CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
endlich, das Gespräch auf seine Geschäftsidee zu bringen.
»Ich habe da ganz fantastische Räumlichkeiten in Hurstpierpoint besichtigt, ideal für ein Café. Das Objekt steht im Moment leer, aber es hat eine Lizenz für einen Gastronomiebetrieb.«
Robbie gähnte zwar nicht direkt, bekundete aber auch nicht sonderlich viel Interesse. Dan ließ sich davon nicht abschrecken und fuhr fort: »Ich hatte letzte Woche ein Gespräch mit der Bank. Sieht nicht gut aus.«
»Natürlich nicht. Die Wirtschaft ist ja auch im Arsch.«
»Deswegen denke ich, dass wir vielleicht eine alternative Geldquelle auftun müssen …«
»Also ehrlich, Alter, du kannst doch nicht im Ernst daran denken, jetzt ein Geschäft zu eröffnen. Wenn du schlau bist, bleibst du, wo du bist, bis bessere Zeiten kommen.«
»Aber mein Job bei Denham’s ist nicht sicher. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis wir von der Online-Konkurrenz verdrängt werden.«
»Dann wäre immerhin eine Abfindung drin.«
»Das sagt Hayley auch. Aber es kommt mir nicht richtig vor. Als ob wir uns wünschen, dass der Laden pleitegeht.«
»Du meinst, Hayley und ich sind tatsächlich mal einer Meinung? Ach du Scheiße, dann nehm ich das lieber zurück.« Robbies Glas war schon wieder leer. »Du bist dran.«
»Jetzt mach mal halblang.« Auf der winzigen improvisierten Bühne machten sich die Musiker bereit für das nächste Set. Dan sah auf seine Uhr: Es war kurz vor zehn. »Glaubst du, dass er noch kommt?«
»Klar kommt er. Weißt du was, wir gehen jetzt nach nebenan. Ich kann mir diesen Mist nicht länger anhören.«
»Gut, aber wie lange wollen wir noch warten?«
Ein schriller Geigenton verzögerte Robbies Antwort. »Wir haben reichlich Zeit. Ich will die Sache heute Abend noch regeln.« Er betonte die Worte heute Abend , und seine Augen funkelten dabei grimmig. Es war ein Blick, den Dan gut kannte – und den er nicht hätte ignorieren sollen.
Hinterher grübelte er viel darüber nach. Er hätte in diesem Moment etwas tun können – einfach sein Glas hinstellen, zur Tür hinausgehen und Robbie mit seinen dummen, aus reiner Geldgier geborenen Fehlern zur Hölle fahren lassen.
Aber das tat er nicht. Vor allem wegen Cate, natürlich. Er wollte sie nicht im Stich lassen.
Also blieb er, und sie fuhren alle miteinander zur Hölle.
2
Cate blickte auf, als sie aus der anderen Bar hereinkamen, auf der Flucht vor einer rührseligen keltischen Ballade. Sie konnte an Dans Körpersprache ablesen, dass er genauso ungern hier war wie sie selbst – und das nicht nur wegen der Musik.
Aber sie waren nun mal hier, und nachdem Cate eine ganze Stunde gewartet hatte, wagte sie fast schon zu hoffen, dass sie die Fahrt umsonst gemacht hatten. Doch in diesem Moment bekam sie eine SMS : Habe mich verspätet. Bin in 5 min da .
Mist. Dan und ihr Bruder bestellten gerade Drinks bei der muffeligen Bedienung, die bei Robbies Eintreten gleich sichtlich aufgelebt war und damit eine Theorie zu bestätigen schien, die Cate sich zurechtgelegt hatte.
Während die beiden Männer einen Tisch in diskreter Entfernung von ihr wählten, nahm Cate ihr Handy aus der Tasche, immer noch unsicher, ob sie die Nachricht weiterleiten sollte oder nicht. Allzu groß war die Versuchung, Robbie eine SMS zu schreiben und ihm zu erklären, dass der Kunde abgesagt habe. Dann könnte sie es sich in einer halben Stunde mit einer Tasse heißer Schokolade und einem guten Buch im Bett gemütlich machen. Sie hatte schon dreihundert Seiten von einem Stephen-KingEpos verschlungen. Der Anschlag konnte ihrem absoluten Favoriten The Stand – Das letzte Gefecht nicht ganz das Wasser reichen, war aber dennoch eine fesselnde Lektüre.
Eine große Versuchung … und dennoch wusste sie, dass sie es nicht tun würde. Robbie war wie ein großer, tollpatschiger Hund, den die ganze Familie liebte und dem man einfach nicht böse sein konnte, auch wenn er allen die Kleider vollsabberte und sein Geschäft auf dem Wohnzimmerteppich machte. Dann kommen eben Cate und Dan mit Eimern und Wischmopps und ihrem unerschöpflichen Vorrat an Geduld …
Nein, nicht unerschöpflich. Ihr Blick heftete sich auf den breiten Rücken ihres Bruders, auf die dunklen Haare, die ihm über den Kragen fielen, und sie schwor sich, dass dies das letzte Mal sein würde. Keine Rettungsaktionen mehr. Keine Gefälligkeiten.
Aber es war nicht das erste Mal, dass sie diesen Schwur tat, und Dan ging es zweifellos genauso. Während er sich an den Tisch setzte,
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