Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
sondern auch damit, dass er ihre Ermittlungen behindert hatte. Außerdem waren da noch das Blut auf dem Kollar des Priesters und das Pflaster an Montroses Finger. Und natürlich das verblüffende erneute Auftreten der TENS-Verbrennungen auf Grafs Körper, auf dem des Strippers und auf dem eines Opfers in einem alten Mordfall, in dem Montrose ermittelt hatte, als er noch Detective gewesen war.
Rook hörte ihr aufmerksam zu, ohne sie zu unterbrechen. Ihre Geschichte interessierte ihn, aber es ging ihm vor allem darum, dass sie alles loswerden konnte. Er wollte ihr helfen, den Schmerz zu erleichtern, der sie quälte. Als Nikki fertig war, fragte er: „Dieser Verdacht, den du hattest, hast du irgendjemandem davon erzählt? Der Dienstaufsichtsbehörde? Deinen neuen Freunden im Hauptquartier?“
„Nein, denn der Verdacht war, du weißt schon, unwesentlich. Er hatte ohnehin schon genug Probleme. Wenn man einmal damit anfängt, ist es wie mit der Büchse der Pandora.“ Ihre Unterlippe zitterte, und sie biss darauf. „Ich habe heute Morgen versucht, mit ihm darüber zu reden. Er hat mich regelrecht mit seinen Problemen konfrontiert, und ich kann dir versichern, dass er darunter gelitten hat. Er hat wirklich gelitten.“ Sie neigte den Kopf zurück und blinzelte, weigerte sich, zu weinen, und fuhr dann fort: „Ich schäme mich, es zuzugeben, aber heute Morgen im Park hat ein Teil von mir gedacht …“
Er wusste, worauf sie hinauswollte. „Du hast dich gefragt, ob er daran beteiligt sein könnte.“
„Nur eine Sekunde lang, eine Sekunde, für die ich mich hasse, aber er hat mich am Ende unserer Besprechung gewarnt. Da musste mir dieser Gedanke doch kommen.“
„Nikki, es ist nicht schlimm, etwas zu denken. Besonders in deinem Beruf. Ich bitte dich, genau das ist es doch, was du tust.“
Sie nickte knapp und rang sich ein dünnes Lächeln ab.
„Konntet ihr deinen Angreifer, das menschliche Eis am Stiel, eigentlich identifizieren?“
„Du bist ein kranker Mann, Jameson Rook.“
Er verbeugte sich theatralisch. „Danke, vielen Dank.“
Dann erzählte Heat ihm von Sergio Torres. Davon, dass sich sein Strafregister wie das eines gewöhnlichen Gangmitglieds las, er aber wie ein ausgebildeter Soldat gekämpft hatte.
„Ich versteh das nicht“, sagte Rook. „Ein mieser Mafioso mordet mit militärischer Meisterlichkeit? Mysteriös.“
„Ja“, stimmte Nikki zu. „Das Gleiche habe ich auch gedacht.“
„Hast du nachgeprüft, ob er Verbindungen zur Mara-Salvatrucha-Gang hatte? Die haben angeblich allen Polizisten des NYPD vor etwa einem Jahr den Kampf angesagt“, erklärte er. „Und dank meiner kürzlichen Recherchereise über Waffenschmuggel weiß ich, dass die Kartelle den Mitgliedern vom MS ein paramilitärisches Training verpassen, damit sie in deren Drogenkriegen in Mexiko kämpfen können.“
„Das werde ich morgen überprüfen.“ Sie ließ sich vom Barhocker gleiten und entschuldigte sich. Ein paar Sekunden nachdem sie im Flur verschwunden war, rief sie: „Rook? Rook, komm mal her.“
Als er das Badezimmer erreichte, stand sie in der Nähe des Fensters. „Bist du seit deiner Ankunft in meiner Wohnung hier drin gewesen?“
„Ich denke, angesichts des heruntergeklappten Toilettendeckels ist die Antwort offensichtlich. Nein.“
„Sieh dir das an.“ Sie trat zur Seite und deutete auf Wassertropfen von geschmolzenem Eis auf der Fensterbank. Dann zeigte sie auf den Riegel. Er war offen. „Ich schließe den Riegel immer.“ Sie nahm eine Taschenlampe aus dem Schrank unter dem Waschbecken und leuchtete auf den Riegel. Auf dem Messing glänzte eine winzige Abschürfung an der Stelle, wo der Riegel aufgebrochen worden war. Wären die Wassertropfen nicht gewesen, wäre es Nikki gar nicht aufgefallen.
Gemeinsam durchsuchten sie die Wohnung. Niemand versteckte sich dort, und nichts war entwendet oder bewegt worden. Da Heat noch die sorgsame Durchsuchung des Pfarrhauses in Erinnerung hatte, achtete sie besonders auf Kleinigkeiten. Doch nichts war verändert worden. „Du musst ihn vertrieben haben, als du reingekommen bist, Rook.“
„Weißt du, ich glaube, die Zeit, in der ich unangekündigt vorbeigekommen bin, könnte vorbei sein.“
Sie verschlossen die Wohnung und gingen nach unten, um den Pitbull, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite in seinem Auto saß, über ihre Entdeckung zu informieren. „Soll ich den Vorfall melden?“
„Danke, Harvey, aber das erledige ich morgen früh
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