Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)
mithilfe ihres Kinns am kühlen Granit entlang zu den Werkzeugen vorarbeiten. Das nächstgelegene war eine kleine Nadel. Der Bohrer lag weiter weg, doch den brauchte sie. Er würde ihr viel Zeit ersparen. Sie stürzte darauf zu, rammte ihre Schulter gegen die Kante der Theke und wurde auf ihren Stuhl zurückgeworfen. Sie drehte sich mit dem Stuhl, bis dieser näher an der Theke stand, und richtete sich wieder auf. Dieses Mal stürzte sie nicht auf ihr Ziel zu, sondern streckte sich über die kleineren Werkzeuge dem Bohrer entgegen.
Der Griff war zylinderförmig, ruhte aber auf kleinen Gumminoppen, sodass der Einschaltknopf direkt vor ihr auf der Oberseite prangte. Nikki legte die Spitze ihres Kinns auf den Knopf und drückte einmal, zweimal, dreimal. Beim vierten Versuch begann der Bohrer zu summen. Ihre Rückenmuskeln schmerzten schrecklich und protestierten gegen die Anstrengung, sie in dieser verdrehten Haltung über der Theke aufrechtzuhalten. Doch sie geriet nicht ins Schwanken, sondern konzentrierte sich auf den Griff des Bohrers, während sie ihn mit ihren Lippen packte und ihn dann zwischen ihre Backenzähne klemmte.
Sie verteilte ihr Gewicht gleichmäßig zwischen ihren Ellbogen, ließ sich vorsichtig auf den Stuhl sinken, damit der Bohrer nicht aus ihren Mund rutschte, und lehnte sich dann vor, um das Klebeband zu zerschneiden, das ihr rechtes Handgelenk an die hölzerne Armlehne des Stuhls fesselte.
Nikki arbeitete schnell. Indem sie ihre Handgelenke nach oben drehte, schuf sie die nötige Spannung auf der zu schneidenden Oberfläche, und das Klebeband löste sich. Sobald ihr rechtes Handgelenk frei war, verlagerte sie den Bohrer von ihrem Mund in ihre Hand und war auf diese Weise sogar noch schneller in der Lage, die Fesseln an ihrer linken Hand loszuschneiden. Sie wollte ihre Knöchel freibekommen, damit sie sich bewegen konnte, falls ihr Entführter zurückkehrte, doch ihre Unterarme waren nach wie vor an die Armlehnen gefesselt, daher konnte sie sich nicht weit genug nach unten beugen. Also machte sie sich an dem Klebeband an ihrem rechten Unterarm zu schaffen. Als dieser frei war, hörte sie etwas und schaltete den Bohrer ab.
Das Summen des aufsteigenden Fahrstuhls.
Heat lehnte sich vor und befreite zuerst ihren rechten Knöchel, bevor sie zum linken überging. In der Eile stach sie sich mit dem Bohrer durch die Hose ins Schienbein und zuckte zusammen. Doch sie verdrängte den Schmerz und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Ihr blieb weniger als eine Minute, um sich zu befreien, also durfte sie nicht aufhören, zu schneiden. Ihr linker Knöchel löste sich ebenfalls vom Stuhl, und sie stand im gleichen Moment auf, in dem sie das gedämpfte Quietschen des anhaltenden Fahrstuhls vernahm.
Nikki hing mit dem linken Unterarm immer noch am Stuhl fest, als sich die Falttür öffnete. Sie entschied sich, den Bohrer auszuschalten, damit der Texaner das hohe Summen nicht durch die Tür hören und so gewarnt werden würde.
Sie konnte mit ihren Nägeln nicht den Rand des Klebebands finden, um es weiter abzuziehen, und die Zahnarztwerkzeuge hatten allesamt feine Spitzen und taugten damit nicht zum Schneiden. Der Schlüssel wurde ins Schloss der Vordertür geschoben. In der Küche gab es sicher Messer. Der Schlossriegel sprang zurück. Sie hob den Stuhl hoch und trug ihn mit sich um die Theke herum. Der hölzerne Messerblock war zu weit entfernt, um ihn zu erreichen. Doch da. Neben der Spüle direkt vor ihr: ein Flaschenöffner neben einem verbogenen Flaschenverschluss. Heat schnappte ihn sich, als die Klinke heruntergedrückt wurde und sie hörte, wie sich die Vordertür mit einem leisen Knarren öffnete.
Sie zog sich mit dem Stuhl ins Wohnzimmer zurück und hockte sich hinter die Küchentheke, um sich Deckung und ein paar zusätzliche Sekunden zu verschaffen. Dann fing sie an, sich mit der scharfen Spitze des Flaschenöffners vom Stuhl zu befreien. Die Stiefel traten auf die Schieferfliesen des Küchenbodens und blieben stehen.
Nikki bearbeitete immer noch das verbliebene Klebeband, als der Texaner über die Küchentheke sprang und auf ihr landete.
Die Heftigkeit seiner Attacke warf Heat zur Seite unter den Esstisch. Seine Hände legten sich in einem Würgegriff von hinten um ihre Kehle, und sie konnte nichts dagegen unternehmen. Ihr rechter Arm – und damit auch der Flaschenöffner – klemmte unter ihrem Körper fest, und der linke war nach wie vor an den Stuhl gefesselt, der hinter ihr herschleifte
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