Castle 1 - Castle, R: Castle 1
Unter der erhöhten U-Bahn-Linie entlang der Thirtyeighth Avenue entdeckten sie eine kleine Gruppe Streifenwagen vom Revier in Long Island, die bereits einen Block südlich des Gebäudes wartete.
Nikki stieg aus und begrüßte Lieutenant Marr vom 108. Revier. Marr hatte die Körperhaltung eines Soldaten, akkurat und entspannt. Er teilte Detective Heat mit, dass dies ihre Show sei, allerdings schien er sehr erpicht darauf zu sein, ihr die Vorbereitungen zu erläutern, die man bereits für sie getroffen hatte. Sie versammelten sich um die Motorhaube seines Wagens, und er breitete einen Plan der näheren Umgebung aus. Die Karosseriewerkstadt war mit einem roten Kreis markiert, und der Lieutenant fügte nun an einigen Kreuzungen zwischen den umliegenden Blocks blaue X-Symbole hinzu, um ihnen zu zeigen, wo weitere Streifenwagen stationiert waren. Auf diese Weise sollten den Verdächtigen sämtliche Fluchtwege abgeschnitten werden, falls sie versuchen sollten, zu entkommen.
„Hier kommt niemand raus, es sei denn, ihm wachsen plötzlich Flügel“, erklärte Marr. „Und selbst für diesen Fall habe ich ein paar begeisterte Entenjäger in meinem Team.“
„Was ist mit dem Gebäude selbst?“
„Die Standardausgabe für diese Gegend.“ Er breitete einen architektonischen Plan der Karosseriewerkstatt aus der Datenbank der New Yorker Feuerwehr aus. „Ein einstöckiger Ziegelbau mit hohen Decken – im Grunde also nicht mehr als ein viereckiger Kasten. Hier vorne ist das Büro. Dort hinten befinden sich die Werkstatt und die Sanitäranlagen. Hier ist das Lager. Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, dass ein Lagerraum Probleme bereiten kann. Dort gibt es jede Menge Nischen und Ecken und die Beleuchtung ist schlecht, also müssen wir dort besonders auf der Hut sein, klar? Eine Tür befindet sich an der Vorderseite, eine weitere führt von der Werkstatt nach draußen. Drei Stahlrolltore, zwei Ausgänge vom Parkplatz, von denen einer zum Hinterhof führt.“
„Gibt es einen Zaun?“, wollte sie wissen.
„Mit Vinyl ummantelter Maschendraht. Und überall Stacheldraht, sogar auf dem Dach.“
Nikki ließ ihre Finger über den Umgebungsplan gleiten und folgte der Grenzlinie. „Was befindet sich hinter diesem Zaun?“
Der Lieutenant lächelte. „Entenjäger.“
Sie legten fest, dass die Razzia in fünf Minuten beginnen sollte, zogen ihre Schutzwesten an und stiegen wieder in ihre Autos. Zwei Minuten bevor es losging, erschien Marr an Heats Fenster. „Unser Mann auf Beobachtungsposten meldet, dass das nächstgelegene Rolltor offen ist. Ich gehe davon aus, Sie wollen zuerst rein?“
„Danke, ja, das will ich.“
„Dann gebe ich Ihnen Rückendeckung.“ Er warf einen beiläufigen Blick auf seine Armbanduhr, als würde er auf den Bus warten und fügte hinzu: „Er hat außerdem bestätigt, dass sich der Lieferwagen, den Sie suchen, auf dem Hof befindet.“
Nikki spürte, wie ihr Herz schneller schlug. „Das sind gute Neuigkeiten.“
„Sind diese Gemälde sehr wertvoll?“
„Damit könnte man vermutlich den Tageszins der Wallstreet-Rettungsaktion bezahlen.“
„Dann hoffen wir mal, dass niemand Löcher reinschießt“, sagte der Lieutenant und stieg in seinen Wagen.
Ochoa ließ auf dem Sitz neben ihr seine Knöchel knacken. „Keine Sorge. Wenn der Russe da drin ist, schnappen wir ihn uns.“
„Ich bin nicht besorgt.“ Im Rückspiegel sah sie, dass Raleys Augen halb geschlossen waren, und sie fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er tatsächlich so entspannt war, oder ob er womöglich betete. Sie drehte sich zu Rook um, der neben Raley auf dem Rücksitz saß. „Rook.“
„Ich weiß, ich weiß, ich bleibe im Wagen.“
„Diesmal nicht. Steig aus.“
„Ach komm schon, willst du mich einfach so hier stehen lassen?“
„Wenn ich erst bis drei zählen muss, bekommst du Hausarrest, Freundchen.“
Ochoa sah auf seine Uhr. „In fünfzehn Sekunden geht’s los.“
Heat warf Rook einen eindringlichen Blick zu. Er stieg aus und schlug die Tür zu. Nikki schaute in den Wagen neben sich, und Lieutenant Marr hob sein Mikrofon. Über Funk hörte sie sein entspanntes: „Grünes Licht für alle Einheiten.“
„Dann wollen wir mal die Kunstausstellung stürmen“, sagte sie und trat auf das Gaspedal.
Nikki spürte, wie sich ihr Zwerchfell zusammenzog, als sie um die Ecke bog und den Block entlangraste. Sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass man so beruhigend auf seinen Verstand einreden konnte, wie man wollte:
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