CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
haben sie auf die staatliche Schule am Ort geschickt, was als vollkommen ausreichend für mich betrachtet wurde. Ich war schließlich nur ein Mädchen .«
Sie gingen die Papiere durch. Cheryl schien übergroßen Wert darauf zu legen, dass Robbie alle ihre diversen Kontaktnummern hatte, und er fragte sich, wie viel – oder wie wenig – nötig wäre, um sie zu verführen.
Er verdrängte den Gedanken und begleitete sie zu ihrem Wagen, wobei er darauf bestand, ihre Tasche zu tragen. Sie lehnte zunächst ab, doch er merkte, dass sie von dem Angebot gerührt war, Gespür für falsche Töne hin oder her. Er hatte sie bewusst nicht gefragt, ob es einen Mann in ihrem Leben gebe. Er wusste, dass es niemanden gab – oder jedenfalls keinen, der ihr etwas bedeutete. Geschieden oder verwitwet, das war seine Vermutung.
Nachdem sie den Kofferraumdeckel geöffnet hatte, schnippte sie mit den Fingern. »Verdammt. Ich habe vergessen, Ihnen die Scheune und die Schuppen zu zeigen.«
»Keine Sorge. Ich schau mich noch ein bisschen um.«
»In den Schuppen steht ziemlich viel Gerümpel rum, aber die Scheune ist leer. Ich glaube, Hank wollte sie abreißen lassen und ein zweites Haus auf dem Grundstück bauen.«
»Wirklich?« Robbie bewertete das Vorhaben gleich mit dem Blick des Fachmanns. »Wäre das vielleicht etwas für Sie selbst, irgendwann mal?«
»Hm. Aber der Gedanke, erst mal einen vernünftigen Architekten zu finden und eine zuverlässige Baufirma …«
»Da könnte ich Ihnen sicher behilflich sein. Sagen Sie mir einfach Bescheid.«
»Das werde ich.« Sie gaben sich die Hand, und sie sagte: »War mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Mr Scott.«
»Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite«, erwiderte Robbie, und Cheryl nahm keinen Anstoß an der kriecherischen Phrase, weil sie erkannte, dass er es ernst meinte.
Er blieb in der Einfahrt stehen, während sie einstieg. Das plötzliche Knurren eines Hundes ließ ihn aufschrecken. Er blickte nach rechts und konnte gerade eine Bewegung hinter den Büschen ausmachen, die die Westgrenze des Grundstücks markierten. Offenbar verlief dort ein Fußweg. Er hörte, wie eine Frau den Hund zurückrief.
Als er sich wieder umdrehte, war Cheryl Wilson weg, und Robbie hatte die Gelegenheit verpasst, ihr zum Abschied zuzuwinken und so den Eindruck eines freundlichen, gewissenhaften und einfach hinreißenden jungen Mannes bei ihr zu verfestigen.
Nun ja. Wichtig war nur, dass sie ihm bereitwillig das Haus anvertraut hatte, mitsamt den Nebengebäuden und allem, was darin war. Dan würde es mal wieder nicht fassen können, was für ein gottverdammter Glückspilz Robbie war, dem einfach immer alles in den Schoß zu fallen schien.
Robbie lächelte. Er schloss die Augen und genoss einfach den Moment.
Mein, alles mein …
60
Stemper verbrachte den Vormittag in der Nähe der Geschäftsräume von Compton. Er drückte sich mal am einen, mal am anderen Ende der Straße herum, sodass er das Kommen und Gehen relativ gefahrlos beobachten konnte.
Der blonde Mann im Golf kehrte kurz nach elf zurück. Bald darauf parkte ein Smart mit dem Compton-Schriftzug auf der Tür vor dem Büro. Ein stämmiger Mann in den Sechzigern trug einen Armvoll Schreibwaren in das Gebäude.
Stemper ging noch einmal um den halben Block herum. Zuvor hatte er mit Patricia telefoniert, um Jerrys Information über den Austausch der Schlösser weiterzuleiten. Jetzt rief er sie wieder an und fragte nach dem Stand der Vorbereitungen für den Abend.
»Gordon ist nach London gefahren, um die Tickets und das übrige … äh, ›Material‹ zu holen.«
»Hervorragend. Ich möchte, dass unser Freund bis drei, vier Uhr auf Trab gehalten wird. Bis dahin dürfte er gründlich frustriert sein und kurz davor zu rebellieren.«
»Was ist der Plan B für den Fall, dass er beschließt, Sie zu begleiten?«
»Das kann ich jetzt nicht näher ausführen, schon gar nicht am Telefon.«
Patricia zog hörbar die Luft ein, als ob er sie zurechtgewiesen hätte. »Du liebe Güte, nein. Da haben Sie vollkommen recht.«
Jerry rief keine fünf Minuten später an. Er keuchte wie ein alter Hund und klang noch heiserer als gewöhnlich.
»Ich hab’s geschafft, näher ranzukommen. So richtig hab ich ihn nicht sehen können, aber ich hab seine Stimme gehört. Er ist es, da würde ich was drauf wetten. Einer von den Typen im BMW .«
»Und er ist jetzt beim Bauernhaus? In einem Citroën Picasso?«
»Ja. Jedenfalls, da ist plötzlich dieser
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