Castle 1 - Castle, R: Castle 1
und hielt den Blick dabei ständig nach oben gerichtet. In der Lücke zwischen der Karosserie- und der Autoglaswerkstatt nebenan blieb sie stehen. Ein kleiner Stofffetzen flatterte am Stacheldraht auf dem Dach. Nikki stand direkt darunter und sah auf den Boden. Zwischen ihren Schuhen entdeckte sie zwei leuchtend rote Blutflecke.
Sie drehte sich um und schaute zu Raley, der sich ebenfalls auf dem Hof befand. Mit einer Handbewegung deutete sie an, dass der Biker auf das Dach des nächsten Gebäudes gesprungen sein musste. Dann lief sie durch das Tor zur Ecke des Gebäudes. Heat lugte herum und zog sich sofort wieder zurück. Der Bürgersteig war leer. Sie vermutete, dass ihr Verdächtiger nicht an der Vorderseite herunterklettern, sondern so lange auf dem Dach bleiben würde wie möglich.
Als sie an der Fassade der nebenan gelegenen Autoglaswerkstatt entlangging, machte sie sich klar, wie dankbar sie sein konnten, dass es sich bei diesem Ort um ein Industriegebiet handelte und außerdem gerade eine Hitzewelle herrschte, denn beides sorgte dafür, dass ihnen keine Fußgänger in die Quere kamen. Das Ende des Gebäudes bildete die Ecke einer Seitenstraße. Sie presste ihren Rücken gegen die Betonwand und spürte die darin gespeicherte Wärme an ihrem Nacken über der Schutzweste. Nikki warf einen Blick um die Ecke. Ein gutes Stück entfernt kletterte der Biker an einem Regenrohr herunter. Ihre Verstärkung war unterwegs, befand sich aber noch eine Gebäudelänge entfernt. Der Biker benutzte beide Hände zum Klettern. Wenn sie wartete, würde er schon bald wieder auf dem Bürgersteig stehen und eine Hand für seine Waffe frei haben.
Heat wirbelte mit erhobener Waffe um die Ecke herum. „Polizei, keine Bewegung!“ Sie konnte es nicht fassen. Rook spazierte zwischen ihr und dem Biker über den Bürgersteig.
„Hey, ich bin’s“, sagte er.
„Aus dem Weg!“, brüllte sie und bedeutete ihm mit einer hektischen Handbewegung, aus der Schussbahn zu treten. Rook drehte sich um. Er sah den Mann, der hinter ihm das Regenrohr herunterkletterte, sprang zur Seite und warf sich hinter einen parkenden Öllieferwagen. Doch der Biker hielt sich nun nur noch mit einer Hand an dem Rohr fest und zog seine Waffe. Heat ging hinter der Wand in Deckung, und sein Schuss traf daneben. Die Kugel schlug in einen Stapel Holzpaletten auf dem Bordstein ein.
Dann hörte sie das Geräusch von Stiefeln, die hart auf dem Boden aufkamen, einen lauten Fluch und das Klappern von etwas Metallischem auf Beton. Die Waffe.
Heat riskierte einen weiteren schnellen Blick. Der Biker stand auf dem Bürgersteig, hatte ihr den Rücken zugewandt und beugte sich vor, um seine Waffe aufzuheben. Sie trat um die Ecke, die Sig im Anschlag. „Keine Bewegung!“
Und in dieser Sekunde stürmte Rook von der Seite heran und warf sich auf den Mann. Nikki hatte kein freies Schussfeld mehr, während die beiden auf dem Boden miteinander rangen. Sie lief auf sie zu, und Raley sowie der Rest der Verstärkung folgten ihr auf dem Fuße. In dem Moment als sie die beiden erreichte, kämpfte sich Rook nach oben und hielt dem anderen Mann die Waffe ins Gesicht.
„Nur zu“, sagte er. „Ich kann die Übung gebrauchen.“
Nachdem sie den Biker auf den Rücksitz eines Streifenwagens verfrachtet hatten, um ihn nach Manhattan aufs Revier zu bringen, gingen Heat, Raley, Rook und die Jungs von der Verstärkung zusammen um die Ecke auf die Karosseriewerkstatt zu. Auf dem Weg dorthin versuchte Rook, mit Nikki zu sprechen, aber sie war wegen seiner Einmischung immer noch stinksauer und stapfte wortlos zum Kopf der Gruppe vor.
Lieutenant Marr machte sich Notizen für seinen Bericht, als sie die Werkstatt betraten. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich Ihr Fahrzeug als Schreibtisch benutze“, sagte er.
„Es wurde schon für Schlimmeres benutzt. Sind alle sicher verstaut?“, fragte sie.
„Darauf können Sie wetten. Unsere zwei Ausreißer sitzen mit Handschellen im Wagen. Die anderen beiden“, fügte er mit einem Nicken in Richtung der Männer hinzu, die an dem LeBaron gearbeitet hatten, „scheinen sauber zu sein. Ich denke, ihr größtes Problem besteht darin, dass sie hier ab Morgen keinen Job mehr haben werden. Glückwunsch dazu, wie Sie sich den Biker geschnappt haben.“
„Danke. Und danke für Ihre Unterstützung. Ich schulde Ihnen was.“
Er zuckte nur mit den Schultern. „Ich bin schon zufrieden, wenn die Guten heute Abend alle zum Abendessen nach Hause
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