Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
seiner Seite befand. Dem Vermieter der verschwundenen Frau zufolge arbeitete Shayne Watson als Prostituierte in Hell’s Kitchen. Die ehemalige Mitbewohnerin der Domina war immer noch nicht wieder aufgetaucht, und Heats Plan für den Tag sah vor, durch die Straßen zu gehen und ihr Bild anderen Prostituierten zu zeigen, wodurch sie etwas über sie herauszufinden hoffte.
„Die hier übernehme ich“, sagte Rook. Er schnappte sich eine Kopie des Überwachungsbilds und trat auf eine Frau zu, die vor einem Restaurant an einer Wand lehnte und eine Zigarette rauchte. „Morgen, Miss.“ Sie musterte ihn von oben bis unten und wandte sich zum Gehen. „Bitte, das wird nur eine Sekunde dauern. Ich versuche, eine Ihrer Kolleginnen zu finden. Sie ist ebenfalls eine Prostituierte und …“
Die Frau schnippte ihm ihre Zigarette entgegen, die an seiner Stirn abprallte. „Arschloch. Mich einfach als Nutte zu bezeichnen …“ Sie eilte davon, rief etwas darüber, die Polizei zu informieren, und fluchte zwischendurch immer wieder, bis sie um die nächste Ecke verschwunden war.
So sehr Rooks Ausrutscher Heat auch amüsierte, hatte sie selbst auch nicht mehr Glück. Sicher, Nikki war besser darin, die Prostituierten zu erkennen – immerhin hatte sie mal bei der Sitte gearbeitet –, doch die Frauen merkten, dass sie eine Polizistin war und machten entweder dicht oder liefen einfach weg, sobald sie sich ihnen näherte. „Das könnte ewig dauern“, sagte Rook.
„Es ist noch zu früh am Tag, die meisten von ihnen sind jetzt noch nicht unterwegs. Wir werden mehr Glück haben, wenn sie zahlreicher sind.“ Das war leichter gesagt als getan. Gegen Mittag, als sich die Bürgersteige vor den billigen Motels langsam füllten, lief Nikki immer noch erfolglos herum.
Sie gingen in ein Café, um sich aufzuwärmen, und Rook machte seiner Skepsis bezüglich des Plans auch weiterhin Luft. „Sie laufen immer nur weg. Und es steht nicht in deiner Macht, sie aufzuhalten.“
„Danke, dass du mir meine neue ohnmächtige Position noch einmal vorhältst“, erwiderte sie.
„Ich habe die Lösung“, sagte Rook. „Sie ist genial.“
„Klingt besorgniserregend.“
„Ein Wort: Netzstrumpfhose.“ Als sie sich anschickte, den Kopf zu schütteln, senkte er seine Stimme und sprach in drängendem Tonfall weiter. „Du redest doch immer davon, wie du verdeckt bei der Sitte gearbeitet hast, oder? Dann mach jetzt genau das. Stell dich zu ihnen auf die Straße … Es sei denn, du hast einen besseren Plan.“
Nikki dachte einen Augenblick lang darüber nach und sagte: „Ich schätze, hier in der Gegend dürfte es irgendwo einen Laden mit billigen Klamotten geben.“
„Na also“, sagte er viel zu laut. „Du wirst eine großartige Nutte abgeben.“ Nikki musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass sie jeder im Café anstarrte.
Rook buchte für den Nachmittag ein Zimmer im Four Diamonds, wobei er bemerkte, dass der Name die einzige Möglichkeit war, auf die das Etablissement jemals mit Diamanten in Verbindung gebracht werden würde. Es roch nach scharfem Desinfektionsmittel und rühmte sich mit dem Angebot eines unbegrenzten Eisvorrats, der zweifellos zu den unbegrenzten Zigarettenbrandflecken passte, die den Waschschrank im Badezimmer und den Nachttisch zierten. Nikki zog sich ihre neuen Sachen an, und während sie das Make-up auflegte, das sie ausgewählt hatte, rief Rook aus dem Schlafzimmer: „Ich fühle mich, als wären wir in
Pretty Woman
. Ich würde mich gerne jetzt sofort mit dir in einem Schaumbad vergnügen, aber die Kakerlaken benutzen die Wanne noch.“
„Was meinst du?“, fragte Heat. Sie trat aus dem Badezimmer und posierte vor ihm, um ihm das übertriebene Make-up, die großen Kreolen an ihren Ohren, die gefälschten Uggs mit Leopardenmuster, die zerrissene Strumpfhose und den limettengrünen Plastikregenmantel zu präsentieren.
Rook musterte sie von der Bettkante aus und sagte: „Das hast du also aus deinem Leben gemacht?“
Draußen auf dem Bürgersteig hielt sich Nikki fürs Erste von den echten Prostituierten fern, um ihnen ein wenig Zeit zu geben, sich an sie zu gewöhnen. Ein paar der Frauen zeigten ein gewisses Revierverhalten. Sie betrachteten Nikki als Eindringling und Bedrohung und gingen sie deswegen hart an oder liefen einfach weiter, da sie wohl immer noch die Polizistenschwingungen wahrnahmen, die die Mascara und die falschen Wimpern nicht verdecken konnten. Die meisten waren jedoch freundlich. Sie
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