Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)
sie konnte Old-Spice-Rasierwasser riechen, als plötzlich eine Stimme direkt in ihr Ohr sprach. Es war ein Mann in den Vierzigern, schätzte sie. Sein texanischer Akzent wäre unter anderen Umständen attraktiv gewesen. Es war eine klare, einfache Stimme, die einem ein gutes Gefühl gegeben hätte, dem Mann ein Los für die Kirchentombola abzukaufen oder kurz die Zügel seines Pferdes zu halten. Sanft und ruhig fragte er: „Wo ist es?“
Nikki murmelte leise gegen ihren Knebel aus Klebeband. Sie wusste, dass sie nicht in der Lage sein würde, zu sprechen, doch wenn der Texaner glaubte, dass sie etwas zu sagen hatte, würde er ihr den Knebel und die Kapuze vielleicht abnehmen, was zumindest ein kleiner Fortschritt für sie wäre. Heat wollte eine Gelegenheit schaffen, die sie im richtigen Moment nutzen konnte.
Stattdessen sagte er in seinem angenehmen, entspannten Tonfall: „Das Sprechen fällt Ihnen momentan etwas schwer, nicht wahr? Ich habe einen Vorschlag: Nicken Sie einfach, wenn Sie mir verraten werden, wo es ist.“
Sie hatte keine Ahnung, wovon der Mann redete, aber sie nickte. Sofort schlug er mit seiner Hand auf die schmerzende Stelle, wo ihr Kopf gegen die Tür gestoßen war, und sie wimmerte, jedoch mehr vor Überraschung als vor Schmerz. Heat spürte eine Bewegung und bereitete sich auf einen weiteren Schlag vor, doch stattdessen roch sie wieder das Rasierwasser. Und dann kam die Stimme. Sie war so leise wie zuvor und durch ihre gelassene Freundlichkeit sogar noch beunruhigender.
„Tut mir leid, Ma’am. Aber Sie haben geflunkert, verstehen Sie. So etwas gehört sich selbst in New York City nicht.“ Bei diesem Spiel ging es allein um Dominanz, und Nikki hatte die passende Erwiderung parat. Sie riss ihren Kopf in Richtung der Stimme herum und erwischte einen Teil seines Gesichts. Dann spannte sie ihren Körper in Erwartung eines weiteren Schlags an, doch nichts geschah.
Der Mann räusperte sich einfach nur und trat zwei Schritte von ihr zurück. Die hohl klingenden Absätze auf dem Parkett ergaben nun Sinn für sie. Cowboystiefel. Sie hörte ein metallisches Klappern, und die Stiefel kamen wieder näher. „Ich glaube, Sie müssen an den Ernst Ihrer Lage erinnert werden“, sagte er. Dann spürte sie, wie etwas, das sich wie die Spitze eines Bleistifts anfühlte, auf ihren linken Unterarm gelegt wurde. „Das hier wird Ihnen dabei helfen.“
Er durchstach nicht die Haut, doch mit der nadelscharfen Spitze zog er eine Linie an ihrem Arm entlang, bis er das Klebeband an ihrem Handgelenk erreichte. Dort hielt er inne und übte gerade genug Druck aus, um Schmerz zu erzeugen, ohne ihre Haut zu durchbohren. Dann nahm er die Nadel weg und trat zurück, um gleich darauf wiederzukommen und sich ganz nah neben sie zu stellen. Etwas klickte, und ein kleiner Motor, wie der eines Zahnarztbohrers oder eines dieser kabellosen Elektrogeräte, die in den Dauerwerbesendungen angepriesen wurden, surrte mit einem hohen Jaulen neben ihrem Ohr auf. Nikki zuckte zusammen und wandte sich instinktiv ab, doch er nahm sie mit seinem muskulösen Arm in einen Schwitzkasten. Langsam führte er das Werkzeug immer näher an ihr Ohr heran. Als es den Stoff ihrer Kapuze berührte und sich surrend durch die Fasern fraß, schaltete er es ab. Stille. Wieder war sein Mund ganz nah an ihrem Ohr.
„Denken Sie darüber nach, bis ich zurückkomme. Und wenn ich wieder hier bin, gibt es keine Lügen mehr, verstanden?“
Wieder hörte sie das Klappern seiner Stiefel, doch dieses Mal gingen sie in die entgegengesetzte Richtung. Als er einen Teppich erreichte, wurde das Geräusch leiser, hielt jedoch noch eine Weile an, bis es schließlich in einem Hinterzimmer verschwand, wie sie vermutete. Heat lauschte und fragte sich, wie weit der Mann weggegangen war. Dann beugte sie sich so weit nach vorne, wie sie konnte, und ließ ihren Oberkörper ruckartig hochschnellen. Sie spürte, wie die Kapuze durch den Schwung ein paar Zentimeter nach oben rutschte. Bevor sie es ein weiteres Mal versuchte, hielt sie inne, um zu lauschen. Die Stiefel kamen wieder näher. Sie klapperten, als sie den Parkettboden erreichten, und sie spürte, wie sich der Stoff ihrer Hose bewegte, als er an ihr vorbeiging. Er blieb stehen, und sie fragte sich, ob er den leicht veränderten Sitz ihrer Kapuze bemerkt hatte.
Offenbar nicht, denn als Nächstes hörte sie das Klimpern eines Schlüsselbunds, und dann überquerten die harten Sohlen die Steinfliesen eines
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