Castle Hill - Stuermische Ueberraschung
hinunterblickte.
An diesem Ort fand ich Ruhe. Aus irgendeinem Grund konnte ich hier oben auf Castle Hill am besten meine Gefühle ordnen und verarbeiten. Es war ein ganz besonderer Platz. Und ich hatte schon eine ganze Weile nicht mehr hierherkommen müssen.
Aber jetzt wurde ich Mutter … Jetzt hatte ich nicht mehr nur Braden und Ellie, meine Familie und Freunde zu verlieren, sondern auch noch ein kleines Wunder. Mein eigenes Kind.
Tränen brannten in meiner Kehle. In mir wütete eine rasende Angst.
»Jocelyn?«
Beim Klang von Bradens Stimme fuhr ich herum. Ich wusste, alles, was ich gerade empfand, stand mir ins Gesicht geschrieben.
Ellie musste ihn angerufen haben, und er hatte sofort gewusst, wo er mich finden würde.
Kaum dass er mich sah, wurde Bradens Miene besorgt. Er eilte zu mir und fasste mich bei den Armen. »Liebling, was ist passiert?«
»Ich bin schwanger«, platzte ich heraus. Tränen liefen mir übers Gesicht.
Braden zuckte zurück, als hätte ich ihn geschlagen. Er sah mich lange und forschend an. Sein Gesicht war verzerrt, als hätte er Schmerzen. »Und deswegen bis du hierhergekommen?«, flüsterte er fassungslos.
Ich wusste nicht, was das heißen sollte, aber mir wurde schnell klar, dass es auf keinen Fall etwas Gutes war.
»Braden …«
»Nicht«, unterbrach er mich und wandte sich ab. »Nicht hier.«
Bei der Vorstellung, von hier wegzugehen, ehe ich Gelegenheit gehabt hatte, gründlich über alles nachzudenken, wurde ich unruhig, und eine ganz neue Angst regte sich in mir. Ich hatte mir erst über einige Dinge klarwerden wollen, bevor Braden und ich …
In eisigem Schweigen gingen wir den Hügel hinab. Bradens Taxi wartete an der Esplanade. Ich war so weggetreten, dass ich nicht mal bemerkte, dass Braden mich die ganze Zeit über nicht anfasste. Er öffnete die Autotür, legte mir aber nicht die Hand an den Arm, um mir beim Einsteigen zu helfen, und als wir saßen, nahm er auch nicht wie sonst den Platz direkt neben mir. All das fiel mir erst später auf, als sich der Wirrwarr in meinem Kopf ein wenig gelegt hatte und die Gefühle nicht mehr ganz so heftig in meinem Magen brodelten.
Wir wechselten kein einziges Wort, bis die Tür zu unserer Wohnung hinter uns ins Schloss gefallen war und wir uns in der Küche gegenüberstanden.
Bradens Miene war hart, und das machte mir Angst. »Du kriegst ein Kind von mir, und das ist für dich so eine Katastrophe, dass du rauf zur Burg gehen musst?«
Was? Dachte er etwa im Ernst … Es war doch alles ganz anders!
»Braden …«
»Freust du dich, oder freust du dich nicht?«, fragte er barsch. In seinen Augen stand die nackte Verzweiflung.
Mein Herz klopfte so hart in meiner Brust, dass ich glaubte, mich jeden Moment übergeben zu müssen. »Braden.« Meine Lippen zitterten, Tränen stachen in meiner Nase. »So einfach ist das nicht.«
Erneut wich er vor mir zurück. In seinen Augen glomm ein Schmerz auf, den er jedoch rasch unterdrückte.
»Jetzt lass mich doch …«
Ich hatte keine Chance, den Satz zu beenden, so schnell war er aus der Wohnung verschwunden.
Ich sank auf einen Stuhl. Ich zitterte am ganzen Leib. Nicht nur hatte ich keine Gelegenheit gehabt, mir über meine eigenen Gefühle klarzuwerden, ich hatte auch keine Ahnung, was Braden dachte, und seine abweisende Art machte mir Angst. Normalerweise gab er einem immer die Chance zu erklären, aber offenbar hatte er meine Reaktion auf die Schwangerschaft komplett missverstanden, und jetzt war er so verletzt, dass er mir gar nicht mehr zuhörte.
Ich musste es ihm irgendwie erklären.
Er musste mich anhören.
***
Es war spät, aber ich hatte eine Nachricht auf Dr. Pritchards Praxistelefon hinterlassen und um einen Termin noch in dieser Woche gebeten. Dr. Kathryn Pritchard war meine Therapeutin, und sie hatte mir dabei geholfen, meine posttraumatische Belastungsstörung zu überwinden. Dank ihr hatte ich gelernt, um meine Familie zu trauern und mit meinen Ängsten klarzukommen. Ich hatte schon länger keine Sitzung mehr bei ihr gehabt, aber jetzt brauchte ich einen Unbeteiligten, mit dem ich über alles reden konnte.
Braden blieb mehrere Stunden lang weg. Ich bekam eine SMS von Ellie, die wissen wollte, ob es mir gutging. Das war ein todsicheres Indiz, dass Braden Adam von meiner Schwangerschaft erzählt hatte. Ellie wusste Bescheid, und jetzt versuchte sie herauszufinden, wie sie mit mir umgehen sollte. Das schloss ich daraus, dass sie mich nicht wie sonst anrief oder
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