Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
Handy zu und rief im Laufen: „Drück auf Wiederwahl. Sag Ochoa, dass ich ihn Richtung Osten über die Spofford Avenue verfolge.“
Er hatte bereits einen großen Vorsprung gewonnen, als sie um die Ecke bog. Für einen so breiten Mann war er sehr schnell, aber Nikki war schneller. Sie gab Gas und holte bald auf. Da sie unbewaffnet war, bestand ihre Strategie darin, lediglich nah genug an ihm dranzubleiben, um ihn in Sichtweite zu behalten, bis Verstärkung eintraf. Also lief sie schnell genug, um die Entfernung zu verringern, hielt aber genug Abstand, um ausweichen zu können, falls er bewaffnet war.
Steljess tat, was die meisten fliehenden Verdächtigen taten: Er verlor an Geschwindigkeit, indem er sich umdrehte, um zu sehen, wie weit sie entfernt war. Und so konnte Heat ihr Tempo bald auf ein angenehmes Maß verringern, das ausreichte, um ihn im Blick zu behalten. Er wollte sie abschütteln und versuchte, sie auszutricksen. An der Drake Street bog er plötzlich nach links ab und sprang mitten in den Feierabendverkehr. Nikki fiel ein paar Meter zurück, da sie Autos ausweichen musste, holte aber wieder auf, als er in der Einfahrt eines Autorecyclinghofs verschwand.
Sie blieb vor dem Tor stehen und lauschte. Das wäre ein guter Ort, um sie abzuschütteln, besonders wenn er den Grundriss kannte und durch einen Hintereingang entkommen konnte. Außerdem könnte sie sich an diesem Ort in eine riskante Situation bringen, wenn sie ihm jetzt unbewaffnet hinterherstürzte. Also schob sie sich näher an die Seite des offenen Tors, um zu hören, ob sie Schritte ausmachen konnte.
Heat erhaschte eine blitzartige Bewegung in dem gewölbten Spiegel über ihr, doch es war zu spät. Tucker Steljess wirbelte um den Rand des Zauns herum, hinter dem sie sich versteckte, packte mit beiden Händen die Vorderseite ihres Mantels und setzte sein Gewicht ein, um Nikki von den Füßen zu heben und sie quer über den Hof zu schleudern.
Sie landete mit dem Rücken auf einer abmontierten Autotür, die an einem metallenen Farbenspind lehnte. Er hatte sie mit solcher Wucht geworfen, dass der Spind nach vorn kippte und diverse kleine Farbdosen und Arbeitsutensilien herausrutschten, die auf sie herabregneten.
Nikki schnappte sich eine Farbdose, warf sie in seine Richtung und verfehlte ihn, doch sein Zurückzucken verschaffte ihr eine wertvolle Sekunde, um die anderen Dosen abzuschütteln, damit sie aufstehen konnte, bevor er auf sie losging. Doch er kam nicht. Stattdessen nahm Steljess eine Position ein, die sie als Schussstellung erkannte, und griff mit einer Hand in seine Daunenweste. Sie warf eine weitere Dose, die ihn an der Schulter traf, ihn jedoch nicht von seinem Vorhaben abbrachte.
Tatsächlich lächelte er sogar.
Heat sah, wie er die Glock aus seiner Weste zog, und fühlte sich dumm und hilflos. In einem verzweifelten Augenblick streckte sie die Hände nach der Autotür aus, da sie hoffte, dass sie ihr als Schild dienen und die Kugel zumindest verlangsamen könnte. Sobald Nikki sie über sich gezogen hatte, hörte sie das Krachen eines Schusses.
VIERZEHN
Sie fühlte die Kugel weder in die Tür noch in ihren Körper einschlagen. Für einen Sekundenbruchteil fragte sich Nikki, ob sie sie deshalb nicht fühlte, weil sie bereits tot war. Doch dann vernahm sie zwei vertraute Stimmen, die „NYPD, keine Bewegung!“ riefen. Dann folgten drei schnell hintereinander abgegebene Schüsse und das Geräusch eines Körpers, der schwer gegen ihren improvisierten Schild prallte. Während sie festgeklemmt dort lag, kamen Schritte auf sie zugelaufen. Daraufhin erklang das willkommene Geräusch einer Waffe, die über den Asphalt getreten wurde und davonschlitterte.
„Gesichert.“ Die entspannte Stimme gehörte Dutch Van Meter.
„Heat, er ist erledigt“, rief Detective Feller. „Sind Sie in Ordnung? Heat?“
Feller steckte seine Waffe ins Holster und half ihr unter der Autotür hervor. Obwohl Nikki darauf beharrte, dass es ihr gut ging, brachte er sie dazu, sich auf einen ramponierten Bürostuhl zu setzen, der auf dem Hof neben einer Plastikwanne voller Zigarettenstummel stand und schon recht vergammelt aussah. Streifenwagen vom 41. Revier hielten hinter dem Undercover-Taxi vor dem Tor. Die Notleuchten schienen in die Einfahrt des Recyclinghofs und verliehen der Nacht etwas Surreales, besonders als die farbigen Lichter auf Van Meter fielen. Er hielt immer noch seine Smith & Wesson 5906 in der Hand und stand über Tucker Steljess’
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