nicht ganz am Platz, und das stets so perfekt gekämmte Haar machte den Eindruck, als hätte es mit seinen Fingern Bekanntschaft gemacht. Und er schien außer Atem zu sein, als wäre er gerannt – etwas, das sie sich nicht vorstellen konnte.
Vielleicht meint er es wirklich, wisperte das innere Stimmchen.
„Du …“ Sie verstummte. Alles in ihr weigerte sich, die Worte zu wiederholen. Wie sollte sie wissen, ob er aufrichtig war? Wenn er sie nun auch diesmal nur manipulierte, weil ihm ihre Abreise nicht passte?
Sie schüttelte den Kopf. „Verzeih, Leo, aber das glaube ich dir nicht. Einen Menschen, den man liebt, belügt man nicht.“
„Was weiß ich schon groß von Liebe? Für mich ist das lediglich ein Begriff aus den Klassikern, die ich im Internat lesen musste. Keiner meiner Erzieher – von meinem Vater ganz zu schweigen – hat sich näher darüber ausgelassen. Sie waren der Ansicht, dass Gefühle dieser Art in meinem Leben nichts zu suchen haben.“
Bethany schwieg. Sie konnte ihm weder Trost spenden noch verständlich machen, was man an ihm verbrochen hatte. Sie wünschte, sie könnte es, doch sie brachte es nicht fertig. Dazu war es zu spät.
„Ich weiß, dass du eine schwierige Kindheit hattest“, erwiderte sie schließlich. „Aber das ist kein Grund, mich so zu behandeln, wie du es getan hast, und das weißt du auch. Sonst hättest du mir, was du eben gesagt hast, nicht bis heute verschwiegen. Hätte ich nicht zufällig mit dem Anwalt geredet …“ Sie sprach den Satz nicht zu Ende – aber er wusste, was sie meinte.
Leo schwieg. Dann sagte er mehr zu sich selbst als zu ihr: „Für mich gab es stets nur eins – meine Pflicht zu erfüllen. Und dann kamst du – in jeder Hinsicht das Gegenteil der zukünftigen Principessa di Felici . Du warst so warmherzig, so lebendig und natürlich, und du dachtest, ich wäre das auch. Für dich war ich kein Prinz, sondern ein Mann. Ein Mann wie jeder andere. Im ersten Moment habe ich mich in dich verliebt, obwohl ich nie wusste, dass ich lieben könnte.“
„Und das ist das Ergebnis“, flüsterte sie, während sie mit den Fäusten die Tränen wegwischte. „Das ist, was wir daraus gemacht haben.“
„Bethany …“ Es klang bittend, fast flehend.
Ihr war, als träume sie. Leo di Marco hatte in seinem ganzen Leben nie um etwas gebeten, darauf würde sie schwören. Er forderte, bestimmte, befahl … Aber bitten? Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
Ihr erster Impuls war, zu ihm zu gehen und die Arme um ihn zu legen. Doch wie konnte sie das noch? Zu oft hatte sie einzulenken versucht und gehofft, nur um danach erneut mit leeren Händen dazustehen. Und sie traute weder ihm noch sich selbst – schon gar nicht sich selbst. Er herrschte über ihren Verstand, ihren Körper und ihre Seele. Wie oft musste sie sich das noch wiederholen, um es endlich zu glauben?
„Ich will keinen See“, wiederholte sie leise und fragte
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