CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
nachprüfen werden, ob ich ihn habe aus dem Weg räumen lassen. Abgesehen von ein paar Gegenständen, die er diversen Verwandten vermacht hat, bin ich die Alleinerbin. Zum Glück habe ich selbst genug Geld, sodass sie da keine niederen Motive finden werden.«
Ihre Stimme hatte jetzt einen koketten Unterton. Robbie grinste; er wusste, dass er den Punkt erreicht hatte, wo er sie gefahrlos ein wenig provozieren konnte.
»Hört sich fast an, als ob Sie tatsächlich etwas damit zu tun hatten.«
Sie kicherte. »Ja. Sie müssen mich ja für vollkommen verdorben halten – ich mache hier Witze, wo ich doch eigentlich um ihn trauern sollte.«
»Die Menschen reagieren auf unterschiedliche Weise.«
»Oh, Sie sind zu freundlich, Mr Scott. Das war ja wohl eine Antwort aus dem Lehrbuch.«
»Seite sieben oben«, scherzte er. »Okay, mein Eindruck ist: Wenn Sie jemals jemanden umbringen wollten, dann würden Sie ihm dabei in die Augen sehen wollen.«
Während er sprach, sah Robbie ihr tief in die Augen. Cheryl hielt seinem Blick stand; ihr war vollkommen klar, was er da tat. Er fügte hinzu: »Ich stelle mir Sie mit einem Gewehr oder so vor.«
»O ja! Am besten eine Uzi. Nicht lange rumtun – gleich alle mit einem Kugelhagel niedermähen, so würde ich es machen.« Wieder lachte sie, um dann in einem eindeutig bewundernden Ton hinzuzufügen: »Sagen Sie, dieses kleine Missverständnis, als ich angerufen habe – was war das eigentlich für ein Termin, den Sie da ausmachen wollten?«
Robbie grinste nur und ließ sie ihre eigenen Schlüsse ziehen.
»Eine Verabredung? Zweifellos war die Glückliche eine attraktive junge Dame?«
»Nicht unbedingt eine junge Dame.« Er zwinkerte. »Ich genieße die Gesellschaft von Frauen jeden Alters.«
Sie lächelte, dann wurde ihre Miene wehmütig. »Wenn Hank doch nur ein Viertel von Ihrem Charme besessen hätte, dann wäre er ein viel netterer Mensch gewesen.«
Robbie stimmte ihr zu, doch was er dachte, war: Da wäre ich mir nicht so sicher, Cheryl.
Als sie in die Eingangshalle zurückkamen, schlug ihnen der süßlich-würzige Geruch von Sägemehl entgegen. Einer der Schreiner kam gerade mit einer Werkzeugtasche aus der Küche.
»Noch zwanzig Minuten vielleicht, dann sind wir fertig«, sagte er.
Cheryl wandte sich an Robbie. »Ich möchte Sie um einen großen Gefallen bitten. Ich muss jetzt dringend zurück nach Warwick. Ich habe dort eine Druckerei, in der erfahrungsgemäß alles zusammenbricht, wenn ich mal länger als ein, zwei Tage nicht da bin. Könnte ich Sie bitten, hinter den Handwerkern abzuschließen?«
Robbie zögerte. Er sah auf seine Uhr. Sie würde nicht erwarten, dass er allzu bereitwillig zusagte.
»Ich habe heute Nachmittag noch ein paar Termine. Aber ja, das müsste zu schaffen sein.«
»Vielen Dank, das ist wirklich sehr nett von Ihnen. Sie werden Ihnen die neuen Schlüssel geben. Ich habe selbst auch einen Satz. Oh, und wegen der Alarmanlage – ich habe den Code geändert.«
Sie führte ihn zur Schalttafel und demonstrierte ihm die Bedienung, dann schrieb sie ihm den Code auf einen Zettel. »Ich bin bald wieder da, wahrscheinlich am Dienstag. Aber das nächste Mal werde ich im Hotel übernachten.« Sie ging nicht ins Detail, doch er glaubte zu sehen, wie sie erschauderte. »Ich weiß noch nicht, wann die Beerdigung sein wird. Die Leiche ist bisher nicht freigegeben. Und was noch schlimmer ist: Ich kann mir nicht vorstellen, wer da kommen soll.«
»Seine Arbeitskollegen, würde ich annehmen? Was sagten Sie noch mal, was er gemacht hat …?«
»Ich habe es Ihnen noch gar nicht gesagt.« Sie sah ihn an und lächelte ironisch. »Und allzu viel kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich fürchte, ich habe immer auf Durchzug geschaltet, wenn er von der Arbeit erzählt hat. Er hat nie das geringste Interesse an meinem Betrieb gezeigt, den ich aus dem Nichts aufgebaut habe und mit dem ich seit über fünfzehn Jahren schwarze Zahlen schreibe.«
Robbie sah plötzlich Cate vor sich, die sich ähnlich abschätzig über ihn ausließ. »Haben Sie als Kinder miteinander gewetteifert?«, fragte er.
»Nicht allzu sehr. Er hat eine Privatschule besucht, obwohl das die Mittel unserer Eltern bei Weitem überstieg. Und deshalb wurde er von den Mitschülern gnadenlos gemobbt. Ich bin sicher, dass das mit ein Grund ist, warum er später so unausstehlich wurde.«
»Ihnen ist offensichtlich nichts dergleichen passiert.«
Cheryl quittierte das Kompliment mit einem Lächeln. »Mich
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