Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
selbst eine Führungsposition zu?
Das Klingeln ihres Telefons holte sie in die Gegenwart zurück. Dem Display zufolge kam der Anruf aus dem Hauptquartier. Nikki drückte so schnell auf die grüne Taste, dass ihr das Telefon aus der Hand rutschte, doch sie fing es auf, bevor es auf den Boden fallen konnte. „Hallo? Sind Sie noch dran?“
„Nikki Heat, hier spricht Phyllis Yarborough. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich Sie unter Ihrer Privatnummer anrufe.“
„Das ist heute die so ziemlich einzige Möglichkeit, mich zu erreichen.“ Heat bemühte sich, ihre Worte lässig klingen zu lassen und jeden Vorwurf aus ihnen herauszuhalten. Als ob sie das alles ganz locker sehen würde.
„Davon habe ich gehört“, erwiderte Yarborough. „Darf ich Ihnen ganz offen sagen, dass das beschissen ist?“
Nikki lachte, und obwohl der Anruf nicht so klang, als würde er ihre Begnadigung sein, wie sie gehofft hatte, freute sie sich darüber. „Da werde ich Ihnen wohl kaum widersprechen.“
„Ich will nur, dass Sie wissen, dass die Entscheidung nicht einstimmig war, sofern Sie sich das nicht bereits denken konnten. Es gab eine andersgesinnte Stimme, und Sie sprechen gerade mit ihr.“
„Oh … das wusste ich nicht. Aber ich danke Ihnen. Das bedeutet mir sehr viel.“
„Ich muss zugeben, dass ich ohnehin keine große Freundin des Hammers bin, und dieses Mal hat er seinem Ruf alle Ehre gemacht. Er berief das Treffen ein, schürte das Feuer und forderte die Zustimmung ein. Er war wie besessen.“ Yarborough hielt inne. Nikki vermutete, dass sie nun an der Reihe war.
„Ich muss zugeben, dass ich verstehe, dass Zach diese Sache als Beleidigung aufgefasst hat. Immerhin habe ich ihm wegen der Beerdigung des Captains ganz schön zugesetzt.“
„Oje, der Ärmste. Der soll sich mal lieber ein Paar Eier wachsen lassen. Ich sage Ihnen was, Nikki, ich bin nicht nur davon überzeugt, dass Sie nicht diejenige sind, die diese Informationen an die Presse weitergegeben hat, sondern glaube außerdem, dass es hierbei allein um Politik geht. Zach und sein Netzwerk aus menschlichen Wieseln hatten kein Problem damit, als ich Interesse daran zeigte, Sie für mein Team im Echtzeitverbrechenszentrum zu gewinnen, aber nach Captain Montroses Tod änderten sich die Umstände plötzlich.“ Sie senkte ihre Stimme und fügte hinzu: „Das tut mir übrigens sehr leid, ich weiß, dass es ein schwerer Verlust für Sie ist.“
„Danke.“ Nikkis Neugier war geweckt. „Und was führte Ihrer Meinung nach zu dieser Änderung?“
„Wenn meine Kandidatin – und damit sind Sie gemeint, meine Liebe – befördert wird, um Montrose zu ersetzen, schwächt das ihren Einfluss. Sehen Sie doch nur, wem sie die Stelle gegeben haben. Der Mann ist eine Witzfigur. Die wollen keinen Revierleiter, die wollen eine Marionette.“
„Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich für mich eingesetzt haben.“
„Wenn man das Ergebnis bedenkt, habe ich Ihnen wohl keinen Gefallen getan.“
„Ich denke, auf Streife zu gehen, ist sicherer, als im Hauptquartier zu arbeiten“, meinte Nikki.
„Die Politik ist eben ein hässliches Spiel.“
„Und vor allem eins, das ich nicht spielen möchte, vielen Dank auch“, sagte Heat. „Dafür habe ich nicht meinen Eid geschworen.“
„Und genau aus diesem Grund rufe ich an“, sagte Yarborough. „Da Sie anderen nicht gerne in den Rücken fallen, wollte ich Sie wissen lassen, dass ich meine Augen für Sie offen halten werde. Ich kann nicht versprechen, dass es nicht noch weitere Überraschungen geben wird, aber vielleicht gelingt es mir, sie abzuwehren oder Sie wenigstens vorzuwarnen.“
„Wow, das ist sehr großzügig.“
„Sie haben es sich verdient. Also, was haben Sie jetzt vor? Schauen Sie sich den ganzen Tag Telenovelas an? Legen Sie ein Sammelalbum an?“ Als Nikki darauf nichts erwiderte, fuhr Yarborough fort: „Natürlich nicht. Sie sind Nikki Heat. Hören Sie, tun Sie, was Sie tun müssen. Aber wenn Sie irgendetwas brauchen, egal was, dann rufen Sie mich bitte an.“
„Das werde ich“, versprach Heat. „Und Phyllis? Danke.“
Etwa eine Stunde später raffte Heat sich auf. Ihr Exil in ihrer Wohnung ging ihr auf die Nerven, und es gelang ihr nicht, sich mit dem Fernsehprogramm von ihren nagenden Gedanken abzulenken. Doch selbst der Vorgang, sich ausgehfertig zu machen, stellte eine Konfrontation mit ihrer unglücklichen Situation dar: Aus Reflex griff sie nach ihrem Holster – leer –, murmelte
Weitere Kostenlose Bücher