Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
Hände zu Fäusten.
Ich will keinen See als Monument für geleistete Dienste …
Natürlich nicht, aber er war nicht sein Vater, der einem Gefühl, das er nie kennengelernt hatte, ein Denkmal gesetzt hatte. Leo wollte nicht, dass Bethany, die ihn mit einem Lächeln auf den Gipfel der Glückseligkeit katapultieren oder in tiefste Verzweiflung stürzen konnte, wie seine arme Mutter in einem Käfig aus Pflichtgefühl und gesellschaftlichen Konventionen endete. Er liebte sie so, wie sie war. Hatte insgeheim nie erwartet, dass sie zu der Frau wurde, die er von Rechts wegen hätte heiraten sollen. Auch er wollte keine Ehe wie die seiner Eltern und dankte dem Himmel heute noch, dass er den größten Teil seiner Kindheit und Jugend in Internaten verbracht hatte. Wollte er, dass es seinen eigenen Kindern ebenso erging?
Nicht um alles in der Welt!
Dennoch wusste er, dass er Bethany nur aus Stolz dazu bringen wollte, bei ihm zu bleiben, aus falschem Stolz und Egoismus. Er betrachtete das Häufchen Elend auf dem Teppich – die Behauptung, dass sie ihn verlassen wollte , nahm er ihr nicht ab. Aber wenn sie sich das nicht eingestehen konnte, welches Recht hatte er dann, sie dazu zu zwingen und sie dadurch zu demütigen? Warum ließ er sie nicht gehen – war seine Liebe zu ihr so gering? War ihm sein Glück wichtiger als ihres?
Minuten vergingen, und Leo verachtete sich aus tiefster Seele, weil ihm diese Entscheidung so schwer fiel.
Was für ein Mann bin ich nur? fragte er sich bitter und gab sich im nächsten Moment selbst die Antwort. Er war der, den Bethany in ihm sah – ein selbstherrlicher berechnender Tyrann, der sein Verhalten damit rechtfertigte, dass es in ihrer Ehe um Pflicht und Verantwortungsbewusstsein ging. In Wirklichkeit jedoch drehte es nur darum, dass er sie nicht verlieren wollte.
Er wollte nur sie, immer nur sie. Seit er ihr begegnet war, hatte es für ihn keine andere Frau gegeben. Und um sie zu behalten, war ihm jedes Mittel recht gewesen. Denn ohne sie war er verloren, ohne sie gab es nur noch den Prinzen, den die Last seiner Abstammung und das Vermächtnis der di Marcos immer mehr erdrückte.
Leo atmete tief ein, als er sich die Wahrheit, die er so lange und so hartnäckig verleugnet hatte, endlich eingestand.
Sie war die Einzige, die in ihm nicht den Adeligen, sondern immer nur den Mann gesehen hatte. Aber er machte sie nicht glücklich, auch das wurde ihm endlich klar. Und er konnte nicht länger tatenlos zusehen, wie sie sich seinetwegen zugrunde richtete.
Was immer es ihn auch kostete, er musste sie gehen lassen. Er wusste nicht, wie oder wo er die Kraft dazu finden sollte, sondern nur, dass es keine andere Möglichkeit gab.
Bethany wusste im ersten Moment nicht, wo sie war. Offenbar hatte sie die Besinnung verloren, denn sie spürte immer noch eine leichte Benommenheit. Dann sah sie auf und begegnete Leos Blick, und ihr fiel wieder ein, was geschehen war. Sie hatte ihm mitgeteilt, dass sie die Scheidung wollte und war ins Schlafzimmer gegangen. Weshalb sie hier auf dem Teppich hockte, wusste sie allerdings nicht.
Sie wusste nur, dass es zwischen ihnen vorbei war. Der Hoffnungsfaden, an den sie sich so verzweifelt geklammert hatte, war gerissen. Sie war frei – frei von Leo, frei von Felici. Sie konnte gehen, wohin sie wollte und endlich ein neues Leben beginnen – und es kam ihr wie ein Todesurteil vor.
„Bist du okay, Bethany?“ Nur undeutlich vernahm sie die Worte. Leos Stimme klang wie die eines Fremden.
Vielleicht war sie auch die Fremde, nachdem sie die letzte Verbindung zwischen ihnen zerstört hatte.
Sie schluckte und versuchte, etwas zu sagen, brachte jedoch keinen Ton hervor.
„Fühlst du dich nicht wohl?“, fragte Leo besorgt und trat einen Schritt näher.
Sie sah erneut zu ihm auf und blinzelte verwirrt, weil seine Züge so verschwommen waren. Erst jetzt merkte sie, dass ihr die Tränen immer noch über die Wangen liefen.
„Ich muss weg“, flüsterte sie und unterdrückte mühsam ein Schluchzen. „Ich muss frei sein … von allem … auch von dir.“
Die Leere in seinem Blick traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hatte geglaubt, dass sie gegen weiteren Schmerz immun wäre, aber sie hatte sich getäuscht.
„Ich liebe dich, Bethany, das ist die reine Wahrheit“, erwiderte er tonlos, die Hände noch immer zu Fäusten geballt. „Wenn du gehen willst, werde ich dich nicht zurückhalten.“
Wenn er sie doch nur nicht so ansehen würde, mit diesem Blick
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