Castle 1 - Castle, R: Castle 1
würde nicht auf die gute alte Drohung mit der Arrestzelle hereinfallen. Also spielte sie sein Spiel mit und wartete auf die richtige Gelegenheit. „Warum haben Sie dann so viel Gift und Galle gespuckt?“, fragte sie. „Was hat Sie an diesem einen Geschäftsrivalen so aufgeregt?“
„Rivale? Matthew Starr war bei Weitem nicht fähig genug, um als mein Rivale durchzugehen. Matthew Starr brauchte eine Trittleiter, nur um meinen Hintern zu küssen.“
Da war es. Sie hatte die offene Wunde in Omar Lambs dickem Fell gefunden. Sein Ego. Heat stocherte darin herum. Sie lachte ihn aus. „Schwachsinn.“
„Schwachsinn? Haben Sie gerade ‚Schwachsinn‘ zu mir gesagt?“ Lamb sprang auf und kam hinter seiner Schreibtischfestung hervor, um sie zu konfrontieren. Das würde definitiv keine Parfümanzeige werden.
Sie wich nicht zurück. „Starr besaß in dieser Stadt mehr Grundstücke als jeder andere. Wesentlich mehr als Sie, oder?“
„Schlechte Adressen, Umwelteinschränkungen, begrenzte Luftrechte … Was bedeutet mehr schon, wenn es nur mehr Schrott ist?“
„Das klingt für mich nach Argumenten, die ein Rivale vorbringen würde. Muss übel sein, die Hosen runterzulassen und festzustellen, dass man den kürzeren hat.“
„Hey, wollen Sie wirklich die Größen vergleichen?“ Das war gut. Sie liebte es, die harten Kerle so in Rage zu bringen, dass sie ihr schließlich alles erzählten. „Dann sehen Sie sich doch mal all die Grundstücke an, die mir Matthew Starr vor der Nase weggeschnappt hat.“ Er tippte mit einem seiner manikürten Finger ein paar Mal auf ihre Schulter, um jeden Punkt auf seiner Liste zu unterstreichen: „Er hat Genehmigungen gefälscht, Bauaufseher bestochen, andere unterboten, Häuser über Wert verkauft und nicht geliefert, was ausgemacht war.“
„Herrje“, sagte Heat, „das reicht ja fast aus, um Mordgedanken gegen diesen Kerl zu hegen.“
Nun lachte der Unternehmer. „Netter Versuch. Hören Sie, ja, ich habe Starr in der Vergangenheit gedroht. Das Wort, auf das es hier ankommt, ist: Vergangenheit. Das ist Jahre her. Sehen Sie sich doch nur mal seine aktuellen Zahlen an. Selbst ohne die Wirtschaftskrise war Starr erledigt. Ich musste ihn gar nicht töten. Er war ohnehin schon am Ende.“
„Das sagen Sie als sein Rivale.“
„Sie glauben mir nicht? Dann gehen Sie zu irgendeiner seiner Baustellen.“
„Und was werde ich da sehen?“
„Hey, erwarten Sie etwa, dass ich die ganze Arbeit für Sie mache?“
Lamb begleitete sie zur Tür und sagte: „Eins muss ich noch wissen. Ich habe in der
Post
gelesen, dass er sechs Stockwerke tief gefallen ist.“
„Ja genau, sechs“, bestätigte Rook. Es war das Erste, was er seit ihrer Ankunft von sich gegeben hatte, und es ging gegen sie.
„Hat er gelitten?“
„Nein“, sagte Heat, „er war sofort tot.“
Lamb grinste und zeigte eine Reihe makelloser Zähne. „Nun ja, dann leidet er jetzt vielleicht in der Hölle.“
Ihr goldener Crown Victoria fuhr auf dem West Side Highway Richtung Süden, und die Klimaanlage vertrieb die Luftfeuchtigkeit, indem sie sie in kleine Nebelschwaden verwandelte und dann auflöste. „Also, was denken Sie?“, fragte Rook. „Glauben Sie, dass Omar hinter dem Mord steckt.“
„Könnte sein. Er steht auf meiner Liste, aber darum ging es eben gar nicht.“
„Ich bin froh, das zu hören, Detective. Bloß keine Eile, es gibt ja nur noch etwa drei Millionen andere Leute in New York, die wir befragen müssen. Und damit will ich keinesfalls andeuten, dass Sie keine charmante Interviewerin sind.“
„Du meine Güte, sind Sie ungeduldig. Haben Sie Bono etwa gesagt, dass Ihnen die Hilfseinrichtungen in Äthiopien zum Hals raushängen? Haben Sie die tschetschenischen Kriegsherren gedrängt, mal ein bisschen mehr Tempo zu machen? ‚Kommen Sie schon, Ivan, jetzt zeigen Sie mal, was ein richtiger Kriegsherr alles draufhat?‘“
„Ich weiß eben einfach nur gerne, woran ich bin, das ist alles.“
Sie war dankbar für diesen Stimmungswandel. Auf diese Weise hatte er sie nicht mehr die ganze Zeit auf seinem persönlichen Radar, also ergriff sie die Gelegenheit. „Wollen Sie bei Ihrem kleinen Begleitprojekt wirklich etwas lernen? Dann versuchen Sie es mal mit Zuhören. Das hier ist Polizeiarbeit. Mörder laufen nicht mit blutigen Messern in der Hand herum, und die Bösen tragen keine schwarzen Masken wie die Panzerknacker. Man redet mit Leuten. Und man hört zu. Man findet heraus, ob sie etwas
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