Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
ohne Hoffnung! Wo war der Mann, den sie kannte? Den nichts besiegen, nichts zerbrechen konnte? Das ist mein Werk, dachte sie, ich habe ihn vernichtet … In diesem Moment wünschte sie nichts sehnlicher, als ihn wieder zu dem zu machen, der er war – zu Leo di Marco, il Principe di Felici .
„Wenn es wirklich dein Wunsch ist, werde ich dich nicht davon abhalten“, wiederholte er.
Sie glaubte ihm. Leo meinte, was er sagte. Es war kein Trick. Er spielte nicht mit ihr, und er manipulierte sie nicht. Sie hatte erreicht, worum sie so erbittert gekämpft hatte – sie war frei.
Das Einzige, was ihr zu tun blieb, war aufstehen, den Koffer nehmen und diesen Ort auf immer verlassen. Die Tür stand offen, sie konnte gehen, mit hocherhobenem Haupt und blauen Flecken auf der Seele. Eine der Limousinen würde sie nach Mailand bringen, von wo sie mit dem nächsten Flug nach Toronto zurückfliegen konnte, um ihr neues Leben zu beginnen. Ein Leben nach ihren Wünschen, so, wie sie es seit Wochen, seit Monaten plante.
Steh auf! Worauf wartest du?
Aber sie konnte sich nicht bewegen, die Beine gehorchten ihr nicht.
„Ich weiß nicht wie, aber ich lasse dich gehen, Bethany, das verspreche ich.“
Jedes Wort war wie ein Messerstich, und am Ton seiner Stimme erkannte sie, dass er die gleiche Qual, die gleiche Trostlosigkeit empfand, die auch ihr die Kehle zuschnürten und das Herz so schwer machten, dass es ihr wie ein Stein in der Brust lag. Dabei sollte sie sich doch wie ein Vogel in der Luft fühlen, unbeschwert und frei von allen Fesseln. So sicher war sie gewesen, dass sie nur auf diesen Moment gewartet hatte – und jetzt, da er endlich da war, erschien ihr die Zukunft wie eine endlose Wüste.
So also fühlt es sich an, das Ende zwischen ihm und mir …
Eine Minute verging, dann noch eine, bis ihr jeglicher Sinn für Zeit und Raum abhanden ging. Sie sah nur das geliebte Gesicht, in dem sich die gleiche Trauer spiegelte, die sie erfüllte und ihr das Atmen schwer machte.
„Ich … ich bin nicht sicher, dass ich das kann“, flüsterte sie. „So lange habe ich es versucht, und jetzt lassen mich sogar die Beine im Stich.“
„Dann trage ich dich, wohin du auch gehen willst.“
Sie lächelte traurig. Er meinte es, und sie traute es ihm sogar zu, obwohl er sie doch nicht gehen lassen wollte. Warum hatte sie nie erkannt, wie großherzig und aufrichtig er war – weder ein Tyrann wie sein Vater noch das Ungeheuer, für das sie ihn so oft gehalten hatte. Er war, genau wie sie, mit seinen Gefühlen im Zwiespalt und verbarg die innere Verwirrung hinter der arroganten Maske, die ihm als kleiner Junge anerzogen und später zur zweiten Natur geworden war.
Krampfhaft schluckte sie ein paarmal, doch dann war es mit ihrer Fassung vorbei. Alles, was sich in ihr angestaut hatte, Bitterkeit, Kummer, Reue, Leidenschaft, entluden sich in einer Sturzflut heißer Tränen. Das Gesicht in den weichen Teppich gepresst, weinte und schluchzte sie herzzerbrechend.
„Bethany …“, murmelte Leo.
Aber sie konnte nicht aufhören.
„Bethany … Liebste …“ Er beugte sich hinab und hob sie hoch.
Sie presste das nasse Gesicht an seine Brust. Sein Duft und die Wärme seines Körpers waren wie eine Liebkosung, wie ein Versprechen, und nach langer, langer Zeit fühlte sie sich zum ersten Mal wieder geborgen – was den Weinkrampf nur noch verschlimmerte.
„Luce mio.“ Er strich ihr über den bebenden Rücken und küsste sie sanft auf die heißen Wangen. „Bitte weine doch nicht so.“
Und immer noch konnte sie nicht aufhören – weder als er ihr auf Italienisch Koseworte ins Ohr flüsterte noch als er sie zur Fensterbank trug, wo er sie auf den Schoß nahm und besänftigend auf sie einsprach. Sie weinte und weinte, und jeder Versuch, dem Schluchzen Einhalt zu gebieten, verlief ebenso erfolglos wie zuvor die Anstrengung aufzustehen und das Schlafzimmer zu verlassen. Sie schmiegte sich an ihn und weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte.
„Das ist einzig meine Schuld“, murmelte Leo nach einer langen Weile, als sie sich einigermaßen beruhigt hatte.
Bethany hob den Kopf von seiner Schulter und sah zu ihm auf. Er wiegte sie immer noch wie ein Kind in den Armen, aber diesmal brachte sie das nicht auf, sondern erfüllte sie mit tiefer Dankbarkeit. Seine Nähe, der Schlag seines Herzens, die Wärme seines Körpers spendeten ihr den Trost, den sie so dringend benötigt hatte.
„Nicht nur deine“, erwiderte sie heiser. Ihre
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