CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
die Bedienung in der gleichen plumpen, allzu vertraulichen Manier und ließ sich durch das offensichtliche Desinteresse der jungen Frau nicht davon abhalten, ihr von seinen Erfolgen bei einem regionalen Golfturnier zu berichten. Als er zurückkam, hatte er einen doppelten Whisky in der Hand. Er prostete ihr zu, als er sich an den Tisch setzte.
»Geht doch nichts über einen feinen Single Malt am Ende eines harten Arbeitstags.«
»Stimmt«, sagte Cate, und sie dachte: In deinem Fall wird es nicht bei dem einen bleiben.
»Ich bin durch eine Telefonkonferenz mit einem wichtigen Lieferanten aufgehalten worden. Der CEO war in Aspen, und der Finanzfuzzi von denen hockt drüben in Südkorea!« Sein Ton war leicht genervt, doch es war klar, dass er sie mit seiner Geschichte beeindrucken wollte.
»Was machen Sie eigentlich genau?«
Er zögerte, als ob die Frage seinen Argwohn weckte. »Alles Mögliche. Mit Zahlen jonglieren. Probleme lösen. Öffentlich-private Partnerschaften und dergleichen mehr.« Er gluckste. »Ich könnte Ihnen Akronyme um die Ohren hauen, dass Ihnen schwindlig wird.«
»Klingt faszinierend.«
»Nein, tut es nicht.« Er beobachtete sie ganz genau. »Und wir haben hier ja auch Wichtigeres zu besprechen.«
Cate nickte. »Wir sind froh, dass wir die Sache gütlich regeln können.«
»Das kann ich mir vorstellen. Sie sind Direktorin von Compton, oder?«
»Ich bin freie Mitarbeiterin. Ich berate die Firma in rechtlichen Angelegenheiten.«
»Rechtsanwältin also? Hm. Hab selbst einen Abschluss in Jura. Schätze, dieser kleine Mistkerl hat geglaubt, er könnte mich so einschüchtern?«
»Ganz und gar nicht. Mr Scott ist sehr daran gelegen, die Sache zu Ihrer Zufriedenheit zu regeln.«
O’Brien schnaubte nur. Cate konnte nicht erkennen, ob seine Reaktion bedeutete: Freut mich zu hören oder Sie reden Unsinn. Im Moment war es ihr aber auch ziemlich egal. Sie hätte am liebsten den Umschlag genommen, ihn dem Typen über den Tisch zugeworfen und das Lokal auf der Stelle verlassen – und der Wunsch wurde noch stärker, als sie merkte, wie er ihre Brüste anstarrte.
»Ich weiß, warum die Sie geschickt haben, meine Liebe. Hab’s selber oft genug gemacht – das schärfste Geschütz aufgefahren für eine Charmeoffensive.« Er rieb sich die Patschhände. »Mutter Natur hat Sie ja in eine ausgesprochen entzückende Form gegossen, wie?«
»Mr O’Brien …«
»Mein Fehler, dass ich das nicht vorhergesehen habe. Dann hätte ich vorgeschlagen, dass wir uns bei mir zu Hause treffen.« Ein kräftiger Schluck Whisky, dann drückte er seine Wampe gegen die Tischkante, während er so dicht wie möglich an sie heranrückte. Seine Stimme wurde leise und verführerisch. »Sind nur zehn Minuten zu Fuß oder zwei, wenn wir Ihren Wagen nehmen. Ich führe Sie gerne herum.«
»Nein danke.«
»Ich bestehe darauf.« Er zog die Brauen hoch. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie etwas dagegen haben, mit dem edelsten Champagner abgefüllt zu werden.«
»Da sind Sie wohl einer Wahnvorstellung erlegen. Ich trinke keinen Champagner.«
Obwohl es eine eher harmlose Beleidigung war, zuckte O’Brien zurück. Er kniff die Augen zusammen und lehnte sich zurück, bis sein Stuhl knarrend protestierte.
»Natürlich brauchen Sie keine Führung durch mein Haus. Sie haben es ja schon von innen gesehen wie der Rest der Welt auch. Und genau aus diesem Grund werden Sie tun, was ich sage, Lady, und mir im Übrigen gefälligst ein bisschen mehr Respekt entgegenbringen.«
3
Auf den ersten Blick war Robbies Rechtfertigung ganz simpel: So eine gute Gelegenheit konnte man sich einfach nicht entgehen lassen. Bis zu einem gewissen Punkt konnte Dan das auch nachvollziehen. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul , wie seine Tante es formuliert hätte.
Robbies Mutter, Teresa Scott, war die Inhaberin einer Firma namens Compton Property Services, gegründet Mitte der Achtzigerjahre. Das Kerngeschäft bestand darin, große alte Häuser zu kaufen, zu renovieren und dann entweder mit Gewinn weiterzuverkaufen oder als Studentenwohnungen zu vermieten. Daraus entwickelte sich als Nebenzweig die Verwaltung von Mietobjekten im Auftrag von überwiegend sehr vermögenden Kunden.
Nach einer erbittert ausgefochtenen Scheidung hatte Hank O’Brien vor drei Jahren Compton mit der Vermietung seines luxuriös renovierten Bauernhauses beauftragt. Es fanden sich Mieter, man schloss einen unbefristeten Vertrag, der aber aufgrund eines Todesfalls
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