CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Mutter gestern angerufen und eine Runde Frustshoppen vorgeschlagen hatte. Das kam relativ häufig vor, sodass bei Cate noch keine Alarmglocken geläutet hatten, bis Teresa gefragt hatte: »Hast du in letzter Zeit mal mit Robbie geredet?«
Cate hatte ausweichend geantwortet und sich gefragt, womit er wohl den Argwohn ihrer Mutter geweckt hatte. In ihrer gegenwärtigen Stimmung war Cate versucht, ihr reinen Wein einzuschenken, was die ganze Geschichte mit Hank O’Brien betraf.
Sie raffte ihre schmutzige Wäsche zusammen, schaltete die Waschmaschine ein und ging dann ins Wohnzimmer. Im Flur fiel ihr Blick auf die Stelle, wo Martin sie gegen die Wand gedrückt hatte. Eine kleine Delle war zu sehen, wo seine Faust gelandet war, und in der obersten Putzschicht waren ein paar feine Risse.
Nachdem sie den Fernseher eingeschaltet und sich hingesetzt hatte, war sie endlich so weit, dass sie einen Blick auf ihr Handy zu werfen wagte. Sie hatte es ausgeschaltet, nachdem Martin gegangen war, weil sie befürchtet hatte, dass der Abend nach dem Muster ablaufen könnte, das ihr von ihrem Exmann nur allzu vertraut war: Nach dem Wutanfall kamen unweigerlich die Gewissensbisse und die weinerlichen Selbstrechtfertigungen.
Tatsächlich hatte sie eine ganze Reihe entgangener Anrufe und auch ein paar Nachrichten auf der Mailbox, aber alle von einer unbekannten Festnetznummer.
Also wohl doch nicht Martin. Aber wer dann …?
Hank O’Brien aus dem Jenseits …
Cate lachte. »Hör auf zu spinnen«, ermahnte sie sich selbst und rief ihre Nachrichten ab.
Es war doch Martin, der vom Haus seines Bruders in Burgess Hill aus angerufen hatte. Er hatte dort übernachtet, nachdem er Janine erzählt hatte, sie würden am Samstag in aller Frühe angeln gehen.
»Ich habe also den ganzen Tag frei«, sagte er. »Wenn du das am Morgen abhörst, ruf mich bitte an. Wir treffen uns an einem neutralen Ort und besprechen das wie erwachsene Menschen. Ich kann mich ändern, Cate. Ich kann so sein, wie du mich haben willst.«
O bitte. Zu allem Übel war er auch noch besoffen; er lallte und verhaspelte sich ständig.
Die nächste Nachricht war sogar noch schlimmer. Eine halbe Minute schluchzte er nur in den Hörer, dann folgte ein Schwall verzweifelter Appelle: »Es tut mir leid. Ich liebe dich, Cate. Bitte gib mir noch eine Chance.« Dann war es lange still. Sie wollte gerade schon auflegen, als sie noch einmal seine Stimme vernahm, zaghaft und wie aus weiter Ferne: »Weißt du was? Wenn ich glauben würde, dass ich nie wieder mit dir zusammen sein kann, würde ich mich umbringen.«
Als Dan von seiner Unterredung mit dem Chef zurückkam, herrschte im Verkaufsraum gerade hektische Betriebsamkeit. Das war typisch für Samstag – da kam es öfter vor, dass zwei Dutzend Kunden gleichzeitig bedient werden wollten. Eine Stunde später würde vielleicht schon wieder gähnende Leere herrschen.
Aber das bedeutete, dass er keine Gelegenheit hatte, über das Gespräch mit Denham nachzugrübeln, und – was noch wichtiger war – keine Zeit, Hayley aufzuklären. Nachdem er zunächst Fragen zu einem der komplizierten Cash-Back-Verfahren beantwortet hatte, die manche Hersteller den Einzelhändlern so gerne aufzwangen, hatte er eine Begegnung mit jenem höchst seltenen Wesen, das als Traumkunde bekannt war. Es war ein Mann in den Dreißigern, der sich für einen Fernseher mit Surround-Sound in der Preislage von zweitausend Pfund interessierte. Er erkundigte sich nach dem Angebot, wählte ein Gerät aus und bezahlte mit seiner Kundenkreditkarte. Das Ganze dauerte gerade einmal zehn Minuten.
Als der Trubel nachließ, war Hayley nirgends zu sehen. Dan hatte keine Ahnung, was er ihr sagen sollte. Er müsste ihr irgendwie versichern, dass sie sich keine Sorgen um ihren Job machen musste, ohne irgendetwas von Denhams erstaunlich scharfsinniger Einschätzung ihrer Beziehung zu verraten.
Er schnappte sich eine Kollegin, die gerade vorbeikam, und fragte sie, ob sie Hayley gesehen habe. Grace sah ihn verwirrt an.
»Ja, sie hat gesagt, sie müsste die Mittagspause mit mir tauschen. Sie meinte, du hättest dein Okay gegeben.«
Dan grinste idiotisch. »Stimmt, das hab ich. Wie dumm von mir.«
Neugierig geworden, warf er einen Blick auf den Parkplatz. Hayleys Corsa war verschwunden. Er kehrte in den Verkaufsraum zurück, geplagt von einer tiefen Unruhe. Als er an Grace vorbeikam, zappte sie gerade durch die Programme auf einem 50-Zoll-Fernseher. Eine Sekunde lang waren
Weitere Kostenlose Bücher